Kapitel 27 - Blood Trail

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Boston, 28. Juli 1782

Shay stand am Grab von Haytham und starrte schweigend auf die Erde. Er fühlte die tiefe Beklommenheit die ihn erfasste, fast als hielt jemand sein Herz in einer Faust und drückte immer weiter zu. Er hatte die letzten Tage und Woche im Green Dragon verbracht und sich in Haythams Tagebuch verloren. Er hatte kaum die Taverne verlassen und hatte sich dort verschanzt und fast schon entfremdet. Shay hatte fast vergessen wie es war draußen an der frischen Luft zu sein und den Wind auf den Wangen zu spüren. Demnach war es seit Tagen und Wochen auch das erste Mal, dass er Haythams Grab wieder besuchte, denn er war nicht einmal hier gewesen seit dem Tag als er mit Charles Lee hier gestanden hatte. Kurz fühlte er Reue und Schuld, dass er nicht öfter gekommen war, aber nur für einen Moment. Es war ohnehin, eventuell das letzte Mal, dass er hier Haytham besuchen würde. Das letzte Mal insofern er nicht zurückkommen würde von seiner letzten Mission hier in Amerika. Er hatte den Entschluss gefasst und war derweil entschlossen genug es durchzuziehen.

Ein sanftes Schmunzeln glitt Shay über die Lippen, als ihm bewusst wurde, dass er zum ersten Mal wirklich in Erwägung zog nicht lebend zurückzukehren. Nie hatte er sich Gedanke gemacht bei einer Mission, auch wenn er stets sich bewusst war, dass er als Templer natürlich gefährlich lebte, nicht lebend zurückzukommen. Er hatte nie an sein Ende gedacht, nie darüber nachgedacht wer ihm das Ende bereiten könnte oder das diese Mission sein Ende sein könnte. Diesmal tat er es aber. Connor hatte so viele auf dem Gewissen. Er hatte alle Templer hier ausgelöscht. Shay kam also nicht drum herum es in Erwägung zu ziehen, dass Connor auch sein Ende bedeuten könnte. Wenn Haytham ihn schon nicht aufhalten konnte, vielleicht würde dann auch er daran scheitern. So hatte Shay nie gedacht. Er hatte stets mit den Worten –Ich mache mir mein Glück- geprallt und somit stets furchtlos, fast schon frech seinen möglichen Toden entgegen gesehen. Für ihn war es nie eine Überlegung gewesen, dass sein nächstes Ziel sein Tod sein könnte, weil er sich stets gesagt hatte, dass er ein sehr guter Kämpfer war und Verlieren für ihn keinerlei Option ist. Bei Connor sah die Sache anders aus. Aber es hinderte ihn dennoch nicht daran dies durchzuziehen. Er würde es versuchen, ganz gleich ob es sein Tod war oder nicht. Nur eines schwor er sich, Connor würde mit ihm sterben. Es gab nur zwei Optionen, die dritte würde Shay nicht akzeptieren und zulassen. Entweder er schaffte es Connor zu töten oder er und Connor würden gemeinsam sterben, aber auf keinen Fall würde er es zulassen, dass Connor überlebt und ihm sein alleiniges Ende bereitet.

Es war Shay sogar egal ob er sein eigenes Ende finden würde oder nicht. Er fühlte sich entwurzelt und leer. Es schien als hielt ihn nichts mehr auf dieser Erde, als wär all der Sinn und die Freude, gar die Farben der Welt mit Haytham gewichen und somit alles nur noch ziellos, trist und grau. Shay hatte noch nie eine solch Gleichgültigkeit gespürt, auch wenn sein Ego ein wenig an seine Schläfe klopfte und ihm sagte, dass er aufrecht weitergehen sollte und es eigentlich nur eine Option gab, nämlich Connor zu töten und zu überleben. Sein Ego appellierte an ihn, dass es für den alten Shay nur diese Option gegeben hätte, weil er es nicht akzeptiert hätte gegen diesen Assassinen zu verlieren und sich von diesem abmurksen zu lassen. Mit dem Verlust seiner Heimat und Liebe, war allerdings auch ein Teil in Shay verloren und gestorben. Er war nicht mehr ganz der alte, aufgeweckte, freche und lebensfrohe Templer und das würde er auch nie mehr sein, dessen war er sich bewusst. Auch wenn es ihm letztendlich egal war wie es ausging, so würde er dennoch seinem Überlebensinstinkt folgen und natürlich sein Bestes geben, um sich nicht von Connor kleinkriegen zu lassen.

„Ich hoffe ich hab Euren Segen und Eure Zustimmung...." flüsterte Shay leise und sah kurz auf in den Abendhimmel „Ich hoffe Ihr versteht, Master Kenway, dass ich ihn töten muss, sonst kann ich nicht abschließen und keine Ruhe finden. Vorher kann ich die Staaten nicht verlassen... ich hoffe Ihr versteht dies..."

Assassin's Creed: Fragments - Snow Sunset (Shay x Haytham)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt