Der letzte Gedanke

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Das vorletzte Kapitel und somit das letzte in diesem Teil, das aus Sarahs Sicht geschrieben ist.

Ich bin wirklich gespannt wie ihr es findet :)

Viel Spaß ^^

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Donnernd fielen auch die letzten Stockwerke des Hochhauses in sich zusammen, während Trümmer auf die Straße flogen und die aufgewirbelte Staubwolke diese und alles was sich auf ihr befand, mit einer feinen Schicht aus Dreck bedeckte.

Als sich diese etwas lichtete, sah ich den Körper des Tausendfüßers keine fünf Meter von mir entfernt auf einem Taxi liegen.

Dieser war dort gelandet, nachdem das Signal abgebrochen und sich die Umklammerung um mich gelöst hatte.

Am liebsten hätte ich jetzt selbstgefällig gegrinst und gegen den Kopf des Roboters getreten.

Doch dazu war ich leider nicht mehr im Stande.

Im Gegensatz zu dem Krabbeltier, war ich auf dem Asphalt gelandet.

Zeitgleich hatte sich mein Körper, ohne meine Zustimmung, dazu entschieden, sich zurückzuverwandeln.

Deshalb lag ich in reiner Menschlichkeit seitlich auf dem Boden und verging vor Schmerzen.

Nun ja... Normalerweise hätte ich das tun müssen, doch dem war nicht so.

Ich spürte keine meiner vielen Verletzungen, keinen Luftzug auf meiner mit Kratzer und Schnitten übersäten Haut und das mit dem hören hatte sich auch erledigt.

Das einzige was wirklich noch einigermaßen funktionierte, waren meine Augen.

Ich war also sozusagen in Watte gepackt.

Doch das täuschte nicht über den ernst der Situation hinweg.

Vor meinen Augen spielte sich alles wie in Zeitlupe ab.

Das mussten wohl die berühmten letzten Sekunden vor dem Tod sein.

In Filmen war es irgendwie immer spektakulärer und wesentlich dramatischer.

Schließlich führten die sterbenden da noch Seitenlange Dialoge, bis sie mal den Löffel abgaben.

Ich hatte keine Möglichkeit dazu.

Aber das war auch besser so.

Ich war froh, das ich keine Schmerzen hatte, was aber meine Angst nicht wirklich minderte.

Und ich hatte Angst.

Große sogar.

Wäre ich in der Lage gewesen mich zu bewegen, dann hätte ich sicher so stark gezittert, das ich wie ein Fisch auf dem Trockenen umhergesprungen wäre.

Irgendwie eine lustige Vorstellung.

Neben der Angst war aber auch noch Ärger und Wut da.

Wenn ich jetzt starb, dann würde ich das Staffelfinale meiner Lieblingsserie verpassen und hätte keine Chance, nächstes Jahr in einen Film zu gehen, den ich unbedingt im Kino sehen wollte.

Das war frustrierend.

Die Wut betraf diesen verdammtem Idioten, der für dieses ganzen Mist hier verantwortlich war.

Auch SHIELD gab ich ein klein wenig die Schuld.

Gut, ich hatte freiwillig für sie gearbeitet, aber trotzdem dachte ich nicht besonders positiv über diese Organisation.

Am meisten war aber wohl die Sorge vorhanden.

Meine Mutter würde zusammenbrechen wenn sie erfuhr, das ihr einziges Kind gestorben war.

Auch Julia würde todunglücklich sein, ohne das ich sie dieses mal aufheitern und trösten konnte.

Bei ihrem Hamster vor fast elf Jahren hatte es geklappt.

Und dann wären da noch meine Teamkollegen.

Oh man...

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie betrübt sie später in irgendeinem Konferenzraum saßen und vor sich hinstarrten.

Das war schon damals bei Coulson so gewesen.

Clint müsste sich jemand anderes suchen mit dem er ausgehen konnte.

Bei Steve verpasste ich das große Finale zwischen ihm und Sharon.

Hoffentlich vermasselte er es nicht.

Loki würde sicher erleichtert sein und die Ruhe genießen, wobei diese sicher nicht lang anhalten würde.

Er müsste sicher nach Asgard zurück und dort wieder in seine Zelle, in der es kein Fernsehr mit mehr als dreihundert Kanälen gab.

Und was Tony betraf...

Bei dem Gedanken an ihn und die anderen, die ich zurücklassen würde, spürte ich trotz der Watte um mich herum, einen Schmerz in meinem inneren, neben dem ein gebrochenes Bein eine Wohltat wäre.

Es war schrecklich und am liebsten wäre ich in Tränen ausgebrochen und hätte unglaublich gerne gekämpft und mich wieder aufgerappelt, doch mein Körper gab endgültig den Geist auf.

Ich bekam nicht mit, wie mein Herz immer langsamer schlug, meine rasselnde Atmung aussetzte und der metallische Geschmack des Blutes sich in meinem Mund breit machte.

Auch hörte ich nicht den Jubel der anderen, der über das Headset drang.

Wer weiß wie lange es dauern würde, bis die Stimmung umschlug.

Jetzt wo sich der Staub fast völlig gelegt hatte, konnte ich einen Blick auf den strahlend blauen Himmel erhaschen.

Fast spöttisch strahlte die Sonne da oben, während ich hier unten mein Leben aushauchte.

Hätte es normalerweise nicht regnen müssen, um die Dramatik der Situation zu unterstreichen?

Nicht einmal darauf konnte man sich verlassen.

Oh Gott...

Jetzt machte ich mir auch noch Gedanken über das Wetter.

War sterben immer so?

Musste jeder in seinen letzten Momenten so viele unterschiedliche Gefühle durchleben, oder war ich eine der wenigen Ausnahmen?

Anstelle einer Antwort, die ich jetzt viel lieber gehabt hätte, fing mein Blickfeld plötzlich an zu verschwimmen.

Dann verdunkelte es sich immer weiter.

Nun war es also endgültig vorbei.

Meinen letzten Gedanken aber, bevor sich meine Wahrnehmung gänzlich verabschiedete, verschwendete ich nicht an etwas dummes oder einfältiges.

Ich dachte ein letztes mal an meine Kollegen, die mir in letzter Zeit, so ans Herz gewachsen waren.

Obwohl...

Sie waren mehr als nur ein Team.

Auch mehr als nur Freunde.

Sie waren meine Familie.

Der Spaß hat ein Ende!(?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt