König Jalhod hatte sich ausgiebig bei Marlena bedankt als diese sich bereit erklärt hatte in den Buckel zu reisen und ihren Onkel aufzusuchen.
Der jungen Halbling war das im Grunde einfach nur unangenehm gewesen. Sie war von der Richtigkeit ihrer Mission absolut nicht überzeugt. Umso sicherer schien jedoch Alonvy zu sein. Drache und Reiterin vereinbarten, dass sie sich in der Unterkunft der Drachenreiter in Ilirea treffen würden. Die weiße Drachendame würde im Hof der Quartiere ohne Probleme landen können und die alte, umfunktionierte Kaserne schloss sich direkt an die königliche Residenz an.
Da Eile geboten war bat Marlena um die Erlaubnis einen Teil ihres Gepäcks in einem der Quartiere unterstellen zu dürfen. Jalhod entsprach dieser Bitte nur zu gern und versicherte seiner Cousine, dass er einige Nachtfalken abstellen würde die das Quartier mit Marlenas Habseligkeiten bewachen würden.
Zwar sei die junge Drachenreiterin im Grunde keine Notwendigkeit die Nachtfalken zu bemühen sie wollte jedoch das freundliche Angebot des Königs nicht ablehnen. Marlena beabsichtigte nicht etwas gefährliches oder unersetzbar kostbares in der Hauptstadt zurückzulassen. Lediglich einige Kleidungsstücke zum Wechseln und einen Teil ihres Proviants. Der Flug in den Buckel zur Akademie der Magier würde nur etwa einen Tag dauern und daher konnten Drache und Reiterin mit leichten Gepäck reisen.
Als Marlena den Hof der ehemaligen Kaserne betrat war Alonvy bereits gelandet. Mit ihrer geistigen Wahrnehmungsfähigkeit erkannte die junge Reiterin, dass die Bewohner der Hauptstadt mit Freude und Ehrfurcht auf die Ankunft der Drachendame reagiert hatten.
Offensichtlich zufrieden mit der Reaktion diese hervorgerufen hatte war die Weiße gerade damit beschäftigt eine ihrer Krallen sauber zu lecken.
Völlig in Gedanken versunken löste Marlena ihre Satteltaschen vom Rücken ihrer Drachendame, sortierte ihre Habseligkeiten und ließ sich vom Quartiermeister der Unterkünfte ein Zimmer zuweisen wo sie die nicht gebrauchten Gegenstände unterstellen konnte. Als sie wieder auf den Hof trat lag Alonvy immer noch an derselben Stelle und musterte ihrer Reiterin skeptisch.
- "Willst du weiter grübeln oder spuckt du endlich aus was dir Bauchschmerzen bereitet?" -
Er fast beiläufige Tonfall der jungen Drachendame schien Marlena völlig unpassend zu sein und machte die junge Reiterin wütend.
- "Kannst du dir nicht denken was mir Sorgen bereitet?! Nasuada erwartet von mir, dass ich meinen Onkel davon überzeugen, dass es richtig ist, dass sie sterben will!" -
- "Und du findest das nicht richtig, stimmt's?" - erwiderte Alonvys scheinbar beiläufig und betrachtete aufmerksam das Ergebnis ihrer Krallenpflege.
- "Nein ich finde das nicht richtig!" - obwohl Marlena nur auf geistiger Ebene mit ihrer Drachendame sprach geriet sie mehr und mehr in Rage. Ihre ganze Frustration über die schwierige Situation in der sie sich befand brach mit Macht aus ihr heraus.
- "Ich finde, das Nasuada sich selbstsüchtig verhält! Auch wenn sie nicht mehr Königin ist bedeutet sie dem Volk immer noch viel! Sie ist ein Symbol für Galbatorix Niederlage und die neue Ordnung entstanden ist. Sicher ist Jalhod ein guter König aber er ist auch ein junger König! Warum will sie ihn nicht mit ihrer Erfahrung unterstützen! Und wie kann sie von dem man den sie liebt und der sie liebt erwarten, dass er sich neben sie ans Bett setzt und zusieht wie sie stirbt! Vor allem wenn es doch eigentlich einen Weg gibt sie zu heilen." -
Alonvys Kopf fuhr blitzartig herum und ihre Augen fixierten Marlena die bisher wütend auf - und abgeschritten war. Unter dem unerbittlichen Blick ihrer Drachendame löste sich der Zorn der jungen Halbling jedoch in Rauch auf.
- "Heilen? Nasuada ist nicht krank! Sterblichkeit ist keine Krankheit! Ich merke schon verstehst wirklich nicht." -
Sanft bugsierter Alonvy ihrer Reiterin mit der Nasenspitze zu einem herumliegenden Strohballen und brachte Marlena dazu sich zu setzen. Die Drachendame selbst legte sich direkt vor ihrer Reiterin nieder und blickte er direkt in die Augen.
- "Dann werde ich jetzt mal versuchen wir die Situation zu erklären. In der Welt gibt es eine natürliche Ordnung der Dinge. Jedes Lebewesen folgt diesen ungeschriebenen Gesetzen. Es ist ein Instinkt. Oder hast Du es schon mal erlebt, dass ein Hase plötzlich anfängt wie ein Fuchs auf Beutejagd zu gehen? Oder hast du je einen Fisch dabei beobachtet wir versucht zu fliegen? Nein, natürlich hatte das nicht! Wenn sich an der Natur der Wesen etwas ändert ist das meist ein langwieriger Prozess. Nasuada ist eine Menschenfrau. Es ist Teil der Natur ihres Volkes, dass sie eine kürzere Lebensspanne hat als andere Wesen. Sterblichkeit ist natürlich sie!" -
- "Das kann ich nicht akzeptieren!" - erwiderte Marlena trotzig und war fest entschlossen sich nicht so einfach geschlagen zu geben. - "Mein Onkel Murtagh ist ein Mensch! Es gibt Menschen in den Reihen des Ordens und in seiner Seele ist auch mein Vater ein Mensch aber eher und all die anderen neben ihre Unsterblichkeit an. "-
- "Dein Onkel ist ein Drachenreiter. Dein Vater ist ein Drachenreiter und wie du schon gesagt hast gibt es menschliche Mitglieder des Ordens. Siehst du nicht die Gemeinsamkeit dies zwischen ihnen gibt und die bei Nasuada nicht vorhanden ist?" -
- "Du meinst....." -
Alonvy berührte mit der Schnauze sanft Marlenas rechte Hand. Unwillkürlich öffnete die junge Halbling diese und legte auf das silberne Drachenmahl, dass sie trug seit Alonvy bei ihr geschlüpft war.
- "Ach kleiner Halbling! Es ist ja im Grunde verständlich dass du Sterblichkeit nicht als etwas natürliches ansiehst. Du bist die Tochter einer Elfe und eines unsterblichen Drachenreiters und bis selbst eine Reiterin. Der Gedanke an Sterblichkeit muss dir wesentlich unnatürlicher vorkommen als der an ein ewiges Leben aber so ist es nun mal nicht. Was glaubst du passiert wenn ein Drachenjunges seinem erwählten Reiter dieses Mal gibt? Glaubst du nur die Haut verfärbt sich silbernen und der betreffende kann plötzlich Magie wirken? Denkst du die Veränderungen beschränkt sich nur darauf, dass er plötzlich seinen Drachen hören kann? Du weißt doch, dass jeder lernen kann mit einem Drachen zu kommunizieren oder den Geist eines anderen zu berühren. Selbst Menschen die keine Magie beherrschen können mit einiger Übung diese Fähigkeit erlangen. Das was zwischen Drache und Reiter geschieht wenn der betreffende das Mal erhält ist wesentlich fundamentaler! Die Seelen der beiden verschmelzen miteinander! Wenn du mir nicht glaubst denk doch nur einmal an dein Onkel Murtagh! Wie du weist stand er während des großen Krieges unter dem Einfluss von Galbatorix. Der Verräter und Mörder konnte ihm und seinem Drachen Dornbefehle erteilen weil er die wahren Namen der beiden kannte. Als Murtaghs sich seiner Liebe zu Nasuada bewusst wurde änderte sich sein wahrer Name und er war frei! Dasselbe gilt aber für Dorn! Glaubst du sein wahrer Name hat sich ebenfalls verändert weil er sich plötzlich in Nasuada verliebt hat?" -
Trotz des ernstes ihrer Lage konnte Marlena ein leises kichern nicht unterdrücken. Die Vorstellung dass ein ausgewachsener Drache sich plötzlich in eine Menschenfrau verliebte alte etwas abstraktes.
Alonvy ließ ihrer Reiterin den kurzen unbeschwerten Moment, dann sprach sie weiter:
- "natürlich hat sich Dorn nicht in Nasuada verliebt. Sein wahrer Name hat sich verändert weil Murtaghs wahrer Name sich verändert hat. Das sollte dir deutlich machen wie eng Drache und Reiter miteinander verbunden sind! Der wahre Name beschreibt nicht mehr und nicht weniger als die Natur eines Wesens! Seine Seele wenn Du so willst! Und die Veränderung von Murtagh ist durch die Verbindung der beiden auf Dorn übertragen worden." -
- "Nasuada hat keine Verbindung zu einem Drachen." - murmelte Marlena nun sehr nachdenklich.
- "Richtig! Wenn ein Mensch zum Drachenreiter erwählt wird bindet sich seine Seele mit einem Wesen, dessen Natur es ist langlebig, vielleicht sogar unsterblich zu sein. Diese Eigenschaft überträgt sich auf ihn oder sie. Nasuadas Seele hat diese Veränderung aber nie durchlaufen! Sie ist dieselbe Menschenfrau die sie bei ihrer Geburt war und Menschen sind sterblich! Deshalb fühlt sich das Leben das Murtagh ihr spendet falsch und fremd für sie an. Und deshalb bringt es auch nichts den Zauber anders zu formulieren oder Erfahrungen damit zu sammeln! Je länger Nasuada ein Leben aufgezwungen wird dass sie als unnatürlich empfindet desto schlimmer wird dieses Gefühl werden! Es ist sogar möglich, dass es sie in den Wahnsinn treibt!" -
Betroffen blickte Marlena in die Augen ihrer Drachendame.
- "Sie könnte verrückt werden?!"-
- "Das ist durchaus möglich. Ist das wirklich so schwer nachzuvollziehen?" - Alonvy schien sich ihrer Sache absolut sicher zu sein. - "Erinnere dich doch was Nasuada gesagt hat: manchmal blickt sie morgens in den Spiegel und weiß nicht wer sie anbieten wird. Ein junges Mädchen, eine Frau mittleren Alters oder eine Greisin! Ist es wirklich so schwer zu verstehen, dass ein solches Leben einen um den Verstand bringen kann?" -
Marlena musste sich eingestehen, dass sie das sehr wohl nachempfinden konnte. Sich fremd im eigenen Körper zu fühlen, fast wie ein gesperrt! Das war wirklich keine angenehme Aussicht. Der junge Halbling lag die Frage auf der Zunge warum niemand Murtagh davor gewarnt hatte. Die Antwort darauf war erschreckend einfach: Ihre Eltern hatten ihren Onkel gewarnt. Zwar hatten sie ihm nicht die genauen Auswirkungen beschreiben können aber sie hatten ihn sehr wohl darauf hingewiesen, dass es Probleme geben könnte wenn er versuchte Nasuadas Leben künstlich zu verlängern.
Während sie darüber nach dachte viel Marlena jedoch noch eine weitere Frage ein.
- "Aber wo her weißt Du das eigentlich so genau?" -
- "Du weißt, dass mein Volk wissen von einer Generation auf die nächste vererbt ohne dabei Worte zu benutzen. Was ich dir grade erzählt habe stammt aus eben dieser Quelle. Ich weiß nicht woher ich dieses Wissen habe aber ich bin mir absolut sicher dass ich recht habe." -
- "Und wieso hat Saphira Murtagh da nicht gewarnt? Ich kann verstehen dass meine Eltern ihn nicht davor warnen konnten weil sie es einfach nicht wussten aber wenn ihr Drachen dieses Wissen besitzt....." -
Alonvy schüttelte ihr mächtiges Haupt so dass die Schuppen raschelten.
- "Du siehst das falsch kleiner Halbling. Der Verstand ist nicht wie ein Bücherregal indem bestimmtes Wissen fein säuberlich sortiert ständig nur darauf wartet eingesetzt zu werden. Nicht alles wird von Generation zu Generation weitervererbt. Manches müssen auch wir erst lernen. Manches Wissen kommt uns erst zu Bewusstsein wenn wir in einer Situation sind in der wir es brauchen. Clanmutter Saphira hat mir einmal erzählt, dass sie als die Ra zac zum ersten Mal nach Carvahall kam sie plötzlich wusste, dass diese Wesen für sie und ihren Reitern große Gefahr bedeuten. Der Impuls war so mächtig, dass sie mit Eragon einfach in den Buckel geflogen ist obwohl er gar nicht bereit war für einen Flug und sich infolgedessen dabei verletzt hat. Außerdem ist es auch möglich, dass Saphira Murtagh als dem Bruder ihres Reiters zu nahe steht. Aus Liebe zu anderen Wesen tut man oft etwas unvernünftiges. Vielleicht hat sie sich einfach gewünscht das ist doch irgendwie klappen könnte weil Murtagh in seinem Leben schon soviel erdulden musste. Genau lässt sich das nicht sagen. In jedem Fall müssen wir jetzt aber tun was für Nasuada richtig und am besten ist." -
- "Aber was ist mit Solenbum Worten?" -
Marlena machte einen letzten, verzweifelten Versuch. Sie war jedoch selbst nicht davon überzeugt, dass sich die Worte des Werkaters auf diese Situation bezogen. Sicher er hatte gesagt, dass sie wenn sie etwas Altes entdecken würden dafür sorgen sollten dass dieses etwas eine Zukunft hat.
- "Du glaubst nicht wirklich daran, dass Solenbum das gemeint hat oder?" -
Es war unübersehbar, dass Alonvy die Antwort ihrer Reiterin bereits kannte.
- "Vorhin als ich das alles noch nicht so richtig begriffen habe hätte ich diese Prophezeiung vielleicht als Argument ins Feld geführt aber nun habe ich einfach das Gefühl, dass sich diese Worte nicht auf unsere gegenwärtige Situation beziehen. Zum einen kann man ihr wohl kaum sagen dass wir Nasuada entdeckt haben. Die ganze Stadt weiß, dass die Mutter des Königs in der Residenz lebt. Das ist nicht unbedingt meine Vorstellung von Entdeckungen. Außerdem bist Du dir ja sehr sicher was die Richtigkeit von Nasuadas Wunsch angeht. Ich hoffe nur dass wir uns nicht irren. Was mit Solenbum doch das gemeint hat was jetzt hier geschieht?"
- "Dann begehen wir eben einen Fehler und werden mit den Konsequenzen leben müssen." - erklärte Alonvy fest von ihrem Standpunkt überzeugt. - "Ich werde nicht von dem abweichen was mein Blut und mein Gewissen mir als das richtige vorschreibt, weil eine Werkatze Freude an nebulösen Worten hat! Außerdem kleine Halbling: Egal wie sorgfältig man seine Schritte plant wird es immer wieder geschehen, dass einem Fehler unterlaufen. Das ist kein Zeichen von mangelnder Intelligenz oder Schwäche. Es ist schlicht und ergreifend Teil des Lebens." -
Marlena nickte nachdenklich und erhob sich von dem Strohbündel. Sie ging um Alonvy herum auf den Sattel zu.
Die weiße Drachendame hob ihren Flügel leicht an damit ihrer Reiterin aufsitzen konnte.
- "Zum Buckel?" -
- "Zum Buckel! Anfangszeichen zu - bestätigte man lehne die Vermutung ihrer Seelenschwester. - "Ich verstehe Nasuada jetzt zwar besser aber ich kann trotzdem nicht wirklich Gefallen an dieser Situation finden. Es ist und bleibt eine sehr schwere Aufgabe." -
- "Deswegen muss sich ja eine Drachenreiterin darum kümmern kleine Halbling." - tröstete Alonvy.
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
FanficEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...