London, 23. Dez., 18:00 Uhr
Auf den Straßen war das übliche Weihnachtsgetümmel, der Schnee war längst zum Schneematsch geworden. Autos drängten sich durch ihre abendlichen Wege, Busse hielten und fuhren wieder los. Alles war wie man sich einen 23. Dezember in der Londoner Stadt vorstellt. Aber eine Person stach heraus, ein Mädchen, Joulie, 14, genauer gesagt. Sie saß im Schnee und fror. Hunderte Leute gingen an ihr vorbei, ohne ihr nur einen Blick zu würdigen.
2 Monate zuvor
Joulie hat vor genau einem Jahr ihre Eltern, bei einem Autounfall verloren, ihr älterer Bruder und sie wurden in verschiedene Pflegefamilien gesteckt. Sie hatte Glück, aber ihr Bruder James kam in eine Familie in welcher häusliche Gewalt ziemlich gefragt war. Er hat Joulie gelegentlich Briefe geschrieben, über seine Narben und Schmerzen. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht ihrem Bruder zu helfen, ihr geling es aber nicht.
Vor zwei Monaten hat sie wieder einen Brief von ihrem Bruder gekriegt, der Letzte wie sich herausstellte. Er schrieb sie solle nicht traurig sein, und nicht verzweifeln. Als der Brief ankam, hatte sie nur zwei Zeilen gelesen. Sie rannte durch die halbe Stadt, doch es war zu spät. „Police" war das erste Wort was sie dort las. Sie lief bis an das gelbe Band mit dem Schriftzug „DO NOT CROSS THE LINE POLICE". Als sie den Police-Officer fragte was passiert war, meinte er nur: „Selbstmord.". Sie ging, mit Wasserfällen in den Augen, durch die Stadt nach Hause. Das einzige was sie dort machte, war es einen Rucksack mit dem Brief, Kleidung, Bargeld, welches sie ihren Pflegeeltern gestohlen hatte, und mit einem Walkman+ CD zu packen. Als sie dies erledigt hatte nahm sie ihre Jacke und verschwand.
Piccadilly Place,24. Dez., 12:00 Uhr
Von da an lebte Joulie, mit den sogenannten „Trashkids", auf der Straße und lebt von gestohlenem Geld. Ihr Lieblingsort zum Stehlen ist der „Piccadillly Place", dort laufen viele junge Leute herum die nur auf das Handy gucken. Die Leute sind Joulie aber egal, sie sucht immer die Herausforderung. Ihr bester Trick ist der, so nennt sie ihn, „Aua-Trick", der besteht darin vor dem Opfer hinzufallen und während er einem hoch hilft ihm die Brieftasche zu klauen. Das hat bisher immer geklappt. Heute war ihr Opfer ein alter Mann, sie hat ihn schon von weitem gesehen, und sagte sich: „It's showtime!". Sie ging langsam los, behielt dabei ihr Opfer aber immer im Auge, als sie nah genug dran war „stürzte" sie und schrie auf. Der Mann erschrak und sagte zu ihr, während er ihr hoch half, „Du Dusselchen." Doch da hatte sie schon seine Brieftasche. Sie antwortete höflich: „Danke, aber es ist alles in Ordnung.". Der nette Herr lachte und fragte: „Willst du mir meine Brieftasche wiedergeben? Die 20 Pfund kannst du auch behalten.". Joulie erschrak. „Wie haben sie das gemerkt?", fragte Joulie ungläubig. „Erstmal, mein Name ist Zak, und ich habe es gemerkt, weil ich die ganzen Tricks kenne. Das war der „Aua-Trick" oder? Effektiv und mit Ketchup unschlagbar. Übrigens, wie heißt du eigentlich?", erwiderte Zak. „Sie...Sie, woher wissen sie das? Und ähm Jou...Jou...Joulie", meinte sie nur, „Der Trick ist noch nicht allzu alt.". Er sagte: „Komm, ich lad dich zu einem Mittagessen ein. Komm mit!", und er ging ohne ein weiteres Wort los. Joulie versuchte nach zu haken, doch er zeigte keine Reaktion.
L'Atelier de Joël Robuchon, 24 Dez., 13:00 Uhr
„Wow! Was machen wir hier", fragte Joulie staunend. „Essen. Wonach sieht es denn sonst aus?", antwortete Zak nebensächlich. „Soweit ich weiß ist das hier ein Sterne-Laden. Ist das nicht teuer?", fragte Joulie schuldig fühlend. „Das passt.", sagte Zak, „Ich zahle ja. Und um ehrlich zu sein, ich habe lang mehr keine Frau zum Essen ausgeführt.", bemerkte er lachend. Ein Kellner brachte sie zu ihrem Tisch und nahm die Bestellungen auf. Jetzt traute sich Joulie zu fragen: „Also warum bist du mit mir hierhin, und wozu?". „Um zu reden.", kam als Antwort, „Hör zu! Ich habe auch mal, in deinem Alter, auf der Straße gelebt, damals waren meine Eltern drogenabhängig. Irgendwann erhob mein Vater, mir gegenüber, die Hand. An dem Tag habe ich mir geschworen, dass ich verschwinde. Ich habe damals auch immer auf dem Piccadilly Place rumgehangen. Ich habe es irgendwann geschafft einen Job zu kriegen. In dieser Firma habe ich mich so weit nach oben gearbeitet, dass mir die Firma mittlerweile gehört. Seitdem lebe ich in einem Penthouse an der Themse. Und wie ist deine Geschichte?". Sie fing an zu erzählen. Nach zehn Minuten kam das Essen. Es war seit Monaten die erste vernünftige Mahlzeit für Joulie. Und wahrscheinlich auch die beste in ihrem Leben. „Oh, OK.", kam als Antwort Zaks. „Das alles hast du mir nicht umsonst erzählt, was möchtest du?", fragte Joulie misstrauisch. Darauf kam: „Ich möchte mit dir das Weihnachtsfest verbringen dich besser kennenlernen und dich beschenken. Wenn du möchtest kannst du dann dort bleiben und mit mir dort wohnen, oder nur bis Silvester bleiben. Deine Entscheidung.". „Ich mach's!", sagte sie mit einem Strahlen im Gesicht.
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Joulie's Weihnacht
Short StoryJoulie ist Obdachlos und die Feiertage stehen vor der Tür. Doch ein missglückter Diebstahl, schenkt ihr das beste Fest ihres Lebensl.