𝔽𝕠𝕦𝕣

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"Ich bin am Überlegen, Minho heute Mittag zu mir einzuladen", erzählte mir Jisung. Direkt danach entwich ihm ein Gähnen und er klammerte sich mehr an die Riemen seiner Schultasche, so als könnten diese ihn vor irgendetwas retten. Doch das taten sie leider nicht, wir waren noch immer auf dem Weg zur Schule und wir würden auch nicht umkehren. Und ohne Jeongin an meiner Seite würde ich nicht einmal daran denken.

"Er wird sich sicher freuen. War er denn bisher überhaupt einmal bei uns?", wollte ich von meinem kleinen Bruder wissen, der nun empört zu mir sah und beleidigt gegen meinen Arm schlug, was ich mit einem kleinen Lachen quittierte. "Yah! Nur, weil ich es bevorzuge, ihn zu besuchen, heißt das nicht, dass er noch nie bei uns war!", beklagte er sich. Er hasste es, wenn ich ihn damit aufzog, dass er fast nie daheim war. Aber abgesehen von Jeongin hatte er eben noch nie wirklich jemanden mitgebracht. Nur sehr selten überwand er sich dazu, ansonsten fand er immer eine Ausrede. Beispielsweise Haustiere, da Minho drei Katzen besaß.

"Und außerdem, wenn ich jemanden heimbringe, reißt du ihn dir ja unter den Nagel", brummte er leise und steuerte die Straße von Jeongin an. Leise lachte ich deshalb und schüttelte ehrlich meinen Kopf. "Jeongin ist eine Ausnahme", beteuerte ich, jedoch machte Jisung nicht den Eindruck, als würde er mir glauben.

"Jaja. Und du verliebst dich ausgerechnet in meinen besten Freund, der am häufigsten bei mir ist", erwiderte er schmollend, weshalb ich nun grinsend durch seine dunkelblauen Haare wuschelte. Meinem jüngeren Bruder entlockte ich damit einen empörten Laut, den ich allerdings nicht allzu sehr beachtete. Viel mehr zog das weiße Haus, das ich in der Mitte der nächsten Straße von hier aus sehen konnte, meine Aufmerksamkeit auf sich.

"Warte hier. Ich hole Jeongin ab", meinte Jisung zu mir. Brav nickte ich und beobachtete, wie er sich umdrehte und zu Jeongins Haus ging. Leise musste ich seufzen, widerstand dem Drang, ihm zu folgen und ebenso mit zur Tür meines Freundes zu gehen. Aber Jeongins Vater war sehr skeptisch, auch Jisungs Umgang mit seinem Sohn gefiel ihm manchmal nicht. Wenn ich auch noch vor seiner Tür auftauchen würde und Jeongin nur einmal falsch ansah, wäre es bereits aus. Schließlich gab ich meinem Kleinen nur Nachhilfe und das in der Schule... mehr gestattete sein Vater mir nicht.

Gott, wie sehr ich das hasste.

Meine Eltern waren damit zum Glück offener, selbst der neue Mann meiner Mutter hatte kein Problem mit Homosexualität. Ich hatte sie gebeten, ihre Dates auch danach auszusuchen und mir zuliebe hatte meine Mutter darauf geachtet. Dafür hatte sie den ein oder anderen Mann fallen gelassen, doch im Endeffekt war sie mit Jisungs Vater ohnehin glücklicher. Das sah man ihr an. Und das machte auch mich glücklich.

Ungeduldig lief ich auf der Stelle auf und ab und sah mich ein wenig in den menschenleeren Straßen um. Ich hasste es wirklich, hier warten zu müssen, allerdings tauchte nur kurze Zeit später endlich mein Bruder in Begleitung meines Freundes auf. Sofort schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich ging bereits ein paar Meter weiter, damit wir aus dem Sichtfeld der Straße gerieten. Kaum war das geschehen, lief Jeongin auf mich zu und sprang mir fröhlich in die Arme, was ich mit einem liebevollen Lachen quittierte.

"Chanie-Hyung...", murmelte er leise und drückte sich fest an mich. Meine Hände legte ich an seinen Rücken und hob ihn kurz hoch, bevor ich ihm einen Kuss auf seinen Hals unterhalb seines Ohrs drückte und mein Lächeln noch viel breiter wurde, falls das überhaupt noch möglich war. Aber ich liebte ihn nun einmal und allein sein Angesicht machte mich unglaublich glücklich.

"Hey, mein Kleiner. Bereit für die Schule?"

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Colorless Rainbow ★ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt