Pov Manu
Ich spüre die abwertenden Blicke auf mir, als ich die Schule betrete. Wie eigentlich jeden Tag. Ich bin Manuel. Ich bin 16 und gehe auf eine Privatschule in einer kleinen Stadt, die keiner kennt, weil die Gründer sich große Mühe gegeben haben, sie versteckt zu halten. Es ist eine Werwolfsstadt. Hier leben fast nur Werwölfe. Ich bin auch einer. Aber, sagen wir es so, ich bin kein guter Werwolf. Immer geht irgendwas schief in meinem Leben. Die jüngste Katastrophe ist, dass ich das Omega des unbeliebtesten Wolfsrudel in der ganzen Schule, dem Yuki-Rudel, geworden bin. Doch, das wir unbeliebt sind, macht die anderen nicht grade sanfter.
In unserer Schule gibt es ein paar Rudel, die immer wieder Kämpfe unter sich austragen. Und, innerhalb eines Rudels gibt es dann noch eine Rangordnung. Der Alphawolf ist der Leiter des Rudels, er ist meistens der stärkste, schlauste oder reichste des Rudels. Manchmal auch alles drei. Nach ihm kommt sein Stellvertreter. Meistens Geschwister oder enge Freunde, die ihm Loyal ergeben sind. Sie vertreten den Anführer und, wenn dieser stirbt, zurücktritt oder die Schule beendet, übernehmen sie seinen Posten. Danach kommen die normalen „Arbeiter", die einfachen Wölfe. Und eben Omegas, wie mich. Doch, in anderen Rudeln werden sie für ihre härte und das, was sie für das Rudel leisten, anerkannt. Ich bin ein einfacher Versager. Doch, was soll ich tun? Ich kann nicht austreten, denn ohne Rudel hätte ich keine Chance. Rudellose sind die Loser der Schule. Kaum zu glauben, aber wahr: Sie werden noch mehr verachtet als ich.
Ich habe mich mit meinem Schicksal jedoch abgefunden. Ich bin der Stressball meines Rudels. Das Gespött der Schule. Aber, zumindest bin ich auf der Schule.
,,Omega!" Ich drehe mich um. Thunder, der Anführer meines Rudels, kommt auf mich zu. Ich frage:,, Ja?" Er knurrt:,, Komm mit. In 20 Minuten ist Rudeltreffen!" Obwohl unser Rudel das niederste der Schule ist, ist Thunder gefürchtet. Er ist ein Erbe des Eaton-Clans. Eine Familie, die früher zum Adel gehörte. Jetzt sind sie zwar nicht mehr ganz so reich, aber trotzdem hat der Name eine gewisse Bedeutung. Und, Thunder ist fest entschlossen, unseren Clan an die Spitze zu bringen, auch wenn es blutig wird.,, Klar, ich komme!" Ich versuche, lässig zu wirken, doch bekomme direkt auf die Schnauze.,, Natürlich bist du da!" Ich ziehe den Kopf ein und nicke einfach nur.,, Gut, dann komm..." Er bahnt sich einen Weg durch die Menge. Ich folge ihm. Jedes Rudel hat einen eigenen Raum. Oder, eher eine Art Clubhaus. Dort halten wir Rat und verbringen unsere Freizeit in der Schule, wenn wir nicht grade lernen.,, Alle da?", fragt Thunder scharf. Ich zähle leise, für mich, durch. 13.,, Gut, wenn wir vollständig sind, dann möchte ich euch gerne allen mal sagen: Ihr habt diese Woche vorzüglich gearbeitet. Der Artikel in der Schülerzeitung ist wirklich toll geworden, Mia! Und das neue Banner sieht einfach großartig aus, Zombey!" Thunder schwingt eine große Rede. Und, ganz am Ende sagt er:,, Wir sind alle ein super Team. Wir können uns einen Platz an die Spitze kämpfen. Doch, wir müssen alle weiter arbeiten. Und nun zu dir, Milchtüte!" Er wendet sich an mich.,, Du hast natürlich mal wieder gar nichts geleistet. Pass auf, dass wir dich nicht Verstoßen, kleiner!" Er knurrt und ich sehe, dass im schon Barthaare wachsen.,, Beruhig dich, Thun!", sagt Zombey
Wir verwandeln uns jeden Vollmond in einen Wolf. Wenn wir wirklich wütend werden, verwandeln wir uns ebenfalls, doch es sind meistens Verwandlungen, die vollkommen übergeschnappt sind und teilweise sogar Amok laufen.
Ich ziehe mich ängstlich zurück. Zombey fährt dort:,, Es bringt nichts, innerhalb der Gruppe Streit anzufangen! Das macht uns schwächer! Also, lasst uns einfach zusammen an einem Plan arbeiten, die anderen Rudel zu schlagen!" Zombey ist sowas wie mein bester Freund. Manchmal versucht er, den Zorn des Anführers von mir abzuwenden, manchmal rettet er mich aus peinlichen Lagen. Doch, er lässt sich trotzdem nur ungern mit mir in der Öffentlichkeit sehen. Wer will schon der beste Freund eines Aussenseiters wie mir sein?
,,Gut, du hast Recht..." Die Klingel ertönt.,, Gut, dann gehen wir!" Ich verlasse den Raum und stürme durch das Gebäude. Doch, grade, als ich um die Ecke laufe, spüre ich einen Widerstand. Ich pralle von etwas ab und fliege hin.,, Pass doch auf!", knurrt das „etwas". Nein, es ist „jemand". Als ich meinen Kopf hebe, sehe ich, dass es Paluten ist. Paluten ist der Anführer des Sakura-Rudels. Es ist das stärkste Rudel der Schule. Er ist eine gefeierte Person, ein starker, unnahbarer Anführer und ein Mädchenschwarm. Er ist beliebt, stark und unglaublich hübsch. Alles,w as ich nicht bin.,, Es- es tut mir leid!" Ich rappele mich schnell auf. Er knurrt:,, Pass besser auf kleiner!" Dann setzt er sich auf.,, Du bist doch das Omega der Shosha, nicht wahr?" Ich nicke beschämt.,, Mmh, sowas sollte man sich nicht gefallen lassen, nicht von dir... aber, ich weiß, wie es sich anfühlt, ein Omega zu sein..." Er steht auf, wirft mir einen unheimlich süßen Blick zu und verschwindet. Ich starre ihm etwas hinterher, bis ich bemerke, wie mich die anderen anstarren. Ich laufe rot an und laufe schnell zu meiner Klasse. Paluten ist 2 Klasse über mir. Okay, ich bin in der Anfangsklasse, da ist es kein Wunder. In meiner Klasse sind kaum Kinder aus den beliebten Rudeln. Doch, wie schon gesagt. Alles ist besser als ich zu sein. Außer Rudellose.
Nach der Schule laufe ich, wie immer, alleine nach Hause. Doch, wie immer mache ich einen Umweg durch den Wald. Als ich die ersten Bäume sehe, halte ich es nicht mehr aus. Ich sinke in die Knie. Mein ganzer Körper erzittert. Mein Rücken krümmt sich, meine Hände werden zu Pfoten, ich kralle mich in den Erdboden. Als ich die Verwandlung abgeschlossen habe, sprinte ich los in die Wälder. Ich spüre Tränen in mir aufkommen, doch als Wolf weine ich nicht. Ich renne zu einem kleinen See. Hier bin ich am liebsten. Ich lege mich hin und betrachte mein Spiegelbild im Wasser.,, Es ist selten, dass sich Werwölfe kontrolliert in Wölfe verwandeln können..." Eine Gestalt taucht hinter mir auf. Ich schrecke hoch, stelle mich in Angriffsposition.,, Woher kommst du?" Ich erkenne Paluten. Sofort lege ich meine Ohren an und ducke mich ehrfürchtig., Es tut mir Leid!", murmele ich. Er lacht und wirft mir einen Block vor die Pfoten.,, Hab ich gefunden. Muss wohl bei unserem Zusammenprall aus deiner Tasche gefallen und in meine gekommen sein!" Er lächelt geheimnisvoll.,, Was..." Doch ich beschließe, nicht weiter nachzufragen. Er setzt sich neben mich und betrachtet mich.,, Kommst du hier öfter hin?" Ich nicke und merke, das ich immer noch in meiner Unterwerfpostion bin. Ich richte mich auf.,, Mmh... musst du nicht nach Hause? Oder kann deine Familie den Anblick eines Versagers nicht ertragen?" Ich suche Spott und Hohn in seiner Stimme, doch ich finde es nicht, was das ganze noch verwirrender macht.,, So ungefähr. Warum bist du hier? Ist es nicht peinlich, wenn sich der Schulsprecher, der Liebling aller hier mit mir abgibt?" Er antwortet:,, Vielleicht. Aber, es sieht ja niemand..." Er zieht eine Schachtel Zigaretten aus seiner Tasche.,, Willst du dich nicht zurückverwandeln? Du scheint deine Fähigkeiten sehr gut zu beherrschen!" Ich nicke und verwandel mich zu seinem Menschen zurück.,, Man erkennt dich als Wolf kaum wieder. Du siehst viel stärker und selbstbewusster aus. Ganz und gar nicht wie ein Versager!" Doch, ein wenig höhnisch klingt das Wort „Versager" nun doch, aber egal. Er hat mich irgendwie gelobt.,, Ich liebe es, ein Wolf zu sein. Doch, ich will nicht, dass mich andere Leute sehen..." Er legt den Kopf schief, während er sich eine anzündet. Er hält mir eine Packung hin.,, Willst du?" Ich nehme dankbar an.,, Warum nicht? Es gibt kaum jemanden, der seine Verwandlung so gut beherrscht wie du..." Er schaut mich an. Ich nehme einen ersten Zug.,, Vielleicht nicht, aber..." Ich puste die Luft aus.,,... Naja, ist ja auch egal. Du interessierst dich doch eh nicht für mich!" Er zuckt die Schultern.,, Wie man es nimmt." Dann steht er auf.,, Ich muss los", sagt er und schmeißt seine Kippe in den See. Dann verwandelt er sich und rennt weg. Ich muss grinsen. Hat er Angst, dass er nichts besonderes ist, wenn ich die Verwandlung ebenso gut beherrsche wie er? Naja. Ich nehme einen weiteren Zug und starre in das Wasser. Er hat Recht. Ich bin stärker als Wolf. Wenn er nur wüsste, das genau das das Problem ist...
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Omega & Alpha
FanfictionManuel ist der Omega des unbeliebtesten Clans der Schule. Er hat sich damit abgefunden, dass ihn jeder in der Schule hänselt und auslacht- bis er Paluten trifft, der Manuel wahres Potential entdeckt. Doch, damit haben sich die Probleme nicht erledig...