Hidden truths

Wahrheit vor den Augen

Als Leo zurückkommt ist Emilia wieder eingeschlafen. "Sie sieht so friedlich aus, wenn sie schläft", denkt er und fragt sich, warum sie ihre Identität so lange vor ihm geheimgehalten hat. Die Schwester lässt eine weisse Flüssigkeit in die Schläuche, die zu Emilias Händen führen. 

"Das sollte ihr helfen", lächelt sie Leo an.

"Vielen Dank", bedankt sich Leo. Die Schwester verlässt das Zimmer und schliesst die Glastür hinter sich. Leo ist mit seinen Gedanken allein. Er betrachtet Emilia. Er fährt ihr über das braune Haar. Warum musste sie sich erst maskieren, um von ihm erkannt zu werden? Er hatte doch die Wahrheit die ganze Zeit vor den Augen. Er fand sie schon immer süss, klar. Aber er hätte sie nie um ein Date gebeten. Sie ist nicht diese Art von schöner Frau, zu der man im Club als erstes hingeht. Sie hat diese Art von Schönheit inne, die man erst auf den zweiten Blick erkennt. Jene Schönheit, die aus dem Inneren herrührt. Er nimmt ihre Hand und merkt wie ihn die Müdigkeit überkommt.

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"Leo", wird Leo einige Stunden später sanft geweckt. "Könnte ich einen Moment allein mit meiner Tochter haben?"

Emilias Vater hat das Zimmer betreten und hält ein Geschenk in der Hand.

"Natürlich, Herr Kraft", hört sich Leo sagen. Er steht auf und verlässt das Zimmer. Dabei wirft er Emilia einen letzten Blick zu.

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Als Emilia erwacht scheint sie allein zu sein. Hat sie nur geträumt, dass ihr Vater da war? Und Leo? Ist er zu sich nach Hause schlafen gegangen? Emilia bemerkt, dass sich ihre Schmerzen etwas gelegt haben. Sie hat auch das Gefühl etwas klarer denken zu können. Sie nimmt sich fest vor, Leo zu erzählen, wer ihr Vater ist, sobald er zurückkommt. Falls er zurückkommt. Vielleicht hat er ihren Vater getroffen und er hat ihm alles erzählt. Das könnte das Ende sein. Sie muss ihm unbedingt die ganze Wahrheit sagen. Schluss mit den Geheimnissen. 

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Als Leo zurückkommt ist Emilia wach. 

"Na, wie geht es dir?", fragt er sie liebevoll.

"Besser", sagt sie. "Leo, ich muss dir etwas sagen", fügt sie leise und schüchtern hinzu, sodass sie im ersten Moment nicht sicher ist, ob er es gehört hat. Einige Sekunden herrscht Stimme.

"Ich weiss es, Emilia", sagt er ruhig und schaut ihr dabei in die Augen.

"Du weisst es?", fragt sie erstaunt.

"Ja, ich habe deinen Vater getroffen und sie haben deine Schminke entfernt."

Emilia ist verdutzt. Weiss er wirklich alles? Ihr Vater wird ihm sicher gesagt haben, wer die Täter sind. 

"Es tut mir Leid, Leo", sagt sie mit einem schlechten Gewissen.

"Was tut dir Leid? Dass du mir helfen wolltest? Dass du dein Leben für mich riskiert hast?", fragt er lachend.

"Nein, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe."

"Ich bin selber Schuld. Du warst ja die ganze Zeit vor meinen Augen. Aber ich habe nicht richtig hingesehen."

Sie ist verblüfft. Ihr fehlen die Worte. Warum nimmt er die Schuld auf sich? Was ist aus dem Macho geworden, der in der Pause haufenweise Mädchen angemacht hat? Was ist aus dem Typen geworden, der es auch nie nur länger als eine Woche mit einer ausgehalten hat? Hat sie den letzten Satz gerade laut gesagt?

"Du hast mich verändert", gibt Leo zu.

"Leo, es tut mir Leid. Das habe ich nicht so gemeint." Sie dreht sich ab. Sie vermasselt es gerade unheimlich. Er ist so gut zu ihr und sie wirft ihm seine Vergangenheit an den Kopf. 

"Bitte schau mich an, Emilia", sagt er flehend. Emilia dreht ihren Kopf zu ihm. "Die Wahrheit hat nichts verändert", fährt er fort. "Nicht zwischen uns, nicht meine Gefühle. Rein gar nichts, okay?" Kann er das wirklich ernsthaft sagen? Sie kann ja verstehen, dass es kein Problem ist für ihn zu wissen, dass ihr Vater ein Polizist ist. Es mag ja auch in Ordnung sein zu wissen, wer sie ist. Aber kann er wirklich mit dem Wissen leben, in welcher Beziehung sie zu den Tätern steht?

"Sie sind zur Fahndung ausgeschrieben worden", sagt Emilia.

"Gut", antwortet Leo. Er will sie gerade fragen, wer die Täter sind als Emilias Vater das Zimmer betritt.

"Wir müssen von hier weg!", ruft er, nimmt Emilia auf ihrem Bett hoch und trägt sie nach draussen bevor das Liebespaar etwas entgegnen kann.