Anstehende Probleme

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Gintar schäumte vor Wut. Als er vor einigen Stunden in seine "Behausung", wenn man die Höhle so nennen konnte, zurückgekehrt war, hatte er feststellen müssen das eines seiner Geldverstecke geplündert worden war. Dass darüber hinaus noch einige Gegenstände fehlten mit denen sich der Zwerg den Aufenthalt in der Felsenhöhle etwas angenehmer gestaltet hatte fiel ihm zunächst gar nicht auf.
Gintar hatte schon immer ein gesundes Misstrauen besessen. Er war nicht so dumm gewesen das Geld, welches er sich unwürdigerweise durch Diebstahl beschaffen musste, an einem einzigen Ort aufzubewahren. Inzwischen war die Summe auf ein staatliches Maß angewachsen gewesen und der Magier der Zwerge fieberte dem Tag entgegen Bohr in der Lage sein würde die Überfahrt zur Insel der Drachenreiter zu bezahlen.
Das alles hatte sich geändert als er nach einer erfolglosen Jagd zu seiner Höhle zurückgekehrt war. Sofort war ihm aufgefallen, dass der improvisierten Tisch, der normalerweise das Zentrum seiner Behausung bildete, umgestoßen gewesen war und einige andere Besitztümer, wie Trinkbecher, einige Flaschen und ähnliche Gebrauchsgegenstände in der Höhle verstreut lagen. Der Zwerg hatte sich diese Besitztümer aus den Beständen der Handelskarawanen angeeignet, die er auch um kleinere Geldsummen erleichtert hatte.
Die Unordnung war allerdings nur eine unglückliche Begleiterscheinung wie Gintar feststellen musste.
Der Zwerg hatte das erbeutete Geld an verschiedenen Stellen in der Höhle deponiert um zu verhindern, dass ein eventueller Dieb, während seiner Abwesenheit, den gesamten Betrag an sich bringen konnte. Zwar hatte diese Vorsichtsmaßnahme sich nun als nützlich erwiesen aber unbekannten war es gelungen sein größtes Versteck zu entdecken und einen betreutenden Teil von Gintars Kapital an sich zu bringen.
Natürlich hatte sich der Zwerg sofort an die Verfolgung gemacht. Wie ein wütender Stier war er durch den Wald gestürmt und hatte sich nicht um Äste und Gestrüpp geschert, welches ihm ins Gesicht peitschte. Leider waren seine Bemühungen vergebens gewesen.
Es war ihm zwar gelungen die dreisten Diebe aufzuspüren aber diese hatten sich bereits in Gewahrsam von zwei Magiern befunden. Aus dem Gespräch das Winter belauscht hatte konnte er erkennen, dass die beiden Verbrecher bereits andernorts in Alagaesia Straftaten begangen hatten, und die Magiergilde des Reiches beauftragt worden war die Schurken dingfest zu machen. Ausgerechnet am heutigen Tag war es den beiden Ermittlern gelungen ihre Beute zu stellen.
Hilflos musste Gintar mit ansehen wie ihm ein Großteil seines Kapitals durch die Finger glitt. Mit Gewalt konnte er sich seinen Besitz nicht zurückholen. Die beiden Magier des Reiches warnen ihm keine Unbekannten. Besonders der ältere von beiden war ein echtes Talent an der Magierakademie gewesen. Sein Stab wurde von einem Turmfalken gekrönt. Diesen Schmuck hatte sich der Absolvent der Akademie verdient als im gelungen war den Geist eines Vogels zu berühren und durch ihn zu erleben wie es war durch die Lüfte zu gleiten. Es hatte sich herausgestellt, dass dieser Schüler ein besonderes Talent dafür hatte in den Geist anderer Lebewesen vorzudringen. Auch war er im Stande die Verbindung über lange Zeit aufrechtzuerhalten was seinen Ausflügen in die Körper von Vögeln einen besonderen Reiz verlieh. Mit einem menschlichen Magier hätte Gintar es vielleicht aufnehmen können aber nicht mit beiden zur gleichen Zeit.
Außerdem hatten beide bereits über einen magischen Spiegel ihre Vorgesetzten kontaktiert und von ihrem Erfolg berichtet. Hätte Gintar die beiden Magier nun ausgeschaltet, wäre das dem Stich in ein Wespennest gleichgekommen. Selbst der dümmste Schreiber am Hof des Menschenkönigs hätte sich denken können, dass zwei Strauchdiebe nicht ohne fremde Hilfe zwei gut ausgebildete Magier überwältigen konnten. Umfassende Ermittlungen wären die Folge gewesen. Nein, dieser Geldbetrag war für ihn nun endgültig verloren.
Eine Zählung seines Kapitals hatte seine zuvor angestellten Schätzungen bestätigt. Wenn er seine bisherigen Erfahrungen zu Grunde legte würde es mindestens einen Monat dauern um die Verluste zu ersetzen und einen weiteren um endlich den Betrag zusammen zu bekommen den der Magier für hinreichend hielt um die Überfahrt zu bezahlen.
Mit einem tiefen Atemzug versuchte der Zwerg sich zu beruhigen. Dies war alles eine Prüfung von Marantera. Vermutlich wollte die große Göttin sicherstellen, dass er, ihr Diener, ihrer Gunst wahrlich würdig war.
Dieser Gedanke verwandelte Gintars Zorn in Entschlossenheit. Er würde sich der erhabene Göttin als würdig erweisen.





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Interessiert beobachtete Marlena die Abbilder ihrer Eltern auf der spiegelnden Wasseroberfläche. Murtagh hatte aus einem herumliegenden Felsbrocken mithilfe von Magie ein Becken geschaffen und selbiges mit Wasser gefüllt. Dann hatte er den entsprechenden Zauber gewirkt um sich mit Eragon und Arya in Verbindung zu setzen.
Zweiten Sie auch einen der mitgeführten Taschenspiegel benutzen können aber auf der größeren Wasserfläche ließ sich die Unterhaltung entspannter führen als wenn sich vier Reiter und ihre Drachen um einen Taschenspiegel gedrängt hätten wir die Größe einer Handfläche hatte.
Marlenas Eltern hatten interessiert den Ausführungen von Ajescha gelauscht und soeben beendete die alte Drachenreiterin ihren Lebensbericht.
"Ich weiß das ich schwere Fehler gemacht habe und wenn er es für nötig haltet Arget Un Eragon werde ich mich einer Strafe stellen die ihr für angemessen halte. Ich bitte euch nur meinen Schützlingen im Norden die Hilfe des Ordens zuteil werden zu lassen. Sie sind unschuldig an der Dunkelheit die solange die Welt verhüllt hat."
Zum Abschluss ihrer Ausführungen vollführte Ajescha eine Geste die zurzeit der alten Reiter der allgemein gültige Gruß im Orden gewesen war. Sie legte die flache Hand welche ihr silbernes Drachenmahl trug im Herz höher auf die Brust und verneigte sich vor den Abbildern von Eragon und Arya. Ihr Sohn stand neben ihr und hat es ihr gleich.
Trotz der ernsten Situation konnte Marlena ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Stärke, Würde und Mitgefühl waren die Elemente gewesen mit denen ihr Vater stets den Orden geführt hatte. Er genoss den unerschütterlichen Respekt aller Reiter. Doch es herrschte ein sehr warmherziges Verhältnis in den Reihen der Shurtugal. Dies war zum Teil der Tatsache geschuldet, dass ein Großteil der Reiter entweder selbst von Eragon und Arya ausgebildet worden oder die beiden Ältesten des Ordens zumindest einen bedeutenden Anteil am Werdegang der neuen Mitglieder gehabt hatten. Noch waren die Reihen der Drachenreiter auch zahlenmäßig so überschaubar, das buchstäblich jeder Shurtugal und jeder Sculblaka sich kannte. Eragon hatte es stets verstanden, den Orden auf eine Weise zu führen, die an eine Großfamilie erinnerte. Es war eher selten, dass ein Reiter ihn mit soviel Demut und Respekt begegnete wie Ajescha ihn an den Tag legte.
- "Was erwartest du?" - flüsterte Alonvy in die Gedanken ihrer Reiterin. - "Als Ajescha berufen wurde und nach Vroengard gebracht wurde war sie ein Kind. Und der Orden war zahlenmäßig wesentlich stärker. Es gab Hunderte wenn nicht sogar Tausende von Reitern und dazu kamen noch Magier und Soldaten die den Orden unterstützten. Ich glaube sicher, dass Shurtugal Vrael ein weiser und gerechter Anführer war, doch er konnte den damaligen Orden nicht auf dieselbe warmherzige Weise führen wie dein Vater. Die schiere Größe machte das unmöglich." -
-"Da hast du natürlich recht." - bestätigte Marlena. - "Mein Vater sieht man fast täglich auf den Straßen von Esterni. Ajescha hat in ihrem Leben den Großmeister des alten Ordens vielleicht nur einmal bei einem förmlichen Empfang kennen gelernt oder besser gesagt, sie ist ihm bei so einer Gelegenheit vorgestellt worden. Vielleicht haben sie zwei freundliche Worte miteinander gewechselt und dann entließ man sie in die Obhut ihres Lehrmeisters. Und für eine Zwölfjährige, muss Vroengard, die Stadt der Reiter und ihre Bewohner unglaublich einschüchternd gewirkt haben." -
Ohne Widerspruch stimmte Alonvy den ergänzenden Ausführungen ihrer Reiterin zu. Da nun aber Marlenas Vater das Wort ergriff konzentrierten sich die beiden Seelenschwestern auf die anstehende Unterhaltung.
"Ich danke euch für den Respekt, genehme erweist Ajescha Shurtugal. Ich denke aber, dass sich auch für meine Gefährtin und die anderen Mitglieder des Ältestenrats spreche, wenn ich sage das ihr keine Strafe zu fürchten habt. Sicher, ihr habt Morzan und Galbatorix mit Nahrungsmitteln versorgt aber nach meiner Kenntnis der Geschichte war vieles von dem was über die Schandtaten des späteren Königs heute bekannt ist damals vom Ältestenrat zu einer Geheimsache erklärt worden. Ihr hattet nicht die Übersicht um erkennen zu können, was die Folgen sein würden."
"Ich kann mich meinen Gefährten der nur anschließen Argetlam Ajescha." fügte Arya in ihrem üblichen sachlichen Tonfall an. - "Nicht nur standen euch keine ausreichenden Informationen zur Verfügung sondern man muss auch bedenken, wie jung ihr damals noch gewesen seit. Zu keinem Zeitpunkt habt ihr einem anderen Wesen mit eurem Handeln Schaden zufügen wollen und die Barmherzigkeit, die er trotz eurer Jugend bei der Versorgung der überlebenden Kinder an den Tag gelegt habt sagt meiner Meinung nach wesentlich mehr über euren Charakter aus als eine einzige Fehleinschätzung."
Während sie den Worten der beiden Drachenreiter lauschten war ein feuchter Glanz in Ajeschas Augen getreten. Deutlich erkannte man ein leichtes Zittern in ihrer Stimme als sie sagte: "Arget Un Eragon, Meisterin Arya euer Verständnis bedeutet mir und endlich viel und ich danke euch dafür."
Eragon reagierte auf die Worte der Alten Reiterin mit eben dem gütigen Lächeln, das Marlena so an ihrem Vater liebte. Diese sinnliche Geste machte junge Halbling mehr stolz die Tochter dieses Mannes zu sein als alle Helden Sagen die die Barden über den Schattentöter und Königsmörder sangen. Mochte die ganze Welt in Eragon auch eine lebende Legende sehen für Marlena bei dieser Mann in erster Linie ihr Vater.
"Was eure Schützlinge betrifft, wird der Orden natürlich helfen." betonte Eragon. "Ich bedaure es zwar den Besuch bei meinem Cousin absagen zu müssen aber diese Notsituation hat Vorrang. Ich bin auch der Meinung, dass wir uns in der Ostmark treffen sollten um unsere weiteren Schritte zu planen. Wir werden uns hier auf den Weg machen und euch dort erwarten. Wie ich bereits sagte, weder ihr Ajescha noch eure Drachendame und ganz sicher nicht oder Sohn und sein junger Sculblaka irgendetwas von uns zu befürchten. Ich möchte nur, dass ihr euch über einen Punkt während eurer Reise gedanken macht. Sowohl ihr Ajescha als auch euer Sohn seit bereits vollständig ausgebildete Drachenreiter. Es gibt noch mannigfaltiges Wissen, das nicht an euch weitergereicht wurde. Wenn ihr offiziell dem Orden beizutreten wünscht, steht natürlich der Beendigung eurer Ausbildung nichts im Weg. Ihr müsst, wenn der Beitritt euer Wunsch ist, allerdings bereit sein euch den aufgestellten Regeln der Drachenreiter zu unterwerfen. Keine Sorge, das klingt weit dramatischer als es eigentlich ist."
Wieder musste Marlena über ihren Vater schmunzeln. Eragon verstand es durch solche Vertrauen erweckenden Sätze auch ein förmliches Gespräch etwas aufzulockern. Inzwischen sprach der Anführer des Ordens weiter:
"wie diese Regeln genau aussehen können euch mein Bruder und meine Tochter genau erklären. Wenn ihr keinen Beitritt wünscht, erlaubt die uns hoffentlich euch den Status zu geben, den mein Bruder Murtagh hatte bevor er sich endgültig uns angeschlossen hat. Wir würden euch zu Freunden und Verbündeten erklären und euch selbstverständlich im Notfall immer zur Seite stehen nur wäre es dann nicht möglich gewisse Geheimnisse des Ordens an euch weiter zu reichen."
- "Jetzt spricht ein Vater von den Eldunari." - raunte Alonvy so dass nur Marlena sie hören konnte.
"Nehmt euch ruhig Zeit für auch Überlegungen Ajescha-Elda." fügte Arya hinzu. "Wir können das in Ruhe besprechen wenn er in der Ostmark eintrefft."
"Danke."
Dieses einzelne Wort war alles zu dem Ajescha fähig war, doch ihr Gesichtsausdruck sagte mehr als eine lange Rede.
"Eine Sache wäre der aber noch." ergriff Marlenas Mutter noch einmal das Wort. "Natürlich wird die Reise zu Ostmark einige Zeit beanspruchen. Halten eure Schutzbefohlenen solange durch? Und wollte sie nicht kontaktieren bevor er zu uns aufbrecht."
"Vielen Dank für eure Sorge Meisterin Arya. Nun, da Hilfe auf dem Weg ist werde ich meinen Freunden mitteilen, dass sie die Lebensmittel verwenden können, die wir bisher noch in Reserve gehalten haben. Ihre Versorgung dürfte wenigstens noch für einen Monat wenn nicht sogar länger sichergestellt sein. Was eine Verbindung zu meinen Schutzbefohlenen betrifft, hat eure Tochter mir einen diesbezüglichen Vorschlag gemacht. Ich habe dem zugestimmt und wir werden meinen Leuten eine Nachricht zukommen lassen."
"Was genau schlägt meine Tochter den vor? Vielleicht den Transport eines magischen Spiegels mithilfe eines Zauber? Das auftauchen des Spiegels würde von einem recht spektakulären Knall begleitet werden. Möglich das eure Freunde das schockieren wird."
"Ich habe eine etwas diskretere Art der Nachrichtenübermittlung vorgeschlagen Mutter."
Mit diesen Worten hob Marlena das aus Gras geflochtene Schiff an welches sie im Vorfeld hergestellt hatte.
"Wir werden hiermit einen Brief in den Norden schicken. Die Nachkommen der Kinder kennen die Handschrift von Argetlam Ajescha und werden einer solchen Nachricht vertrauen."
Die linke Augenbraue des Abbilds der elfischen Drachenreiterin flog förmlich in die Höhe. Marlena wusste, dass das bei ihrer Mutter, trotz aller Selbstbeherrschung, ein Anzeichen für große Überraschung war.
"Wer hat dir das denn beigebracht?" erkundigte sich Arya in neutralem Tonfall.
"Och, Vater hat mir einmal davon erzählt als er mir von früher berichtet hat." antwortete die junge Reiterin und bemühte sich unschuldig zu klingen.
"So, dein Vater!" Aryas Tonfall war nun geradezu betont neutral. "Was wusste dein Vater denn sonst noch zu berichten über frühere Zeiten."
Diesmal konnte Marlena nur ein Lachen unterdrücken indem sie sich von innen in die Wange biss. Der Umstand, dass irgendetwas im Bereich seiner Stiefel für Eragon, Schattentöter, Königsmörder und Arget Un des neuen Ordens der Drachenreiter, plötzlich von immensen Interesse war amüsierte die junge Halbling königlich.

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt