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Carla.

Am nächsten Morgen wache ich in den Armen meines Freundes auf. Doch dieser ist schon lange wach und tippt auf seinem Handy herum. Als er bemerkt, dass ich ebenfalls wach bin, blickt er zu mir runter und lächelt mich an.

„Guten Morgen, ylli im", haucht er mir mit rauer Stimme zu und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf meine Stirn. „Wie hast du geschlafen?"

„Sehr gut", nuschle ich und kuschle mich näher an seinen Oberkörper, welcher oberkörperfrei liegt. Kein T-Shirt, nichts. Eigentlich sollte es sowohl für ihn als auch für mich nicht so sein. Denn auch ich habe strenge Eltern und er ebenfalls. Trotzdem liegt er hier so, nur in einer Jogginghose und ich nur in einem T-Shirt von ihm. Strenge Eltern erziehen eben die besten Schauspieler „Neben dir schlafe ich mittlerweile sehr gut, obwohl es nicht oft vorgekommen ist."

Dardan legt sein Handy zur Seite, ehe er seinen Griff um mich verfestigt und beginnt mir Küsse auf meinem Gesicht zu verteilen. Immer und immer wieder küsst er mein ganzes Gesicht entlang, was dazu führt, dass ich leise anfange zu lachen und ihn versuche von mir zu drücken.

„Dardan", lache ich immer noch und versuche ihn an den Schultern von mir zu drücken. „Hör auf, du bist verrückt!"

„Ja", lacht er mir gegen meine Wange und beißt kurz in diese, sodass ich leicht zusammen zucke. „Verrückt nach dir, Valentina Di Santis."

Ich lächle. Er nennt mich wirklich immer nur Valentina, außer er stellt mich jemanden vor. Und das macht er bei jedem, sogar bei seinem Bruder. Dardan möchte wahrscheinlich der einzige sein, der mich so nennt.

„Du liebst meinen Zweitnamen, kann das sein?", frage ich ihn lachend und schaue dann zu ihm. Er nickt mir zu wie ein kleines Kind, das gerade gefragt wurde, ob er ein Eis möchte.

Schmunzelnd streiche ich ihm mit meinen Daumen über seine Wangen und gebe ihm einen Kuss auf seinen Mundwinkel.

„Ich liebe dich, Vale", haucht er mir zu und sieht mir dabei in meine Augen. „Auch wenn wir erst seit kurzem zusammen sind, ich liebe dich. Ich glaube sogar, dass ich mich direkt im ersten Moment in dich verliebt habe."

Mein Herz macht einen Sprung und ich weiß nicht, was ich dazu erwidern soll. Denn bei mir sieht es ganz anders aus. Denn im ersten Moment, fand ich ihn ziemlich scheiße. Doch mit der Zeit war er gar nicht mal ein schlechter Typ. Allein schon beim ersten richtigen Treffen hat er es mir gezeigt und ich bin wirklich glücklich darüber, dass ich diesen Bus verpasst habe.

„Ich danke Gott ebenfalls dafür, dass ich diesen Bus verpasst habe", nuschle ich und sehe ihm in seine Augen. „Sonst hätte ich dich wahrscheinlich niemals kennengelernt und würde jetzt nicht mit dir hier liegen und dir sagen, dass ich dich liebe."

Der Albaner will sich gerade herunter beugen, um mich zu küssen, als ich mich zurück lehne und grinsend den Kopf schüttle. „Was ist? Meine Zähne sind geputzt, Vale", seufzt er auf und lässt sich zurück in sein Kissen fallen.

„Aber meine nicht", kichere ich und erhebe mich vom Bett. Und dann erinnere ich mich, dass ich hier bei ihm bin und nicht mal eine Zahnbürste dabei habe.

Tja, Mushkolaj. Wird wohl nichts mit küssen.

„Du hast keine Zahnbürste", spricht er meine Gedanken genervt aus und springt dann vom Bett. Er greift nach meiner Hand und führt mich aus dem Zimmer.

Kadale, kadale, Dardan", lache ich und sage ihm, dass er langsam machen soll. Verwundert sieht er mich an und hebt überrascht seine Augenbrauen hoch.

„Aller. Date ich eine Italienerin oder eine Italienerin mit albanischen Wurzeln?", fragt er mich, noch immer überrascht, dass ich albanisch kann. Doch diese paar Worte, die mir Egzona sowie ihre Familie mir immer wieder beibringen, kann so gut wie jeder. Eigentlich. „Scheisse aller, ich liebe es."

Dardan zeigt mir das Badezimmer und sagt mir, dass er leider keine Zahnbürste für mich da hat. Ist für mich gar kein Problem, denn früher als Kinder haben wir immer unseren Zeigefinger benutzt, also mache ich es so und putze mir die Zähne. Währenddessen bereitet er uns ein kleines Frühstück vor. Denn als ich das Badezimmer verlasse und ihn dann sitzend im Wohnzimmer auffinde, stehen auf dem Tisch zwei Schüssel mit Cornflakes und Milch drin. Außerdem hat er noch eine Flasche Orangensaft und zwei Gläser auf dem Tisch bereitgestellt.

Zusammen essen wir dann unser Frühstück und sehen uns im Fernseher irgendeine Serie an, welche gerade auf RTL läuft. Ich bin froh, dass Dardan aus der selben Generation stammt wie ich. Denn ich könnte niemals mit jemanden befreundet noch zusammen sein, der es nicht ist.

„Mh", beginnt Dardan und lehnt sich mit der Schüssel in der Hand zurück. „Wieso sagst du mir nicht, dass Mariele und Micah was haben? Dann hätte ich niemals so Filme geschoben, das Micah auf dich steht."

Warte was? Micah und Mariele haben was miteinander? Seit wann denn das?

„Hä, was babbelst du da bitte?", frage ich ihn und sehe ihn verwirrt an. Mariele ist doch über ihn hinweg und meint zu Egzona und mir, dass es nichts als geschwärmt für den Italiener sei.

„Ja, ich hab die beiden gestern erwischt, als ich nach denen gesucht habe, bevor wir gegangen sind", erklärt er mir und nimmt sich einen Löffel aus seiner Schüssel, um diesen in seinen Mund zu führen. „Ey, die beiden waren so pralle. Denen war es nicht mal peinlich als ich die erwischt habe. Mir war es peinlich. Ich wollte in Grund und Boden versinken."

Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und sehe ihn immer noch an. „Was war dir bitte peinlich, was es denen nicht war? Sprich mal Klartext!"

„Techtel-mechtel", antwortet er mir und isst weiter seine Cornflakes weiter. „Naja, fast. Sie lagen aufeinander, beide keine Oberteile mehr an und keine Ahnung wer gestöhnt hat, aber ich wollte echt heulen."

Wenn ich nur daran denke, wie Dardan dort stand und die beiden erwischt hat, beim Fast-Sex und es ihm peinlicher war als meinen zwei besten Freunden, dann ja, es tut mir Leid, dass ich nun laut los lache.

Dabei sieht mich mein Freund für einen Moment komisch an, bis er nur grinsend mit dem Kopf schüttelt.

Po ti je budall", lacht er leise auf und lässt mich nun grinsen. Natürlich habe ich nur das letzte Wort verstanden, aber das reicht mir aus, um ihn meinen Mittelfinger zu zeigen.

„Selber idiota."

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt