Kapitel 12

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Wir liefen über den vom Tau noch feuchten Waldboden, die braunen, toten Blätter raschelten unter unseren Schritten. Ganz vorne führte Gandalf die Gruppe an; er trug seinen grauen Mantel, wie immer, und er hatte seinen Stab dabei. Ihm folgte Boromir in seiner Rüstung, die er auch schon am allerersten Tag getragen hatte. Dann kam Aragorn in seiner Waldläuferkleidung, hinter ihm die Hobbits in ihren gemütlichen Auenlandgewändern, mit jeweils einem grauen Umhang. Gimli trottete hinter den Hobbits und dem Pferd aus Bree und sah zerzaust wie immer aus, während Legolas und ich das Schlusslicht bildeten. Ich hatte mein Kupferfarbenes Schwert dabei, sowie zwei meiner Dolche und trug eine leichte elbengefertigte Rüstung. Darüber trug ich einen Weinroten Umhang, der mich gut vor Wind und Kälte schützte. 

Der Pfad verlief über einen felsigen Hügel hinaus aus dem Tal in Richtung Süden. Den Wege benutzte ich oft, wenn ich mal zu Fuß unterwegs war und aus dem Tal hinaus in die Berge wollte; Pferde hatten hier nur wenig Platz, da der Pfad sehr schmal war. So hatte Sam auch einige Schwierigkeiten, das Pferd zu führen, vor Allem, weil dieses seinen eigenen Kopf hatte. "Lutz! Hierher, nein! Hör auf!", hörte man Sam ein Paar mal rufen, das war aber auch das Einzige, das gesprochen wurde. Dann endlich stiegen wir über den Grad und gelangten in die Ebene, die sich endlos weit nach Süden erstreckte und wo in der Ferne der Horizont mit dem Himmel verschmolz. Gelegentlich lagen ein Paar Felsbrocken, die von dem Nebelgebirge zu unserer Linken stammten, herum, durch die sich der Pfad schlängelte. Zu unserer Rechten erstreckte sich in der Ferne ein flächendeckender Nadelwald. Wir liefen über die Felsplatten und zwischen kleinen verkrüppelten Kiefern umher, die Hobbits sangen unterhaltsame Hobbit-Lieder und wir anderen hörten zu. Es wirkte eher wie eine Wanderung, als eine gefährliche Mission; die Stimmung war relativ entspannt. Bis auf den Moment als Gandalf alarmiert aufrief.

"Los versteckt euch!" Nach einer kurzen allgemeinen Verwirrung sahen wir uns hektisch nach möglichen Verstecken um, panisch schweiften meine Augen durch die Gegend um die Ursache der plötzlichen Gefahr zu finden. Da entdeckte ich am Horizont etwas großes, schwarzes am Himmel, das von Süden schnell auf uns zu kam. Es sah aus wie eine Wolke...

"Elodiel!", zischte Legolas und zog mich unter einen großen Felsen. "Das sind Späher Sarumans!" In der Tat schwirrten bald Schwarm schwarzer Vögel über unseren Köpfen und gaben kreischende Laute von sich. Ich hoffte, das sie uns nicht sehen mochten und nach einiger Zeit verschwanden tatsächlich und waren nur noch ein schwarzer Schatten im Himmel. Langsam krochen wir aus allen möglichen Verstecken, die Hobbits zupften sich gegenseitig Dornen aus der Kleidung und Boromir kam aus einem Loch zwischen zwei Felsen heraus in denen er sich wohl eingequetscht haben musste. Wir hatten alle vom Verrat Sarumans erfahren, auch davon dass der ehemals oberste Zauberer in Isengard eine riesige Orkschmiede errichtet hatte und dort sogar gewaltige Urukhais züchtete. Gandalf wurde von Saruman auf dessen Turm gefangen gehalten worden, sodass er nicht, wie verabredet Frodo in Bree oder der Wetterspitze treffen konnte.

"Wir müssen vorsichtiger sein.", sagte Aragorn. Natürlich... Gar nicht auszudenken, was passieren würde, wenn der Ring in die Hände Sarumans oder einem anderen Verbündeten von Sauron geraten würde... Also schlichen wir lautlos und geduckt weiter, denn die Vögel konnten jederzeit zurückkehren, um ihrem Meister zu berichten. Als es dann endlich dunkel wurden, schlugen wir erschöpft ein windgeschütztes Lager auf. In der Dämmerung legten wir uns nieder, Legolas übernahm die erste Wache. Nicht schlecht, für den ersten Tag, dachte ich. Jetzt beginnt die Reise wirklich.


Der Herr der Ringe oder das Erbe von AngmarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt