B1 - dear Rose

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Drrriiing Drrriiing

Jeder kennt doch das Gefühl, wenn man Lust auf absolut rein gar nichts hat. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer kann sein, dass du nicht geschlafen hast und du deswegen schlafen willst. Ein anderer kann sein, dass du einen anstrengenden Tag vor dir hast zum Beispiel gehst du wandern oder schreibst eine Arbeit. Oder dir geht es wie mir. Du gehst zu der Beerdigung deiner besten Freundin, welche vor deinen Augen wegen dir gestorben ist.

Schläfrig und unmotivitiert stieg ich aus dem Bett und lief zu meinem Kleiderscharnk. Ein schwarzes wunderschönes Kleid hing an der Schranktür und wartete nur darauf von mir angezogen zu werden. Es war oben enger und wurde nach unten breiter. Es ging bis zu den Knien und hatte um die Taille ein schwarzes Band mit einer Schleife. Es war viel zu schön für diesen Tag.

Ich schlüpfte in das Kleid und anschließend in meine schwarzen Ballerina. Ich lief runter, wo meine Familie bereits auf mich wartete. Ich hatte mir meinen Wecker gestern so gestellt, dass ich morgens schnell fertig bin und dann direkt losfahre, so dass ich keine Zeit habe zu weinen. Geschminkt habe ich mich nicht, obwohl ich es bei besonderen Anlässen sonst immer tue. Es hätte heute keinen Sinn und auch wenn es mir genau heute egal war, wie ich aussehe, wollte ich an ihrem besonderen Tag nicht auch noch wie eine ins Klo gefallene Ruby aussehen.

Im Auto sitzend starrte ich aus dem Fenster. Es war ruhig. Niemand sprach. Niemand wusste, wie man anfangen sollte und über was man reden könnte. Es war anstrengend. Andauernd setzte jemand zum reden an, doch stoppte dann. Ich war unglaublich froh, als ich aus dem Auto steigen konnte. Ich sah bereits das Riesenzelt und lief vor. Die Bestattung an sich war bereits. Ich wollte nur zu ihrer letzten Feier kommen und als ich sah, wie Lorcan aussah war ich froh darüber. Er weinte bitterlich, ich lief auf ihn zu und als er mich erblickte umarmten wir uns beide und ließen uns nicht mehr los. Ich musste nun auch anfangen zu weinen.

Nachdem wir uns gegenseitig ausgeweint haben, gingen wir zu den anderen ans Buffet. Ich hatte keinen Hunger, also nahm ich mir nichts. Das ist jetzt schon öfters so, dass ich keinen Hunger habe. Irgendetwas fehlt und ich weiß genau was. Mir war bewusst, dass der Friedhof nur ein paar hundert Meter entfernt war, also machte ich mich auf den Weg.

Ich lief an einem Bach vorbei und sah etwas weiter entfernt ein paar Kinder spielen. Es waren Muggel keine Frage, sie spielten mit einem stinknormalen Ball und wussten nicht, was für mächtige Kräfte es auf dieser Welt noch gibt. Sie hatten keine Ahnung, dass es hier Menschen gibt, die mit dem wedeln eines Zauberstabs ein Leben beenden können.

Nach ein paar Metern war ich an einem Friedhof angekommen. Es dauerte nicht lange, bis ich ihren fand. Er war voller Blumen und ich ging direkt drauf zu und setzte mich davor. Mir kamen schon wieder die Tränen. Ich rieb mir einmal über die Augen, um wieder normal sehen zu können und sah dann ein Bild, dass mich noch mehr zum weinen brachte. Rose stand in unserem garten, sie war vielleicht fünf und ich stand direkt neben ihr. Wir hielten ein Bild hoch, dass wir zusammen gemalt hatten. Darauf waren wir beide erwachsen und hatten ein Haus und Kinder und einen Ehemann. Zur Überraschung waren beide Blond, was auf Lorcan und auf Scorpius passte. Es hätte vielleicht sogar so sein können, doch leider ist alles immer kompliziert. Ich nahm mir das Bild in die Hand und steckte es ein. Ich wusste nicht wem es gehört, aber ich nahm es mir trotzdem. Dann atmete ich tief ein und betrachtete das Grab nochmal. Ich überlegte, was ich jetzt machen würde, wenn wir erwachsen wären und eine Familie hätten. Mir fiel nur eins ein:

Brief

Ich hatte leider keinen Stift und kein Blatt Papier dabei also holte ich tief Luft.

„Liebe Rose..."

Weiter wusste ich nicht. Ich wusste nicht wie es sein würde, wenn wir erwachsen wären. Also sprach ich das aus, was ich mir in den letzten dreißig Tagen, seit ihrem Tod dachte.

„...Ich hoffe du bist jetzt nicht sauer aber ich war icht bei deiner Bestattung. Die letzten Jahre, die wir zusammen verbrachten waren unglaublich und unvergesslich. Sie haben sich als feste Erinnerungen in meinen Kopf fest gefangen. Weißt du, es ist schwer weiter zu machen, wenn man weiß, dass man sich nie wieder sehen wird. Dass ich nie wieder einen Ratschlag von dir bekomme und nie wieder mit dir Reden kann. Ich weiß, dass ich nie wieder das Gefühl bekommen werde, ich hätte eine Schwester, denn die ist jetzt weg. Es ist schwer in die Schule zu gehen und die Personen zu sehen, die dafür verantwortlich sind. Rose, es schmerzt so sehr und ich hasse dich dafür aber andererseits kann ich dich nicht hassen. Du hast mir das geschenkt, was du nicht mehr haben kannst und deswegen wollte ich dir eigentlich nur sagen.

 Ich hab dich auch lieb, Rose"

schokofrosch | next generationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt