"Oh hey ich hab dich erst garnicht bemerkt., sagte er und wir beide lachten lauthals los. Er hat es sich wirklich gemerkt. Das erste was er jemals zu mir gesagt hat. Er zündete sich seine Kippe an. "Willst du auch eine?", lachte er wieder los. Aber ich lachte nicht, mein Blick wurde ernster und verzog sich zu einem grinsen. Ja, ich nickte. Dieses Mal rauchte ich mit.
Finn sah mich geschockt an, aber gab mir trotzdem eine Zigarette und sein Feuerzeug. Ich tat glaube ich zu cool vor ihm, ich habe noch nie an einer Kippe gezogen. Ich steckte sie mir in den Mund, zündete sie an und zog. 'Ging doch alles gut', dachte ich mir. Ich sah zu ihm und er sah mich belustigt und erstaunt zugleich an. Ich blinzelte, aber als ich meine Augen wieder aufmachte, schwirrte mir total der Kopf. Finn bewegte sich auf einmal total langsam und ich schwankte nach vorne. Gerade so, dass er mich noch zurückdrücken konnte. "Hey, hey, hey! Pass auf", warnte er mich liebevoll. Der Schwindel hielt nur wenige Sekunden an und als ich mich wieder aufrecht hinsetzen konnte fragte ich ihn "Was war das?" Er sah mich stirnrunzelnd an, weil das unter Rauchern wahrscheinlich bekannt ist, deshalb klärte ich ihn auf. "Ich habe noch nie geraucht", sagte ich trocken. Jetzt sah Finn noch geschockter aus und antwortete mir aber direkt: "Das war ein Nikotinschock" Ich konnte mir schon selber denken was es war, deshalb fragte ich nicht näher nach. Ich hasse Schwindel, aber diese Art hat sich irgendwie anders angefühlt. Besser.
"Fährst du mich nach Hause?", grinste ich und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Backe. Er lächelte und nickte und wir gingen zurück zu seinem Auto. Mir war nicht mehr stark schwindelig, aber ich spürte, dass mein Körper auf das Nikotin reagiert hat. Die Fahrt dauerte aufgrund des Berufsverkehrs 10 Minuten länger als sonst. Sonst hätte ich mich gefreut mit Finn länger Zeit zu verbringen, aber die Situation war gerade irgendwie komisch. Vor meinem Haus angekommen, stieg er noch mit mir aus. Wir standen vor meiner Haustür und sahen uns mal wieder einfach nur an. Er war so wunderschön. Seine Augen werden mich immer faszinieren. "Wann sehen wir uns wieder?", fragte er mich und umarmte mich ganz fest. Ich musste erstmal nachdenken, welcher Wochentag heute war. Oh nein, Sonntag. Das heißt morgen ist wieder Schule. "Naja, wenn du morgen in die Schule kommst, dann vielleicht ja da, oder?", antwortete ich und küsste ihn daraufhin leidenschaftlich und auch sehr lange. Er sagte nichts mehr sondern grinste einfach nur verständnisvoll. Ein letzter Kuss und dann stieg er in den Wagen und machte sich auf den Weg.
Ich drehte mich zu meiner Haustür um und bekam Gänsehaut. Ich sperrte die Tür auf und versuchte die kalte Luft zu ignorieren. Ich ging in mein Zimmer und zog mir ein gemütliches T-Shirt und eine Jogginghose an. Ich machte mich auf den Weg in die Küche und beschloss mir Schinkennudeln zu machen. Mit meinem großen Teller setzte ich mich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Noch nie habe ich mich so alleine in diesem Haus gefühlt. Vermutlich weil ich jetzt wusste, dass es auch anders gehen würde. Ich könnte zu Finn und den anderen und müsste nicht alleine sein. Aber das ging nicht. Er brauchte auch seine Zeit für sich und außerdem sind wir gerade mal einen Tag zusammen. Und noch dazu kommt, dass morgen Schule ist. Ich ging auf WhatsApp und musste feststellen, dass mir keiner geschrieben hat. Und dann viel mir die Kinnlade runter. Ich habe nichtmal Finns Handnummer! Was, wenn ich ihn in der Schule nicht finden kann? Oder wenn ich einfach wen zum reden brauche? Wie blöd kann man eigentlich sein, dass man nicht mal nach der Nummer von seinem Freund fragt? Ich schlug mir die Hand vor den Kopf und ärgerte mich über mich selbst. In diesem Moment hoffte ich einfach nur, dass ich ihn morgen in der Schule wiedersehen werde.
Ich wachte ruckartig auf. Schon wieder schlecht geträumt. Ich hasste es, wenn ich so kacke in den Morgen starten musste. Ich ging ins Bad und machte mich fertig. Ich war todmüde, anscheinend hatte ich wirklich sehr schlecht geschlafen, konnte mich aber überhaupt nicht daran erinnern. Nach dem Frühstück ging ich so schnell es ging aus dem Haus. Ich war eigentlich immer die erste in der Schule, da ich so wenig Zeit wie möglich zuhause verbringen wollte. Das war ein Punkt, indem mich die Therapie geändert hat. Bevor mich Sally und Chloé dort hin geschickt hatten, war ich den ganzen Tag Zuhause. Ich ging nur noch selten in die Schule und da ich keine Familie mehr hier hatte, brachte mich auch keiner dazu. Außer die beiden eben.
In der Schule angekommen setzte ich mich wie jeden Schultag auf Steintreppen in der Nähe der Aula. Ich nahm meinen Ordner heraus und versuchte etwas zu lernen. Es funktionierte nicht, ich hatte einfach keine Motivation und genauso wenig Lust hier zu sein. So wie immer. Ich erschrak plötzlich als mich jemand an der Schulter berührte. Ich drehte mich hektisch um und sah in Finns Augen. Er grinste breit, aber irgendwas war komisch. Er war total gestresst. "Hey, alles okay?", fragte ich ihn stirnrunzelnd. "Ja klar, aber komm mal mit", antwortete er euphorisch. Da ich nicht wirklich etwas zu tun hatte, stand ich also auf und umarmte ihn. Er war nicht alleine. Lea, Elias, Liam und Alex. Sie waren alle da und starrten uns lächelnd an. Finn umschloss mein Handgelenk und zog mich mit sich in Richtung Schulausgang. Als wir draußen waren, war ich endlich in der Lage klar zu denken, da mir das alles viel zu schnell ging. "Was machen wir denn überhaupt?" Keiner gab mir eine Antwort. Was ist denn jetzt los? Wir gingen ungefähr einhundert Meter hinter das Schulgelände und stellten und hinter einen Busch. 'Sag mal wie blöd bist du eigentlich?' dachte ich bei mir. Was sollen die denn sonst machen außer rauchen? Nur wenige Augenblicke später holte Liam drei Joints heraus. Doch kein rauchen also. "Vor der Schule?", platzte es aus mir heraus. Oh Gott ich komme mir vor wie eine Mutter. Die anderen lachten einfach nur und Liam sagte: "Warum denn nicht?"
Er zündete ihn an und zog kräftig daran. Er runzelte seine Stirn, kippte leicht nach hinten und gab den Joint jetzt mir. Dieses mal lehnte ich ihn nicht ab. Ich weiß nicht warum. Es war nicht deswegen, weil ich cool wirken wollte, sondern weil ich mir dachte "Denen geht es auch gut damit, dann darf ich das auch". Ich weiß, das ist ein dummer Gedanke. Auch ich zog an der Tüte und lies den Rauch auf jeden Fall zu lange in meiner Lunge. Mir wurde wieder schwindelig, aber ich konnte mich unauffällig zusammenreißen und gerade stehen bleiben. Die Reihenfolge ging weiter mit Finn. Ich wandte mich ihm zu und grinste ihn gezwungen an. Und auf einmal. Auf einmal bewegte sich alles in Zeitlupe. Ich musste einmal fest blinzeln, damit alles wieder einigermaßen normal wurde. Finn sah mich lachend an, als ob er stolz gewesen ist. Wir gingen zurück zur Schule und dann gongte es auch schon.
In der ersten Stunde hatten wir Mathe. Ich war froh, dass mich mein Lehrer nicht ansah, weil ich ich ihn anstarrte, als wäre er ein Außerirdischer. Wieso hat der denn bitte so einen unfassbar großen Kopf? Ich musste leise lachen. Mir ging es richtig gut. Ich fand es zwar nicht so toll, dass ich mein erstes Mal "High-Sein" in der Schule erleben musste, aber das war trotzdem ein gutes Gefühl. Das Gefühl, dass mir so ziemlich alles egal war und außerdem, dass ich das erste Mal in Mathe lachen konnte.
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Liebe Führt Zum Tod
Novela JuvenilPsychoterror. Das beschreibt Elianas Situation ziemlich genau... aber denkt sie allen ernstes das dieser "neue geheimnisvolle Typ" das bessern könnte...? An ihrer Stelle hätte ich eher Angst, dass es schlimmer wird