Etwas Altes Teil 3

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Stille beherrschte das Lager welches die Drachenreiter am Fuß des Berges errichtet hatten. Auf dem Plateau über ihnen war Murtaghs zuhause nach dem großen Krieg gewesen.
Die Gruppe hatte sich entschieden hier ein provisorisches Nachtlager zu errichten, da auf dem Plateau nicht genug Platz für alle ihre Seelengefährten war.
Die kupferfarbenen Drachendame Lenjara hatte sich als recht sympathischer Charakter herausgestellt. Sie war dankbar für Marlenas Heilung ihrer Bunde gewesen, reagiert jedoch fast schüchtern auf ihre Artgenossen.
Dorn hatte, nachdem sein Reiter auch bei ihm die Folgen des Kampfes beseitigt hatte, Selena und Irucan vom Plateau abgeholt so dass die Gruppe wieder vollständig war.
Anders als seine Adoptivmutter war Irucan kaum zu bremsen gewesen, hatte jeden der unbekannten Drachen genau inspiziert und sich schließlich zufrieden mit sich und der Welt neben seinem Reiter ein gerollt.
Keanai war damit beschäftigt gewesen seine Mutter zu beruhigen. Die ältere Drachenreiterin war völlig aufgelöst gewesen. Es hatte Marlena tief getroffen diese Frau, die mindestens ebenso viele Sommer wie ihrer Mutter gesehen haben musste, so völlig verzehrt von ihrer Trauer zu sehen. Was hatte man ihr angetan, dass sie so tief verletzt hatte? Was konnte es sein, dass sie auch nach über einem Jahrhundert so schmerzte?
Nachdem sich die Menschenfrau, ihr Name war nach Auskunft ihrer Drachendame Ajescha, wieder gefangen hatte, war sie dennoch still geblieben. Sie starrte lediglich in das Lagerfeuer welches Murtagh und Marlena inzwischen entfacht hatten und schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein.
"Wo kommt ihr eigentlich her?" Marlena versuchte mit dieser Frage an Keanai eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
"Weitaus dem Norden." Gab Ajeschas Sohn bereitwillig Auskunft.
"Was treibt euch gerade jetzt hier in den Süden? Was hat in all den Jahren getan?"
Keanai wollte gerade antworten, als seine Mutter zum ersten Mal seit ihrem Kampf mit Murtagh und Dorn wieder etwas sagte:
"Wir haben die Kinder beschützt. Ihre Eltern waren doch alle tot. Meine Schuld! Alles meine Schuld!"
"Mutter das ist nicht wahr! Es war nicht deine Schuld."
"Alles war meine Schuld." widersprach Ajescha ihrem Sohn ohne ihn anzublicken.
Mit einem energischen schnauben schob Lenjara nun ihren Kopf ins Sichtfeld ihrer Reiterin und zwang diese sie anzublicken.
- "Dein Sohn hat recht! Es war nicht deine Schuld! Und wenn du weder mir noch ihm glaubst Dannerzählens diesen beiden Drachenreitern! Du willst gerichtet werden? Dann überlasse das Urteil denen die es betrifft und nicht aus Sympathie oder Verbundenheit zu dir Gnade zeigen." -
Ajeschas Blicke ihrer Drachendame einige Augenblicke in die funkelnden Augen, holte dann tief Luft und nickte.
Als es trotz ihrer offensichtlichen Bereitschaft sich mitzuteilen im Lager still blieb beschloss Marlena der anderen Drachenreiterin etwas zu helfen. Ganz offensichtlich wusste die alte Reiterin nicht wo sie am besten mit ihrer Geschichte ansetzen sollte.
"Ajescha, wenn ich die Größe eurer Seelenschwestern betrachte, müsst ihr Mitglied des alten Ordens der Reiter gewesen sein. Seit ihr eine Meisterin aus den Tagen vor Galbatorix?"
Zum ersten Mal blickte er je Scherben wieder direkt einen der anderen Reiter an. Obwohl die Menschenfrau noch so jung wirkte, erkannte man durch ihren Blick wie viel Lebenserfahrung ihr bereits zuteil geworden war.
"Ich bin vor Galbatorix Verrat in den Orden aufgenommen worden Kind, aber ich bin weit davon entfernt eine Meisterin zu sein. Ich bin in einem kleinen Dorf an der Küste geboren worden. Als ich 12 Sommer gesehen hatte sollte eine Reiterprüfung ganz in der Nähe stattfinden. Meine Eltern waren einfache Leute und wünschten sich natürlich ein besseres Leben für ihre Tochter als das was sie als einfache Wirtsleute führten. Deshalb ließen sie mich an der Prüfung teilnehmen und Lenjara schlüpfte tatsächlich bei mir. Ich erinnere mich noch wie aufgeregt ich gewesen bin als die Reiter mich abholten und nach Vroengard brachten. Die Stadt war größer und beeindruckender als alles was ich je gesehen hatte. Obwohl alle sehr freundlich zu mir waren fühlte ich mich doch etwas verloren und hatte natürlich Heimweh. Mein Lehrmeister und seine Rache Taten natürlich ihr möglichstes um uns in unser neues Leben einzuführen. Ich erinnere mich noch wie man mich und Lenjara unserem Lehrer vorgestellt hat. Ich hatte noch nie zuvor ein Elfen gesehen. Sein Name war Oromis und sein Drache ließ Glaedr. Dieser Sculblaka hatte wirklich immer etwas königliches weil er ein goldenes Schuppenkleid hatte."
Ein sehnsüchtiges Lächeln glitt über Ajeschas Gesicht und für einen Augenblick unterbrach sie ihre Erklärungen.
Marlena Blicke zu Murtagh hinüber und erkannte auf dem Gesicht ihres Onkels einen Schatten von Trauer. Natürlich wusste die junge Halbling welche Rolle Oromis und Glaedr noch beim Kampf gegen Galbatorix gespielt hatten und, dass der dunkle König seine Macht über Murtagh ausgenutzt hatte um seine alten Feinde zu töten. Da ihr Oheim aber keine Anstalten machte im Augenblick mehr zu diesem Thema zu sagen beschloss auch Marlena sich ruhig zu verhalten. Ajescha wirkte immer noch recht zerbrechlich und es war ungewiss wie sie auf diese Enthüllungen reagiert hätte.
Inzwischen sprach die Reiterin von Lenjara weiter.
"Auch zwei meiner Mitschüler, die ebenfalls bei Oromis in die Lehre gingen haben mir sehr geholfen. Brom und seine junge Drachendame Saphira."
Nun konnte sich Marlena doch nicht mehr beherrschen.
"Dann habt ihr mein Großvater und seine Drachendame gekannt!"
Lenjaras Kopf schoss in die Höhe und überrascht schüttelte die Drachendame ihr mächtiges Haupt so dass die Schuppen raschelten.
- "Brom ist dein Großvater?"-
"Er war mein Großvater." erklärte Marlena. "Ich habe leider nie die Möglichkeit bekommen ihn kennen zu lernen. Nachdem seine Drachendame Saphira im Kampf gefallen war organisierte Brom den Widerstand gegen Galbatorix. Er baute eine Gruppe auf die sich die Varden nannte. Dieser Gruppe gelang es eines der drei Dracheneier zu stehlen die Galbatorix in seinen Besitz gebracht hatte. Aus diesen Eiern hoffte er das Drachenvolk als seine Sklaven neu erschaffen zu können. Brom und einem Gelehrten namens Jeod gelang es jedoch eines der Eier zu stehlen. Ein blaues Ei aus dem die Drachendame meines Vaters, Broms Sohn Eragon geschlüpft ist. Ohne zu wissen, wer sein Vater war oder was er in seinem früheren Leben getan hatte ganz mein Vater seine Drachendame Saphira und schließlich gelang es ihm zusammen mit den Varden Galbatorix zu stürzen. Er ist jetzt das neue Oberhaupt des Ordens. Brom wurde leider getötet bevor er den Sieg über Galbatorix erleben konnte. Er starb in der Nähe von Dras Leona durch die Ra zac."
- "Dein Großvater war ein mutiger und ehrenwerter Mann junge Reiterin." - Erwiderte Lenjara. "Es ist traurig, dass du nicht die Gelegenheit bekommen hast ihn selbst kennen zu lernen. Aber wie steht es eigentlich um das Drachenvolk? Ich kann mir nicht vorstellen dass unser ganzes Volk aus drei Eier neu geboren werden konnte." -
- "Mach dir darüber keine Sorgen Schwester."- antwortete Alonvy ihrer Artgenossin und untermauerte ihre Aussage mit Bildern aus ihrer Erinnerung. Auch Dorn ließ Erinnerungen einfließen. Besonders beeindruckt er gewesen war als er zum ersten Mal in der Ostmark die wilden Drachen gesehen hatte.
- "Die will ich kennen lernen! Alle will ich die kennen lernen! Alle! Alle!"-krähte Irucan ausgelassen und begann vor Freude seiner eigenen Schwanz zu jagen. Dieses will der Hasch mich setzte er fort bis seine Adoptivmutter ihn sanft mit der Schnauze einfing und den Dreikäsehoch beruhigte.
- "Das ist wundervoll! Mir scheint das mein Volk deinem Vater einiges zu verdanken hat junge Reiterin aber kommen alle diese Drachen her?" -
"Mein Vater hat ein Versteck auf Vroengard entdeckt." erklärte Marlena. "Der alte Orden hatte Vorbereitungen getroffen für den Fall das Galbatorix siegen würde. Sie erschufen ein Verlies der Seelen unterm Felsen von Kuthian. "-
- "Kuthian?!" - Die Stimme der kupferfarbenen Drachendame klang nun aufgeregt und ihr Blick richtete sich auf ihrer Reiterin.
Als diese auch Marlenas fragenden Blick spürte lächelte sie müde.
"Wir helfen uns gerade ein altes Geheimnis zu lösen. Nämlich das Geheimnis um Irucans Herkunft. Als wir auf der Flucht vor den Verrätern waren hatten der eines Nachts unser Lager unweit eines Flusses aufgeschlagen. Mitten in der Nacht ertönte ein lauter Knall und es gab einen gleißenden Lichtblitz. Am Fluss fanden wir schließlich einen verwundeten Meister des alten Ordens. Er war dem Tode nahe und das einzige was er uns noch sagte war das die Verräter seinen Drachen getötet hätten als sie ihn jagten. Er habe sich mit Magie in Sicherheit gebracht doch etwas schien bei den Zauber falsch gelaufen zu sein. Dann übergab er uns Irucans Ei und starb. Sein letztes Wort war Kuthian. Offenbar wollte er uns mitteilen, dass das Ei, das er bei sich trug auch für dieses Verlies der Seelen bestimmt war doch konnte es nicht mehr. "
"Und vor kurzem ist Irucan dann bei eurem Sohn geschlüpft." Folgerte Marlena.
Ajeschas nickte.
- "Ich hab den Kleinen dann aufgezogen wie mein eigenes Junges." - fügte Lenjara noch an.
- "Und das machst du gut." - erklärte Irucan und rieb seinen Kopf an die Flanke seiner Ziehmutter die daraufhin dankbar zu Summen begann.
Einen Augenblick beobachteten alle Anwesenden das anrührende Schauspiel, dann war es Murtagh der wieder das Wort ergriff:
"Mir scheint aber, dass uns noch ein Teil der Geschichte fehlt. Wie seid Ihr beiden so hoch in den Norden gekommen? Und wer sind diese Kinder von denen er gesprochen habt?"
Ajescha sammelte sich kurz und setzte dann dazu an weiter zu erzählen. Offenbar tat es ihr gut über all diese Dinge sprechen zu können und sie wirkte etwas gefestigt. Trotzdem war es jedoch offensichtlich, dass gerade der nun folgende Teil ihrer Geschichte nicht leicht über die Lippen der alten Reiterin kam.
"Brom und seine Saphira waren sehr freundlich zu uns. Ich glaube dein Großvater hatte sogar eine kleine Schwäche für mich aber ich war zu dumm um zu erkennen was für ein guter Mensch er war. Ich himmelte lieber den etwas älteren Schüler von Meister Oromis an. Morzan. Ich war so eine Närrin! All die grausamen Streikbeginn Morzan mir und Brom gespielt hat und trotzdem weich vernarrt in ihn. Ich hätte sehen müssen wie viel Böses und Grausamkeit in ihm steckte. Brom fühlte sich ihm nie gewachsen, deswegen hat er wohl nie gewagt um mich zu werben, weil ich kein großes Geheimnis aus meinen Gefühlen für Morzan gemacht habe. Ich war so dumm."
- "Und ich sage du gehst zu hart mit dir ins Gericht." - widersprach nun Lenjara entschieden. - "Du warst ein Küken, das für einen älteren, gut aussehenden Mann geschwärmt hat!" -
"Also ich muss eurer Drachendame da Recht geben Ajescha. Ihr sagt, ihr Wert 12 gewesen als euch eure Drachendame erwählte. Während eurer Zeit auf der Insel der Reiter konntet ihr höchstens 13 Sommer gesehen haben. Mein Vater hat es geschafft wesentlich ältere und reifere Frauen sich zu bezaubern. Ich will euch nicht beleidigen aber ihr wart näher daran ein Kind zu sein als eine Erwachsene."
- "Siehst du! Das sage ich dir schon seit einem Jahrhundert!" -
Die kupferfarbenen Drachendame was Murtagh einen dankbaren Blick zu. Offenbar war es ihr in all den Jahren nicht gelungen ihrer Reiterin davon zu überzeugen, dass ihr Fehler und ihr Versagen bei weitem nicht so schwer wog wie sie es sich einredete.
Auch Ajescha wagte ein vorsichtiges Lächeln in Murtaghs Richtung und fuhr schließlich fort:
"Ich danke euch für eure Worte. Es bedeutet mir viel das von voll ausgebildeten Reitern zu hören. Der Rest meiner Geschichte ist im Grunde schnell erzählt. Früher als meine Mitschüler entdeckte ich mein magisches Talent. In der alten Zeit war es üblich Schüler meines Alters die bereits Magie wirken konnten von den übrigen Novizen zu trennen. Junge Reiter die ihr Talent bereits so früh entdeckten wurden einem einzelnen Lehrmeister unterstellt und erhielten besondere Aufmerksamkeit. In meinem Fall war es der Drachenreiter Aron und seiner Drachendame Lauda. Beide waren Stadthalter von Junturheim."
"Die Stadt der Toten." entfuhr es Marlena. Wie alle jungen Reiter hatte auch sie diesen Ort besuchte.
Ajeschas Blick richtete sich auf die junge Reiterin.
"Ich sehe du kennst den Ort. Ein passender Name! Was dort geschehen ist ist möglicherweise nicht allein meine Schuld aber ich trage eine gewisse Verantwortung. Ohne mich wäre vielleicht alles anders gekommen. Als ich mein magisches Talent entdeckte bei den Jahre alt genug um mich zu tragen und wir reisten zusammen in den Osten. Einige Monate verbrachten wir im Haushalt von Meister Aron und seiner Drachendame und sie waren gut und freundlich zu uns. Dann geschah in Ilirea der Mord an einem jungen Drachenreiter und sein Schlüpfling wurde gestohlen. Von Galbatorix und Morzan wie wir heute wissen. Was nicht bekannt ist, ist die Tatsache das Lenjara und ich auf einem unserer Ausflüge auf Morzan und seinen Drachen traf. Gemeinsam mit Galbatorix hatte er sich weit in den Osten zurückgezogen um seinen gestohlenen Drachen aufzuziehen. Ich hatte das sofort meinem Lehrmeister melden müssen aber Morzan erzählte mir, dass das was man aus Ilirea erfahren hatte eine Lüge sei. Weder er noch Galbatorix hätten irgend jemanden umgebracht. Er hatte Galbatorix nur ermöglicht die Dracheneier zu berühren die zum damaligen Zeitpunkt in Ilirea gelagert wurden. Er wollte dem armen verrückten, der seinen Drachen verloren hatte einen Gefallen tun. Natürlich hatte auch er niemals geglaubt, dass ein zweiter Drache für Galbatorix schlüpfen würde aber genau das sei geschehen und die Drachenreiter versuchten die Tatsache nun zu verschleiern um die Ordnung in ihren Reihen aufrecht zuerhalten. Der Ältestenrat sei gegen Galbatorix bei dieser Reformen vorschlug. Deshalb wollten sie ihn nicht mehr in den Reihen der Drachenreiter sehen. Morzan behauptete sogar dass die Ältesten es begrüßt hätten, dass der erste Drache des späteren Tyrannen gefallen war. Ich war so naiv dass ich Morzan jedes Wort geglaubt habe. Ich versprach niemandem etwas zu erzählen und erklärte mich sogar bereit meinen ehemaligen Mitschüler regelmäßig zu treffen und den beiden mit Vorräten auszustatten. Wenn ich meine Meister Aaron damals von Morzan und Galbatorix berichtet hatte wäre alles ganz anders gekommen."

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt