Kapitel 5

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"Cassie, du musst aufstehen. Wir haben noch sehr viel vor!"

Mit diesen Worten wurde ich am nächsten Morgen von meiner besseren Hälfte Suz geweckt, die mich bereits mit einem Frühstück am Bett beglücken wollte. Und mit Frühstück am Bett war keine große Auswahl an Pfannkuchen, Eiern und Speck gemeint, sondern einfach nur ein Shake, der dazu auch noch ziemlich langweilig aussah. Alleine ihr strahlendes Lächeln hielt mich davon ab, ihr an die Gurgel zu springen. Diese Nacht war eine der Wenigen gewesen, in denen ich nicht einen meiner Albträume gehabt hatte, was eindeutig ein Grund zum Feiern war. In diesem Moment begriff ich das Ausmaß von Suz' Worten und hätte mich trotz der Temperaturen am liebsten direkt unter der Bettdecke verkrochen.

"Wie viel Uhr ist es denn?"

Erst um halb fünf Uhr morgens war ich ins Bett gekrochen und ich spürte immer noch den langen gestrigen Tag in den Knochen. Und prompt dachte ich an grüne Augen und schmunzelte.

"Es ist zwei Uhr. Na los, komm schon! Steh auf! Schließlich muss ich uns beide in wenigen Stunden in richtige Kunstwerke verwandeln. Und ich will sofort den Grund wissen, warum du grinst."

Sofort bemühte ich mich um eine ausdruckslose Miene und hatte es plötzlich ziemlich dringend, den Shake zu probieren. Suz und ich erzählten uns wirklich alles, doch dieses Mal wollte ich es nicht. Es war, als ob der Moment zwischen dem grünäugigen Italiener und mir nur für uns beide gedacht war, und es wirkte falsch, ihn mit jemandem zu teilen. Vor allem bestand immer noch die Möglichkeit, dass es alles nur ein Fiebertraum von mir gewesen war. Ich beschloss, Pablo sobald wie möglich eine Nachricht zu schreiben, um meinen gestrigen Geisteszustand in Erfahrung zu bringen. Als ich nichts auf Suz' Frage wiedergab, hackte sie weiter nach.

"Ist es wegen Martin?"

Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, einen Sinn aus ihren Worten zu ziehen.

"Der Bürokaufmann Martin?", ergänzte Suz und zweifelte bereits meinen gesunden Geisteszustand an.

Plötzlich kam die Erinnerung an den gestrigen Vormittag wieder auf und damit auch die verheerenden Folgen für meine Lebenssituation. Meine Eltern....

"Nein, wegen ihm habe ich nicht gegrinst", murmelte ich und hoffte, dass Suz es dabei belassen würde. Natürlich tat sie es nicht.

"Cassandra Sophia Winter! Du hast gleich zwei Männern an einem Tag den Kopf verdreht? Ich will jedes Detail wissen!"

Wie in einem klassischen Teenie-Film legte sie sich zu mir ins Bett und blickte mich mit erwartungsvollen, dunkelbraunen Augen an. Seufzend stellte ich fest, dass ein Entkommen sinnlos war.

"Ich hatte gestern einen ziemlich komischen Moment mit einem wirklich gut aussehenden Wahrscheinlich-Italiener."

Kaum hatte ich die Worte von mir gegeben, hörte ich das Quietschen meiner Freundin, das mir bedeutete, ich sollte bloß alles im Detail beschreiben und nichts auslassen.

"Er hatte wirklich einzigartige grüne Augen. Sie haben mich an einen tiefen Wald erinnert, der voller Geheimnisse ist. Außerdem hatte er diese verstrubbelten dunklen Haare, für die manche Männer alles geben würden. Und sein Körper und seine tiefe Stimme erst..."

Cassies breites Grinsen bestätigte mir nur die Tatsache, dass ich gerade von dem geheimnisvollen Fremden geschwärmt hatte.

"Bitte sag mir, er hat keine Freundin. Ach was, du würdest dich doch niemals an einen vergebenen Typen ranmachen!"

Darüber hatte ich gestern tatsächlich nicht nachgedacht. In diesem Moment musste ich an das Lied Gorgeous von Taylor Swift denken, welches Suz eine geraume Zeit lang in ihrem Auto rauf und runter gehört hatte und ich sagte:

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