17. Rote Klinge, Weiße Klinge Teil 2

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Der Split mit dem der Weg gestreut waren knirschte unter Marlenas Füßen. Es war ein schöner und vielfältiger Gatten durch den sie ging aber es war auch ungewöhnlich still. Zwar ermöglichte die Wärme die das Wasser des Brunnens abgab das hier Pflanzen gedeihen konnten doch kein Vogel saß in den Bäumen und sang sein Lied. Dafür lag der kleine Garten viel zu hoch im Gebirge.
Marlena ließ ihren Blick von rechts nach links wandern und späte in die Abzweigungen hinein die sich vom Hauptpfad lösten den sie hinunter schritt. Ihren Onkel konnte sie jedoch nirgendwo entdecken.
- "Lass dich nicht einschüchtern Küken." - ließ Dorn sich vernehmen. - "Ich bin bereit mit dir zu wetten, dass mein Reiter sich jede Sekunde zeigen wird. Ich bin mir auch sicher, dass er überraschend auftauchen wird und dir so einen kleinen Schreck ein jagen wird." -
Ein leises Räuspern ließ die junge Halbling herumfahren. In ihren Gedanken hörte sie Dorn leises Lachen.
- "Das ist mein Reiter! Was habe ich dir gesagt? Lass dich jetzt nicht in die defensive drängen. Genau darauf zielt Bruder-im-leid- Murtagh nämlich ab. Er versucht so die Situation zu kontrollieren." -
Während Dorn sprach hatte Marlena sich bereits umgedreht. Tatsächlich stand ihr Onkel vor ihr als wäre er buchstäblich aus dem Boden gewachsen. Der Reiter des Roten Drachen trug schwarze Hosen und Stiefel, dazu ein weinrotes Wams und eine schwarze Lederweste. Sein Kinn zierte ein defekter Vollbart und seine grauen Augen strahlten Selbstsicherheit aus. An seinem Gürtel hing Zar roc.
"Du bist großgeworden."
Mit diesen unverfänglichen Worten eröffnete Murtagh schließlich das Gespräch. Sein Tonfall hielt er neutral und auch seine Gesichtszüge blieben unbeweglich.
Marlena Widerstand dem Impuls die Bemerkung des anderen Drachenreiters mit einem Lachen zu kommentieren. Ihr körperliches Wachstum hatte die junge Halbling bereits vor etwa einem Jahrzehnt abgeschlossen. In dieser Zeitspanne hatte ihr Onkel mehrmals die Ostmark besucht. Es war für sie also schwer vorstellbar, dass ihr äußeres Erscheinungsbild wirklich eine Überraschung darstellte.
Murtagh indes sprach weiter:
"Normalerweise würde ich mich über den Besuch meiner Nichte freuen. Doch ich denke, dass du nicht nur hier bist um mich einmal wieder zu sehen. Wenn der Grund deines Hierseins der ist, den ich vermute, man könne das Gespräch auch gleich hier beenden wenn du verschwendest deine Zeit."
Ein harter, bitteren Unterton hatte sich in die Stimme von Marlenas Onkel geschlichen und war der jungen Frau nicht entgangen. Murtagh trat nun an ihr vorbei ging ein Stück weiter auf den Brunnen im Zentrum des Gartens zu und setzte sich auf die äußere Begrenzungsmauer.
"Nasuada hat dich geschickt nicht wahr?"
Marlena nickte und wollte dazu ansetzen selbst etwas zu sagen aber ihr Onkel war schneller.
"Das habe ich mir schon gedacht. Ich nehme an sie konnte der Versuchung nicht widerstehen dich als Boten einzuspannen. Aber wie ich schon gesagt habe, wenn es darum geht, das sie den Tod immer noch einem Leben mit mir vorzieht dann verschwändest du hier nur deine Zeit. Ich hab mich sowieso nur deshalb emfangen Weildorn mich darum gebeten hat und weil ich klarmachen wollte, dass mein Disput mit Nasuada nichts mit dir zu tun hat. Nun liebe Nichte, du hast deinen Botendienst erfüllt und wenn es sonst nichts zu besprechen gibt können wir die Unterhaltung auch hier beenden. Ich würde es dir empfehlen. Im Moment bin ich kein besonders angenehmer Gesprächspartner."
Mit diesen Worten erhob sich der andere Drachenreiter wieder und machte Anstalten sich in die Tiefe des Gartens zurückzuziehen.
- "Los jetzt!" - drängte Alonvy ihrer Reiterin.
- "Deine Seelenschwester hat recht Küken." - schloss sich Dorn der Aufforderung an. - "Es ist wie ich gesagt habe. Er versucht dich in die defensive zu drängen und das Gespräch zu kontrollieren. Wenn Du ihn jetzt nicht Paroli bietest ist die Chance vertan und glaub mir wenn ich dir sage: Es würde der Tag kommen an dem mein Reiter sich nicht mehr hinter seinem stolz verstecken kann und ihm nichts bleibt außer Bedauern darüber, was er im Begriff ist zu tun." -
Marlena schluckte einmal hart. Sie wusste, dass die beiden Drachen recht hatten. Sie lockerte etwas den Sitz ihrer Klinge in der Scheide und rief ihrem Onkel dann hinterher:
"Feigling."
Wenn es überhaupt möglich war so schien es in dem Garten der Festungsanlage noch stiller geworden zu sein. Murtagh, der sich langsam von Marlena entfernt hatte, verharrte wie erstarrt in der Bewegung. Langsam blickte er sich um und hob mahnend den Zeigefinger der rechten Hand.
"Vorsicht! Mir war gerade so als hättest du mich einen......"
"Feigling genannt." beendete Marlena den Satz ihres Onkels und trat einige Schritte auf ihn zu. "Wenn du das gehört hast hast du dich nicht getäuscht. Genau das habe ich gesagt."
Eine Weile Blick sich Onkel und Nichte einfach nur an. Eine Kälte wie Ismira sie noch nie gesehen hatte lag nun im Blick des anderen Drachenreiters.
"Ich denke es ist besser wenn du jetzt gehst kleine Marlena. Ich betrachte unser Gespräch als beendet."
Erneut machte Dorns Reiter Anstalten zu gehen. Marlena trat noch näher an ihn heran und ergriff wieder das Wort:
"Ich bin noch nicht fertig!"
"Das hier ist mein Haus! Ich entscheide hier waren ein Gespräch beendet ist!" erwiderte Murtagh bereits mit erhobener Stimme.
"Feigling!" wiederholte die junge Halbling noch einmal mit mehr Nachdruck.
"Raus!"bellte der andere Reiter nun und seine Stimme überschlug sich dabei.
"Nein!" schrie Marlena in der selben laut stärke zurück und fügte hinzu: "Ich lasse nicht zu, dass Nasuada einsam stirbt bei du zu feige bist an ihrer Seite zu sein."
Was nun folgte geschah im Bruchteil von Sekunden und doch kam es Marlena vor wie Ewigkeiten. Sie sah, wie jede Selbstkontrolle aus den Augen kann ihres Onkels wich und angestaute kalte Wut sich mit überwältigender Kraft ihren Weg bahnte.
Marlena schaffte es gerade noch Garcí d' Esterní aus der Scheide zu reisen und die weiße Klinge zwischen sich und die heran rasende rote Klinge zu bringen.
Die Wucht von Murtaghs Schlag riss die junge Drachenreiterin fast von ihren Beinen. Die beiden Schwerter prallten mit solcher Wucht aufeinander das Funken stoben. Das Echo des klirrenden Aufpralls halte von den Wänden wieder als Onkel und Nichte sich durch die gekreuzten Klingen hindurch anblickten. Als Marlena in die grauen Augen blickte in denen eben noch kalter Zorn gestanden hatte wusste sie, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Fassungslosigkeit breitete sich jetzt auf Murtaghs Gesicht aus und er taumelte einige Schritte zurück. Dabei ließ er sein rotes Schwert einfach zu Boden fallen. Die junge Drachenreiterin sah zu wie der Bruder ihres Vaters, scheinbar wie betäubt, auf der Mauer des Brunnens zusammen sackte.
Mit der Sicherheit, dass sie nicht mehr brauchen würde ließ Marlena ihre Klinge zurück in die Scheide gleiten bevor sie sich neben den anderen Drachenreiter setzte.
"Es geht gar nicht darum dass du nicht verstehst warum Nasuada nicht weiterleben möchte. Du verstehst es nicht wahr? Du hast nur Angst. Jetzt gerade hast du Angst, dass es schon begonnen hat oder?"
Überrascht aber auch fragend blickte Murtagh sie an.
"Du glaubst, dass der Nasuada stirbt, sich etwas in dir verändert wird. Dass du so wirst wie dein Vater."
Fügte die junge Halbling an und schwieg dann ihre Worte wirken zu lassen.
Als Mutter zu sprechen begann er seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern.
"Nur durch Nasuada hat ich mich von Galbatorix befreien können." sagte der Dunkelhaarige. "Ohne sie hätte ich es nie geschafft. Wenn sie stirbt......! Ich kann zum ersten Mal meine eigene Gesellschaft ertragen. Vor ihr war immer nur Trauer, Einsamkeit und Schmerz. Sie hat alles verändert. Du hast mich nicht gekannt während des großen Krieges Marlena! Galbatorix war es gelungen aus mir keinen besonders netten Menschen werden zu lassen. Was soll denn verhindern dass ich wieder so werde?"
Marlena Blicke ihren Onkel lange an. Sie kannte zwar seine Geschichte aber zum ersten Mal begriff sie wie tief die Wunden tatsächlich waren, die der Bruder ihres Vaters Galbatorix erlitten hatte. So viele Jahre waren vergangen seit dem großen Krieg und trotzdem sah sie jetzt Schmerz und Furcht in Murtaghs Blick als wäre der dunkle König erst gestern gefallen. Das hatte Dorn gemeint. Nasuada war für Murtagh mehr als einfach nur eine Gefährtin! Sie war für ihn das Symbol seiner Freiheit. Die Tür die sich für ihn geöffnet hatte zu einem besseren und erfüllten Leben.
"Ich kann verstehen dass du Angst hast Onkel." sagte Marlena schließlich sanft. "Aber deine Angst verstellt die die Sicht auf die Wahrheit. Galbatorix Einfluss auf dich ist selbst über das Grab hinaus noch beängstigend hoch. Du glaubst, dass Nasuada es war die dich von deiner Bindung an ihn befreit hat. Das stimmt aber so nicht. Durch sie hast du nur etwas begriffen! Du hast begriffen, dass es in der Welt Dinge gibt die einem so wichtig sein können, dass du bereit wärst für sie zu sterben. Vorher gab es für dich nichts wichtigeres als dein eigenes Leben, und damit auch das von Dorn, da er mit deiner Seele verbunden ist, zu schützen. Als das bedeutete mit Eragon zu den Varden zu gehen hast du das getan. Als es nötig war gegen die Urgals zu kämpfen hast du das getan. Natürlich bist Du auch vorher schon Risiken für Freunde eingegangen aber es gab eine Grenze die du nicht bereit was zu überschreiten."
"Beschützte dich selbst und das was dir wichtig ist egal was passiert." murmelte Murtagh mehr zu sich selbst als zu Marlena."Das habe ich damals Eragon gesagt als wir gegen die Sklavenhändler gekämpft haben."
"Eine Einstellung die sich durch Nasuada geändert hat, nicht wahr?"
Murtagh nickte.
"Wenn Sie nun stirbt, was sollte verhindern dass ich wieder zu jemandem werde, dessen Gegenwart ich nur unter dem Einfluss von Wein ertragen kann?"
"Du!" sagte Marlena bestimmt. "Wir selbst bestimmen wer sie sind und was wir sein wollen."
"Und wieso habe ich dann gerade meine eigene Nichte angegriffen?" brauste Dorns Reiter auf und deutete auf das rote Schwert welches immer noch auf dem Gehweg lag.
"Zum einen habe ich dich beleidigt Onkel und das tut mir sehr leid. Aber es war die einzige Möglichkeit zu dir durchzudringen. Du läufst davon! Du versteckst dich hier in dieser Burg vor der ganzen Welt bei dir selbst nicht traust aber tief in dir weißt Du, dass das was Du gerade jetzt tust falsch ist. Du weißt, dass du gerade jetzt an Nasuadas Seite gehörst. Und eigentlich willst Du das auch! Du willst nicht in einigen Jahren auf diesen Tag zurückblickten und dir sagen, dass du deine erste große Liebe im Stich gelassen hast! Dieser Glaube, dass du nicht beeinflussen kannst wer oder was du bist, ist wie ein Fluch von Galbatorix der immer noch auf die lastet. Du hast eine schreckliche Erfahrung gemacht als er dich zu etwas geformt hat, was du gar nicht sein wolltest. Seine Botschaft war: Du bist was ich will das Du bist. Du, Murtagh Morzansohn was darauf überhaupt keinen Einfluss. Nasuada aber hatte gezeigt dass du es doch kannst! Das ist ihr Geschenk an dich. Ein Geschenk dass ich nie verlassen wird es sei denn du wirst es weg! Du willst wissen warum du mich angegriffen hast? Weil ich meinen Finger in eine Wunde gelegt habe! Es ist ich gesagt habe: Du verstehst im Grunde warum Nasuada mich nicht weiter auf deinen Lebensweg begleiten kann. Du kannst ihren Körper jung erhalten aber nicht ihre Seele. Du akzeptierst diese Tatsache nur nicht weil du Angst hast was ohne sie wird. Diese Angst willst Du die aber nicht eingestehen und deshalb kontrolliert sie dich. Deshalb ist auf mich losgegangen bei ich nicht länger zugelassen habe dass du dich vor der Wahrheit versteckst. Ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist Onkel aber Du musst eine Entscheidung treffen: Kommst du mit mir nach Ilirea und der Angst der Frau die dir durch ihre Anwesenheit und Liebe neue Horizonte geöffnet hat oder bist Du wirklich das was ich dir vorgeworfen habe: ein Feigling!"
- "Das Küken von deinem Bruder ist nicht auf den Kopf gefallen oder?" - erkundigte sich Dorn plötzlich als ich Stille zwischen den beiden Drachenreitern ausbreitete. Der rote Drache sprach so, dass sowohl Marlena als auch sein Seelenbruder ihn hören konnten.
- "Ja, sie hat einen klugen Kopf." - antwortete Murtagh und Dorn sorgte dafür, dass Marlena auch die Stimme seines Reiters hören konnte. - "Das muss sie aber von ihrer Mutter geerbt haben." -
Wie auch der rote Drache musste Marlena leise lachen. Sie begriff, dass ihr Onkel nicht wirklich ihren Vater beleidigen wollte sondern es sich um eine geschwisterliche Neckerei handelte.
- "Ich weiß dass du kein Feigling bis Murtagh." - brummte Dorn nachdem er sich wieder beruhigt hatte. - "Ich gebe auch zu, dass ich dem Küken ein wenig geholfen habe. Irgendwie mussten wir ja zu dir durchdringen und ich hatte das Gefühl, dass sie genau die richtige ist um vier den Kopf zu waschen. Ich denke Du weißt was wir jetzt zu tun haben." -
Murtagh nickte sachlich und erhob sich. Er ging zu seinem Schwert hinüber und schob Zar roc in seiner Scheide zurück. Dann drehte er sich zu Marlena um.
"Ich muss noch ein paar Sachen zusammenpacken und Elain mit einigen Vollmachten ausstatten. Die braucht sie wenn sie diese Schule leiten will solange ich abwesend bin. Würdest Du Dorn und deine Drachendame schon einmal auf den Flug nach Ilirea vorbereiten?"

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt