Heute ist der 24. Juni 2019.
Heute ist ein historischer Tag
Nach der Criminale leckte ich zunächst meine Wunden. Dort hatte es nicht geklappt, Interesse für mein Buch zu wecken. Das einzige Tröstliche an diesem Auftritt lag in der Tatsache, dass alle, auch etablierte Schriftstellerinnen, entweder nur schwaches oder gar kein Interesse für ihre Werke wecken konnten.Ich brauchte noch ein Weilchen, bis ich es gerafft hatte. Der Auftritt bei der Criminale war keine Niederlage, sondern ein erfolgreicher Fehlschlag. Denn dort hatte man meiner Idee und meinem Pitch folgen können. Damit zeigte sich etwas Entscheidendes: Der Plot hielt! Die Maßnahmen seit der Plotkatastrophe konnten den Roman retten und dank der intensiven Überarbeitung kann ich zu 100% zu meinem Werk stehen. Damit war der Weg für das Anbieten des Manuskripts an die Agenturen und Verlage wieder frei geworden.
Große Verlage arbeiten so gut wie ausschließlich mit Agenturen zusammen, an die sie de facto die Auswahl der unverlangt eingesandten Manuskripte delegieren. Das zeigt sich deutlich an den Zahlen, die ich von Bastei Lübbe her kenne (und die bei anderen großen Verlagen kaum anders sein dürften). Dieser Verlag bekommt jährlich circa 6.000 unverlangt eingesandte Manuskripte. Und wer darf von diesen hoffnungsfrohen Einreichern sein bei Bastei Lübbe veröffentlichtes Buch in den Händen halten? Einer oder gar keiner! Wenn nun ein Literaturagent zu Bastei Lübbe kommt und dem Verlag dasselbe Manuskript anbietet, wird eines aus fünf Manuskripten zu einem Buch, das im Buchhandel liegt.
Wer also von einem Literaturagenten vertreten wird, der hat den Schlüssel zum Verlag!
Der Haken an der Sache ist es, dass die Agentursuche mindestens gleich schwierig wie früher die Verlagssuche war. Agenten können unter einer Unmenge von Manuskripten und Bewerbern auswählen und somit kommt eine erfolgreiche Agentursuche einer Herkulesaufgabe gleich.
Bei der Agentursuche grassiert der Mythos, man müsse jeweils eine Agentur einzeln und exklusiv anschreiben. Die Agenturen wären vernetzt und es würde auffallen, wenn man bei mehreren Agenturen gleichzeitig aufschlägt. Die Agenturen wären dann sofort so beleidigt, dass man bei keiner eine Chance hätte. Leider wird dieser Mythos auch von prominenten Autoren gepredigt, sodass bei mir der Verdacht entsteht, dass man potenzielle Konkurrenten vom Markt durch Zermürbung fernhalten will.
Viele Agenturen glänzen beim Thema Manuskripteinreichung mit folgendem Satz: Wenn Sie nach 12 Wochen von uns nichts gehört haben, werten Sie das bitte als Absage.
Wer sich brav an den "Tipp" der sequentiellen Bewerbung hält, wartet 12 Wochen, um dann bei der nächsten Agentur wieder 12 Wochen zu warten, um dann bei der dritten Agentur wieder 12 Wochen zu warten und so weiter. Nach einem nervigem Jahr hat man gerade mal vier Absagen kassiert und hofft, dass die fünfte Agentur zusagt. Das artet somit zu einem Warten auf Goudot aus, ohne dass man jemals auch nur einen Millimeter weiter kommt. Bis man auf diese Weise sämtliche Agenturen angeschrieben hat, sind 20 Jahre (!) ins Land gezogen. Man hat zwei Jahrzehnte seines Lebens damit verschwendet, nur um zu erfahren, dass keine Agentur das vorliegende Werk vertreten will. Im Vergleich dazu wurden in der "DDR" die Trabbis im Blitztempo ausgeliefert.
Eine solche Gesamtwartezeit kann sich kein Autor leisten und deshalb habe ich mich mit meinem Coach Jennifer B. Wind über dieses Dilemma unterhalten. Wir gingen die Liste durch und wählten fünf Agenten aus, die von mir parallel eine Bewerbung erhalten sollten.
Der zweite Anlauf der Agentursuche endet im Hagel an Absagen
Obwohl mein Coach weder an der Leseprobe noch am Exposé etwas auszusetzen hatte, hagelte es erst mal zwei Absagen durch schlüssiges Verhalten gepaart mit drei Standardabsagen. Den Rekord lieferte eine Münchner Agentur, welche die Absage einen Tag (!) nach Einreichen der Unterlagen übermittelte.
Schlechte Anschreiben zerstörten so manche Chance
Des Rätsel Lösung lag in einem Anschreiben, das viel zu schnell auf den Punkt kam und abschreckend auf die Agenten wirken musste. Als Beispiel sei hier folgender Text angeführt: