Immer einschüchternder prasseln die Schritte auf den Boden wie Regentropfen an ein Dachfenster.
Doch plötzlich ist alles still. Keine Schritte, keine terrorisierenden Rufe.
"Hallo?", hallt es zu mir. Es klingt verängstigt und verwirrt.
"Hör auf mit den Psychospielchen, Marc! Lass mich dich einfach gehen", schluchze ich aufgebracht. Ich komme mir unheimlich idiotisch dabei vor, denn es klingt wie der erbärmliche Spruch, den das Opfer in Horrorfilmen jedes mal ruft.
"Wo bist du?", kommt es zurück, doch es klingt nicht drohend, sondern eher mitleiderregend.
Das ist nicht echt.
Und ich habe Recht. Einen Sekundenbruchteil später ertönt ein hämisches Lachen und Marcs amüsierte Fratze erscheint vor meinem inneren Auge, direkt danach fangen die Trommelschläge seiner Schritte wieder an.
Mit einem seltsam befreienden Schluchzer setze auch ich mich wieder in Bewegung. Hastend, stolpernd und wimmernd erklimme ich Stufe für Stufe, den Rücken gebeugt.
Unnatürlich verkrümmt steige ich immer und immer weiter hinauf, während der Gang weiterhin schrumpft. Meine Arme habe ich nur schützend leicht nach vorn gerichtet, mein Kopf liegt schmerzhaft auf meiner Brust und mein Rücken ist rund gekrümmt und ab und zu streift er bereits die Decke.
Ich weiß nicht wie viel Zeit mir bleibt, bis die Wände mich zerdrücken werden.
~~
Ich krieche, meine Arme schmerzen furchtbar und meine Lunge steht kurz vor der Explosion. Ich atme stickige Luft und kreische jedesmal hysterisch, wenn Marc wieder ruft. Er ist schon nah, sehr nah, und ich bin immernoch ohne Sicht in einem schrumpfenden Treppenhaus. Mein Gesicht ist nass, ich weiß nicht ob von den Tränen oder vom Schweiß. Meine Haare kleben wie dicke Spinnenweben quer in meinem Gesicht, mein T-Shirt haftet fest an meinem Oberkörper. Ein unbeschreiblicher Schmerz pocht durch meine Muskeln und in meinen Schläfen, in meinen Ohren rauscht es und pure Angst versetzt mir im Minutentakt eine neue Gänsehaut. Meine Kehle schreit nach Wasser, während der Rest meines Körpers nach einer Pause ruft. Aber ich kann nicht pausieren, dann habe ich keine Chance mehr.
Mit der Decke buchstäblich auf dem Kopf, den Wänden an meinen Armen wie eine zweite Haut und einem besessenen Psychopathen hinter mir, habe ich kaum eine Wahl als weiter zu gehen.
Falls ich das hier jemals heil überstehen sollte, werde ich wohl an einem monatelangen Muskelkater leiden.
Immernoch besser als tot sein.
Aber habe ich denn eine Chance?
Exakt diese Gedanken nehmen mein Gehirn seit einer Ewigkeit in Beschlag, doch ich weiß keine Antwort darauf, also kämpfe ich mich wieder weitere 10 Stufen hinauf.
Dabei ziehe ich mich mit dem Armen höher und drücke mit den Beinen nach, dann platziere ich meine tauben Hände wieder eine Stufe höher und das Ganze beginnt von vorn.
Eine Endlosschleife des Horrors.
"Beth, ich komme zu dir und dann bleiben wir zusammen -für immer."
Wir auch die letzten Male antworte ich nur mit einem lächerlichen Schluchzen, gefolgt von einem schmerzverzerrten Wimmern.
Jeder Atemzug kostet Energie, jede weitere Stufe nimmt mir noch ein Stückchen Lebenskraft und jedes weitere Wort von Marc treibt mich weiter in den Wahnsinn.
Ich kann mich kaum bewegen, noch nie zuvor war ich in einer solchen Situation und noch nie zuvor habe ich das gefühlt, das mir jetzt die Luft zum Atmen nimmt:
Todesangst.
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A/N
Bam bam baaaaam haha :D
Ich will ha nicht so böse sein ;) Ach und sorry für den Cliffhanger ^-^
Aber ich will ja, dass ihr weiterlest!
Wird es eigentlich schon langsam langweilig immer zu lesen wie sie nur weiter komplett irre wird?
-Kim
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Perfection
Mystery / ThrillerMan könnte ihn als Lehrer bezeichnen, er lehrt. Er lehrt so lang, bis du es perfekt machst. Er lehrt Aufmerksamkeit, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Fügigkeit. Er lehrt Perfektion. ©Copyright by KimvonGler