Der Junge auf dem gläsernen Berg

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Am nächsten Morgen wurde ich überraschenderweise nicht von irgendwelchen Kollegen sondern von meinem Wecker geweckt.
Seufzend stand ich auf. Ich hatte keine Lust, heute wieder eine seiner oder ihrer Leichen zu untersuchen. Ich wollte einfach, dass das ganze bald vorbeigeht.
Ich stand auf und machte mich fertig. Anschließend stieg ich in mein Auto und fuhr zum Präsidium.
Auf der Treppe kamen mir zwei streifenpolizisten entgegen. Und nach ihren Gesprächen zu urteilen waren mein Team und ich das Hauptthema hier.
Ich schüttelte nur kurz den Kopf und lief zu meinem Arbeitsplatz.
Wie auch gestern schon suchte ich nach Zusammenhängen zwischen den Opfern. Aber egal was ich auch versuchte, es passte nicht.
"Palle" meinte Zombey. Ich sah ihn an. "Das neue Opfer wurde gefunden." Ich nickte und stand auf.
Am neuen Tatort angekommen standen dort die beiden Streifenpolizisten.
"Wer hat sie gefunden?" Zombey zeigte auf die Polizisten.
"Die Nachbarn haben sich wegen Ruhestörung beschwert. Kein Wunder. Irgend so eine My Chemical Romamce Musik oder so ist auf voller Lautstärke gelaufen." Ich Strich mir durch die Haare.
"Ich gehe davon aus, dass Izzi wieder alle befragt?" Michael nickte.
Im Esszimmer 'saß' ein Mann. Vor ihm lag ein perfekt geschlossenes Ei und unter ihm eine Art Spiegelei.
"Er heißt Valentin Bacher. Er hat als Mechaniker gearbeitet. Er wohnte alleine. 23 Jahre alt. Auch keine nähreren Verwandten." Ich lächelte Maudado an.
Dankend kam ich dem Mann näher. Er roch stark nach Mandeln und seine Lippen hatten eine leicht blaue Färbung. Sicherlich wieder Zyankali.
Ich entschloss mich, selbst mit den Nachbarn zu reden.
Die Nachbarin an der direkt nächsten Türe war mindestens 80 Jahre alt, sah aber dennoch recht freundlich aus.
"Hallo. Kriminalhauptkomisar Patrick Mayer. Ich hätte da ein paar Fragen."
"Natürlich gerne." Antwortete sie mit krächzender Stimme. Sie ließ mich herein.
Ihr Haus war ebenfalls sehr sauber. Einige rustikale Möbel standen im Raum verteilt.
"Haben Sie gestern gegen 23 Uhr irgendwas ungewöhnliches gesehen oder gehört?"
"Ja. Gestern wurde die Musik für ungefähr 10 Minuten leise. Da habe ich mich kurz gefreut. Dann ein dumpfer Knall und die Musik war wieder an. Ich denke in der Zwischenzeit leise Klaviermusik gehört zu haben. Aber das weiß ich nicht sicher."
"Vielen Dank. Auf Wiedersehen." Sie brachte mich zur Türe.
Ich notierte mir was sie gesagt hatte auf einem kleinen Block und lief aus dem großen Arpartmentblock zu meinem Auto.
Dort lag wie immer ein Brief.

Heute hat es ja ziemlich lange gedauert.
Ich bin sehr enttäuscht. Obwohl du doch in echt so hübsch bist.
Das nächste ist "Das ist bald gelernt," antwortete der Spielmann, "du mußt nur alles tun, was ich dir heiße."
Viel Spass beim überlegen.
M

Taddl, der schon die ganze Zeit mitgelesen hatte, meinte:" ich habe keine Ahnung, wie er das anstellen will. Vielleicht die Szene in der ihn die Tiere jagen, oder die, in der der Holzfäller jagt?"
Verwirrt sah er zu mir.
"Welches Märchen ist das? Hab noch nie davon gehört," Fragte Ardy.
"Der wunderliche Spielman. Ist das 8. Grimmmärchen. Ziemlich unbekannt."
Ich nickte nur. Kurz darauf, nachdem ich den Tatort untersucht hatte, aber nichts gefunden hatte, fuhr ich wieder aufs Präsidium.
"Timon wartet auf dich." Rief mir Herr Bergmann zu. Dankend lief ich in die Autopsie.
"Noch irgendwas herausgefunden?" Fragte er
"Nur das er kein Fan von My Chemical Romance ist, aber dafür von Klaviermusik."
"Ich hab vielleicht was besseres herausgefunden."
"Und das wäre?"
"Heute hat er ein anderes Gift benutzt. Botulinumtoxin. Extrem verdünnt auch für schönheitsops verwendet."
"Das passt überhaupt nicht zu ihm. Einfach ein anderes Gift verwenden." Timon zuckte nur mit den Schultern. Ich bedankte mich und rannte die Treppen hoch, um zu schauen ob Ardy schon da war.
Er stand an meinem Schreibtisch. Wieso wusste ich auch nicht.
Ich ging zu ihm.
"Na. Was gibt's?" Er sah zu mir.
"Nichts besonderes. Ich wollte nur von dir hören, was du erfahre hast."
"Er hat ein neues Gift benutzt. Botulinumtoxin. Und er mag klassische Musik."
"Warum so viele Veränderungen. Erst sucht er sich einen Mann, der alleine wohnt, dann auch noch in einer Wohnung. Das andere Gift..."
"Er schreibt die Briefe direkt am Tatort. Und das mit dem Botox kommt vielleicht daher, dass er mich anscheinend hübsch findet und der Mann keine Ähnlichkeiten mit mir hat. Vielleicht symbolisch dafür, dass er hässlich ist? Und die andere Umstellung... Na ja... Das klingt jetzt möglicherweise seltsam, aber vielleicht hat er sich in mich verliebt. Ich meine, Single und so."
Ardy nickte nur.
"Gute Theorie. Aber falls das stimmen sollte..."
"Ich weiss, aber..Gibt es eine Andere Lösung?" Ardy schüttelte den Kopf.
Verzweifelt Strich ich mir durch die Haare.
"Wir finden schon eine Lösung, die nicht Gefährlich aber nützlich ist." "Denkst du wirklich?" Er zuckte mit den Schultern.
Seufzend ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Ich öffnete meinen Browser, um etwas zu machen, dass mich von meiner derzeitigen Situation ablenkte.
Schlussendlich entschied ich mich für den douchebagsimulator chick.  Eigentlich machte es mir Spass, doch irgendwie erinnerte es mich an meine derzeitige Situation. 
Wenn er sich wirklich in mich verliebt hätte, war ich möglicherweise sein 13. Opfer.
Aber warum würde er mich töten wollen, wenn er mich doch liebt.
In diesem Moment gingen mir so viele Gedanken durch den Kopf.
Wieso ausgerechnet ich?
Was wenn es anfangs wirklich nur Zufall war?
Was, wenn das mit dem Gift auch nur Zufall war?
Aber dann wieder, warum würde ein so organisierter Mann so etwas machen?
Ich massierte mir meine Schläfen.
Ich wusste noch genau, als ich vor gut 5 Jahren hier angefangen hatte, hatten wir einen ganz ähnlichen Fall.
Der damalige Abteilungsleiter Erik Range hatte eine Reihe von Fällen, die auch direkt an ihn gingen. Es waren liebesmorde. Die Frau die diese begangen hatte, nannte sich selbst Pandorya.
Erik wusste schon früh von ihrer echten Identität, die er aber niemanden erzählte.
Er hatte sich wirklich in dieses Mädchen verliebt.
Irgendwann hat jemand das dann herausgefunden und er wurde gefeuert. Ich glaube, er würde sogar kurzzeitig in eine Psychiatrie eingewiesen.
Pandora, oder Tatjana Werth, würde ins Gefängnis gesteckt.
Danach hat sich die ganze Abteilung nach und nach aufgelöst.
Angefangen hatte es bei seinem besten Freund, Valentin Rahmel. Die Abteilung war irgendwann komplett ersetzt.
Aber ich war mir sicher, dass das mir nicht passieren würde. Das hatte ich mir versprochen, als ich das gesehen hatte.
Mein Handy klingelte.
"Hallo?"
"Hi." Kam mir Stegis hohe Stimme entgegen.
"Kommst du mal kurz. Wir haben was herausgefunden."
Ich legte auf und ging runter.
Ich war nicht oft bei ihnen. Ich fand generell die Kellerräume, zu denen unteranderem die Forensik und die Gerichtsmedizin gehörte, ziemlich unheimlich, aber die Unmengen an Waffen machten es nicht gerade besser.
Mit einem 'Ping' kam der Aufzug an. Die Türen der Forensik gingen auf.
Stegi winkte moch aufgeregt zu sich.
"Schau mal was wir gefunden haben, als wir den Radio zerstört haben." Sagte er mit fast kindlichen Enthusiasmus.
Ich ging zu dem Tisch voller Einzelteile, die mal ein Radio waren.
Ein Teil viel auf.
Es war eine kleine Kamera.
"Eine Kamera, die sich  mit dem Computer verbindet, mit dem man will. Übers Internet und so. Also muss er sich zumindest geringfügig mit so etwas auskennen."
"Könnte man dann das Signal zurückverfolgen?" Ich sah die Kamera an. Sie war ungefähr 5 Zentimeter groß.
"Ich hab's versucht." Meinte Tim von der anderen Seite des Raumes.
"Das Signal geht durch alle möglichen Länder und ändert ständig die Adresse. Das heißt er kennt ich damit echt gut aus. Auch Simon hat uns nicht weiterhelfen können."
Ich nickte.
"Kann er mit diesen Kentnissen auch Handynummern herausfinden?"
Die beiden zuckten mit den Schultern.
Ich dachte kurz nach.
"Was ist der Sinn hinter der Plötzlichen Kamera?
Sexueller Sadismus oder generell Sadismus war unwahrscheinlich."
"Die Kamera wurde erst weit nach dem Tod der Person eingeschalten. Und aus erst, als ihr wieder weg wart. Also gut möglich, dass er sie wegen einem von euch benutzt hat." Ich nickte nachdenklich.
"Noch einen so gut wie möglich schönen Abend." Meinte Tim, während ich den Raum verließ.
"Euch auch."
Ich lief noch einmal kurz zu meinem Schreibtisch, um meine Tasche zu holen und fuhr dann heim.
Wie die letzten Tage auch schon, handelten meine letzten Gedanken vor dem Einschlafen von dem Mann, der alle diese Menschen tötete.

A/N: Sooo,  willkommen zurück. Dieses Kapitel ist irgendwie seltsam, oder. Na ja. Egal. Ich hoffe es hat du h trotzdem gefallen. Hat ziemlich lange gedauert, es zu schreiben. Ich habe letztens versucht, nach Likes zu Fragen, hab mich aber sofort seltsam gefühlt, und es wieder gelöscht. Ich find es ja schon komisch, nach Kritik zu betteln, aber Likes Kann ich nicht.
Also dann. Ich hoffe man sieht sich mal wieder.
Tschüss
Lisa

Märchenhafter TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt