Die bittere Wahrheit

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Nachdem Franz Kraft weggefahren ist, holt Leo etwas aus seiner Tasche. Es ist eine silberne Kette mit einem Anhänger.

"Emilia", flüstert er.

"Ja?", bringt sie heraus.

"Ich habe etwas für dich." Langsam öffnet Emilia die Augen und erblickt etwas Silbernes in Leos Hand. Er entwindet sie Kette und zeigt Emilia den Anhänger. Es ist ein rundes Medaillon mit einem kleinen Totenkopf eingraviert. Der Totenkopf ist mit kleinen Diamanten verziert. 

"Es ist wunderschön", flüstert Emilia achtungsvoll.

"So wie du. Es soll dich darin erinnern, dass ich dich liebe egal wie du aussiehst", erklärt Leo seine Motive für das Geschenk.

Er hebt Emilias Kopf langsam an und legt ihr die Kette um.

"Danke" flüstert sie. Ihr Kopf sinkt auf das Kissen zurück. Leo streichelt ihr über das Haar. Sie ist so unglaublich tapfer. Er sieht ihr an welche Schmerzen sie haben muss. Plötzlich hört er von draussen Geräusche. Stimmen. Hat Franz Kraft etwa Verstärkung mitgebracht? Er flüstert Emilia ein "Ich bin gleich wieder da" zu und läuft zur Tür ohne zu wissen, was ihn auf der anderen Seite erwarten wird. 

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"Ich hab dir doch gesagt, dass er da ist", spricht eine Männerstimme von der andern Seite der Tür.

 "Bist du dir sicher, dass du es noch immer durchziehen willst?", fragt eine Frauenstimme. Ihrer Stimme kann entnommen werden, dass sie nicht sicher ist, ob sie noch Teil des Planes sein will.

"Eduardo soll endlich dafür büssen, was er getan hat", ertönt die wutentzürnte Stimme des Mannes. 

"Bitte lass Emilia aus dem Spiel", fleht die Frau ihn an.

"Ihr wird nichts passieren", versucht der Mann sie zu beruhigen. 

"Ihr ist schon etwas passiert! Du hast sie angeschossen!", schmettert die Frau ihm entgegen.

"Ich wollte doch nicht sie treffen. Dieser verdammte Junge muss sie verführt haben und dafür wird er büssen. Er soll eines langen, qualvollen Todes sterben", entnervt sich Bernd.

"Was, wenn sie bei ihm ist?", fragt die Frau, um alle Eventualitäten abzusichern. Sie will nicht, dass Emilia nochmal etwas passiert. Sie konnte es kaum verkraften sie alleine liegen zu lassen. Sie hätte sterben können. Warum versucht sie nicht Bernd von seinen Plänen abzubringen? Nein, sie will gar nicht darüber nachdenken. Sie hat Bernd ihre Loyalität versprochen und wird dieses Versprechen ehren. Wie heisst es so schön "in guten wie in schlechten Zeit bis das der Tod uns scheidet"? In diesem Fall vielleicht auch das Gefängnis. Sie hat die Fahndungsaufrufe gesehen und weiss, dass ihr Franz auf der Spur ist. Sie kann es ihm nicht einmal verübeln. Seine Tochter wurde angeschossen. 

Plötzlich zieht der Mann sie hinter das Gebüsch neben dem Anwesen und hält ihr die Hand vor den Mund. Im nächsten Moment tritt Leo vor die Tür und blickt sich um.

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Er kann niemanden erkennen. Er blickt sich noch einmal um. Aber er hat doch Stimmen gehört. Spinnt er jetzt etwa? "Hallo?", ruft er. "Herr Kraft?", fragt er zur Sicherheit. Stille. Doch dann nimmt er plötzlich etwas wahr. Im Gebüsch bewegt sich etwas. Es ist nur eine leichte Bewegung, vielleicht auch nur ein Tier, aber irgendwas ist da. Er bleibt ruhig stehen und fokussiert den Busch mit seinem Blick. Er kann etwas braunes, wuscheliges erkennen. Im nächsten Moment weiss er nicht wie ihm geschieht.

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Als Bernd merkt, dass Leo stehen geblieben ist, holt er seine Waffe hervor. Jetzt oder nie.

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Es ist alles still im Emilia. Doch irgendwie beschleicht sie ein ungutes Gefühl. Sie setzt sich langsam auf und erschrickt bei dem Anblick, der sich ihr offenbart. 

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Der Schuss fällt bevor es sich Leo versehen kann. Er steht regungslos da. Er ist nicht fähig sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Doch bevor die Kugel ihn treffen kann wird er unsanft zur Seite geworfen.

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"NEEEEIIIIN!", ertönt es aus dem Gebüsch. Die Frau kann es kaum fassen. Emilia hat sich wieder in die Schussbahn geworfen. Sie eilt zu ihr hin.

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Leo rafft sich auf. Ausser ein paar Schürfungen ist ihm nichts passiert. Doch neben ihm liegt- er kann seinen Augen kaum trauen- Emilia. Eine Wunde klafft aus ihrem linken Oberschenkel. Ohne zu überlegen drückt er die Wunde zu und fummelt nach seinem Handy. 

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Als die Frau bei Emilia angekommen ist, hat Leo bereits den Notarzt verständigt. Die Frau kniet sich zu blutenden Emilia hin. "Es tut mir so Leid, Emilia. Ich wollte das nicht", schluchzt sie. "Ich wollte immer nur das Beste für dich. Wir dachten, dass du noch immer im Krankenhaus liegst", bringt sie unter Tränen hervor. "Mein Kind, bitte verzieh mir." 

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Leo kann seinen Ohren kaum trauen. Die Täterin ist Emilias Mutter?

Hidden truthsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt