Chapter 2 - "Ich bin für dich da"

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Alles, was Gisela sagt, ist fett geschrieben, um es davon unterscheiden zu können, was Jan absichtlich sagt.

-', Kapitel 2 ꒱ ↷🖇🥛

└➤ Jan:

Als ich nach meinem unruhigen und trüben Waldspaziergang wieder an meiner Wohnung angelangt, seufzte ich leise und schloss die Tür auf.
Niedergeschlagen und lustlos trottete ich in mein Zimmer, nachdem ich mir die Schuhe auszog, was durch die zahlreichen motorischen Tics, welche sich den Weg durch meine Nervenzellen bahnten, länger dauerte, als gewollt.
Ich stellte mich zögerlich vor den Spiegel meines Zimmers und starrte mein gegenüberliegendes Spiegelbild an.
Meine schwarzen Haare waren durch den Wind leicht durcheinander und einzelne Strähnen lagen auf meiner Stirn. Meine Augenringe sind in den letzten Wochen, welche durch schlaflose und unruhige Nächte gekennzeichnet waren, schlimmer geworden als je zuvor und markierten ihren Platz durch dunkle Schatten.
Mir fiel nichts Besonders an mir auf, was einen Menschen wie Tim dazu bringen könnte, mich zu lieben.
In binnen weniger Sekunden schoss mir Tim erneut, ungewollt und unkontrolliert, durch den Kopf und nahm den gesamten Platz in meinen Gedanken ein.
Seine wunderschönen, blauen Augen, in denen ich mich jedes mal aufs Neue verlor. Egal was ich tat, egal wie sehr ich dagegen ankämpfte, am Ende konnte ich nicht Stand halten.
Seine Augen zogen mich in einen Bann und ließen mich alles um mich herum vergessen, egal, in welcher Situation ich mich befand; egal wo und egal wann.
Langsam ließ ich mich auf meinem Bett nieder und versuchte, die Gedanken an Tim abzuschütteln. Doch der alleinige Versuch gestaltete sich als unmöglich.
Ich konnte meine Gedanken genauso wenig kontrollieren, wie mein Tourette, weshalb ich nachgab und meinen Gefühlen freien Lauf lies.
Unkontrolliert stiegen mir die salzigen, warmen Tränen in die Augen und rollten wenige Sekunden später meine Wangen hinunter.
Dagegen wehren konnte ich mich nicht, weshalb ich sie zuließ und versuchte, meinen schnellen Atem zu stoppen.
Mein Tourette warf meine Arme in die Luft und ließ mich immer wieder Grimassen schneiden, was ich, neben den Schimpfworten, die ich nacheinander gereiht rief, gekonnt ignorierte.
In solchen Momenten spürte ich kaum noch, was mein Tourette mit mir anrichtete, da ich so in meinen Gefühlen gefangen war, dass ich jegliche äußere Einflüsse vergaß.
Nach nur wenigen Sekunden stellte ich mir die Frage, warum ich überhaupt hier saß und weinte. Es gab keinen Grund, ich konnte an der Situation nichts ändern und musste es akzeptieren. Man kann niemanden zwingen, eine Person zu lieben und Gefühle zu entwickeln, wenn es gegen den eigenen Willen ist. Man kann niemanden zwingen, seine Sexualität zu ändern, auch, wenn ich es mir aus tiefstem Herzen wünschte.
Ich hatte keine andere Wahl, als die Zeit, die ich mit Tim verbringe, zu genießen und mich damit abzufinden, dass er nicht das Selbe für mich empfindet.
Eigentlich sprach weinen nicht für mich. Ich war eine Person, welche fast nie weinte, sich immer unter Kontrolle hatte und nie den Spaß am Leben verlor.
Doch seitdem ich mir im Klaren bin und mir eingestanden habe, dass ich mich in meinen besten Freund verliebt habe, bin ich viel verletzlicher und sensibler geworden.
Voll und Ganz in meinen Gedanken versunken, hörte ich nur minimal und leise, dass sich ein Schlüssel im Schloss drehte und die Haustür geöffnet wurde. Sofort sprang ich auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
Tim.
Ich hatte ihm für Notfälle meinen Wohnungsschlüssel gegeben, jedoch benutzte er ihn seit jeher nach seinem Beliebem und besuchte mich, ohne es vorher auch nur einmal anzukündigen.
"Jan? Bist du Zuhause?", schallte seine Stimme durch den Flur und ich hörte seine Schritte, welche immer näher kamen.
Meine Zimmertür öffnete sich und der Braunhaarige stürmte in mein Zimmer.
Von seinem freudenstrahlendem Blick, welchen er immer hatte, war nach ein paar Sekunden nur noch wenig zu sehen.
Sofort kam er auf mich zu und schaute mich verwirrt an. "Hast du geweint?..", fragte er und seine Stimme klang viel vorsichtiger, als bei seiner Begrüßung vorhin. "Nein, hab ich nicht. Du Wichser!", unterbrach mich Gisela und ließ mich zu Boden schauen. "Doch hast du.. Guck mich mal an..", flüsterte er und legte seine Finger unter mein Kinn, um meinen Kopf anzuheben. Gezwungen sah ich ihm in die Augen und schluckte schwer. "Es ist.. nichts.", mein Kopf zuckte nach rechts und ich warf die Arme in die Luft. "Ich..", schnell versuchte ich nach einer Ausrede zu suchen, die glaubhafter klang als der wahre Grund. "Ich hab nur gerade an meine kommende Ausbilung im August gedacht und habe Angst bekommen, dass ich es nicht schaffen werde, Bombe!..", log ich, um der Situation aus dem Weg zu gehen. Der Größere schaute mich ungläubig an und ich erkannte an seinem Blick, dass er mir nicht zu hundert Prozent glaubte. "Sicher, dass es nicht etwas Anderes ist?", fragte er und legte seine Hände auf meine Schultern, während er mir tief in die Augen schaute. Sofort begann mein Bauch zu kribbeln und ich verlor mich ungewollt in seinen blauen, meeresgleichen Augen. Meine Knie begannen weich zu werden und es fiel mir schwer, aufrecht stehen zu bleiben. Ich hatte das Gefühl, keine Kontrolle über meinen Körper zu haben, da mir heiß und kalt gleichzeitg wurde.
Tim nahm mich völlig in seinen Bann und ich hatte das unterschwellige, jedoch starke Verlangen, meine Lippen auf seine zu legen.
Auch mein Tourette schien die Situation zu bemerken und nicht richtig verarbeiten zu können; da ich immer mehr körperliche Tics bekam, unruhiger wurde und den Braunhaarigen immer öfter unabsichtlich beleidigte, und dass nur, weil mich Tim mit seiner Nähe so unglaublich nervös- aber gleichzeitig auch so verdammt glücklich machte.
"Wenn etwas ist, kannst du immer mit mir reden, das weißt du, oder? Ich bin immer für dich da, und egal was ist, ich werde hinter dir stehen..", sagte er leise und fuhr fort. "Du bist mir verdammt wichtig und ich möchte nicht, dass es dir schlecht geht.. Bist du dir wirklich sicher, dass es nur die Angst vor der Ausbildung ist?"

Das ist der 2. Teil, ich hoffe, dass es euch gefällt. :}
Ich weiß, es ist relativ langweilig, jedoch möchte ich nicht direkt los starten, sondern eine etwas längere Geschichte aufbauen.
Findet ihr, dass die Teile zu lang sind?
Habt ihr irgendwelche Ideen oder Wünsche, was in den nächsten Teilen passieren soll? :)

𝑻𝒉𝒐𝒔𝒆 𝒉𝒊𝒅𝒅𝒆𝒏 𝒇𝒆𝒆𝒍𝒊𝒏𝒈𝒔 || Gewitter im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt