Pov Manu
5 Uhr. Und ich bin immer noch wach. Ach, egal. Jetzt einzuschlafen bringt auch nichts mehr. Ich liege schon seit Stunden in meinem Bett und betrachte die Sterne draußen. Ich hab wieder mächtig auf die Nase von meinen Eltern bekommen. Wie jedes Mal. Ich bin eben ein Versager. Mein ältester Bruder leitet ein 4 Sterne Restaurant, meine Schwester ist Richterin und mein anderer Bruder ist der Stellvertreter des Shiawase-Rudels. Es ist, nach dem Pawa Rudel, das stärkste Rudel der Schule. Also, im Klartext: Alle sind einflussreich, mächtig und stark. Außer ich. Aber, ich habe mich damit abgefunden. Ich werde nie erfolgreich sein. Wenigstens habe ich meinen Wolf.
Ich stehe schwerfällig auf und gehe zu meinem Kleiderschrank. Er ist schon ziemlich alt. Meine Schwester hatte ihn vor mir, bis sie einen neuen bekommen hat. Ich ziehe ein Handtuch heraus und schlurfe ins Bad. Ich ziehe mich aus und steige unter die Dusche. Das warme Wasser prasselt über meinen Körper. Wut steigt in mir auf. Warum ist das Leben nur so ungerecht? Ich versuche, die Wut zu bändigen. Wut ist selten gut. Zumindest nicht, wenn man Manuel heißt und in meinem Körper steckt. Ich drehe das Wasser bis zum Anschlag auf heißes Wasser. Und mit der Haut, die von dem heißen Wasser verbrannt wird, verraucht auch allmählich meine Wut. Ich schwenke den Hahn auf kaltes Wasser, um meine rote Haut zu kühlen.
Als ich fertig bin, ziehe ich mir einen schlichten, schwarzen Hoodie und eine blaue Jeans an. Dann verlasse ich das Bad. Sie können dir nichts. Du bist ihnen vielleicht nicht körperlich überlegen, vielleicht nicht geistig. Aber mental. Du bist ein echtes Wolfsblut. Du bist stark, denk dran. Ich lächele. Eigentlich bin ich das. Ich stelle mich vor meinen Spiegel. Meine braunen, schulterlangen Haare stehen zu allen Seiten ab. Ich wuschel einmal durch sie. Nun stehen sie noch mehr ab. Ich beschließe, sie einfach so zu lassen, bevor ich es noch schlimmer mache. Ich drehe mich um und gehe zu meinem Schreibtisch. Hilfe, die Hausaufgaben. Schnell mache ich Deutsch und Mathe. Dann packe ich alles ein. Ich renne die Treppe runter.,, Morgen!", nuschel ich und laufe zur Tür.,, Warte, Manuel!" Ich drehe mich um. Meine Mutter kommt zu mir. Sie legt ihre Hände an meine Schulter und lächelt. Sie ist noch die normalste von uns.,, Mach dir nicht allzu viel aus dem, was dein Vater und deine Geschwister sagen. Es ist schwer, ich weiß. Aber... du bist mein Sohn. Ich werde dich immer lieben, okay?" Ich nicke. Sie lächelt und ich gehe.
In der Schule werde ich von Palle abgefangen.,, Hallo Manuel!" Ich schaue ihn an.,, Was willst du?" Er packt hart meine Schulter und zieht mich hinter ein paar Bäume, wo uns keiner sehen kann.,, Woher hast du dieses blaue Auge?"
Das hab ich ganz vergessen. Mein Vater hat mich geschlagen. Vielleicht wäre noch mehr passiert, wenn Mum nicht dazwischen gegangen wäre.
Ich ziehe meine Kapuze ins Gesicht und schüttel den Kopf.,, Ich bin halt ein Versager..." Er fragt:,, Einer aus der Schule?" Ich bin überrascht, dass er sich urplötzlich für mich interessiert.,, Nein. Mein Vater. Ist aber auch nicht weiter schlimm..." Er sieht nicht sehr überzeugt aus. Um vom Thema abzulenken frage ich:,, Warum interessierst du dich überhaupt für mich? Du bist um einiges besser als ich. Du bist beliebt, stark, hübsch, süß..." Ich hätte mich schlagen können. Ein grinsen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab.,, Danke, aber ich kann verstehen, warum es dir schlecht geht. Ich habe auch Probleme im Leben. Alleine kommt man da nicht durch!",, Hast du Psychologie studiert?" Er lacht leise.,, Wenn du reden willst, sag bescheid!" Mit den Worten verschwindet er. Ich schaue ihm, halb verwirrt und halb verträumt, hinterher. Er ist wirklich toll.,, Wem starrst du so hinterher?" Ich drehe mich erschrocken um. Zombey schlendert zu mir.,, N-Niemandem. Sorry!" Ich lächele nervös und streiche mir eine Strähne meines Haares hinter die Ohren.,, Na gut. Aber jetzt beeil dich ein wenig. Sonst kommen wir noch zu spät!" Zusammen machen wir uns auf den Weg. Ich sehe ein Mädchen neben der Schule sitzen. Sie weint. Um sie stehen ein paar aus dem Shiawase Rudel und bespucken sie. Unter ihnen auch mein Bruder.,, Debitor! Lass sie in ruhe!" Ich schubse ihn beiseite. Das Mädchen ist aus meiner Klasse, sie ist Rudellos. Mein Bruder starrt mich wütend an.,, Mein kleiner Versager von Bruder! War ja klar, dass du dich bei den Rudellosen einschmeichelst. Wirst ja wohl bald selbst einer werden!" Er lacht und verpasst mir eine saftige Ohrfeige.,, Verpiss dich du Nichtsnutz!" Ich stehe einige Sekunden geschockt da, dann fauche ich:,, Du hast mir gar nichts zu befehlen! Lass sie gefälligst in Ruhe. Ihr seid niederträchtig, wenn ihr zu viert auf ein wehrloses Mädchen geht!" Ich spüre ganz plötzlich die Verwandlung, ich kann sie nicht aufhalten.,, Du wirst es bereuen, sie angegriffen zu haben!" Ich falle auf alle Viere und springe ihn an. Ich spüre, wie meine Vernunft weicht, die Gesichtszüge meines Bruders verschwimmen, ich vergesse alles, brülle und belle, greife ihn und seine Genossen an, bis ein paar Schüler, darunter Zombey, es schaffen, mich wegzuziehen. Ich jaule meinen Bruder hinterher:,, Vergiss das nicht, du Ratte, vergiss mich nie mehr!" Dann schüttel ich sie alle ab und renne weg.
Als ich außer Sichtweite bin, beruhigt sich mein Puls, schnell verpufft die Wut, ich verwandle mich zurück und beginne zu weinen.,, Jetzt verstehe ich langsam...", sagt eine mir bekannte Stimme.
Er kommt immer, wenn ich es am wenigsten erwarte.,, Paluten?" Er setzt sich vor mich.,, Du.., hast alles gesehen?",, Jeden deiner Schritte." Ich schluchze.,, Es tut mir leid. Ich... bin so ein schlechter Mensch.. niemand hat mich je so gesehen, zumindest niemand, der noch lebt..." Ich schlucke. Warum erzähle ich ihm sowas? Ich weiß es nicht...,, Wie meinst du das?" Ich antworte:,, Ich habe mich nicht unter Kontrolle. Meine Wut macht mich rasend, ich vergesse alles. Das ist erst zwei mal passiert, aber immer sind alle Beteiligten gestorben. Ich habe mich nie getraut, jemandem etwas zu sagen. Niemand weiß davon..." Er nickt. Ich wische mir die Tränen weg.,, Deshalb verwandelst du dich nicht vor anderen, mmh?" Ich nicke.,, Ich habe Angst, ausversehen noch jemanden zu töten. Jemanden aus meinem Rudel, aus meiner Familie..." Er murmelt:,, Er könnte alle Macht haben, die er will... Warum macht er nur nichts daraus?" Ich antworte, etwas in rage:,, Weil ich damit alle verletzten könnte! Wenn ich einmal im Blutrasch bin, dann könnte alles mögliche passieren!" Ich atme tief durch. Nicht ausrasten. Er wirkt sehr beeindruckt.,, was ist?", frage ich missmutig.,, Du wirst herumgeschubst, geschlagen und wie Dreck behandelt und du bist trotzdem freundlich und willst keinen verletzten? Einerseits beeindruckend..." Er scheint kurz zu überlegen.,,... aber, das zeigt mal wieder, dass du eigentlich schwach bist." Da ist er wieder, der abwertende Unterton. Ich stehe kopfschüttelnd auf, schüttel mich und drehe mich zum Gehen um.,, Du hast Angst!" Ich drehe mich um.,, Was?" Er hat sich mittlerweile auch verwandelt und steht nun hinter mir.,, Du hast Angst, dass sie dich umbringen könnten, wenn sie von deiner Macht erfahren könnten, oder?" Ich schüttel den Kopf.,, Erzähl keinen Unsinn!" Er lacht. Tatsächlich fängt er an, laut und schallend zu lachen. Ich fahre knurrend herum.,, Was ist so lustig?" Er wirft mir einen belustigten Blick zu.,, Komm mit, Wolf. Gehen wir lieber wieder zurück, sonst denken die sonst noch was!" Ich beruhige mich wieder und nicke. Zusammen rennen wir zurück. Als die Schule in unser Sichtfeld rückt, verwandeln wir uns zurück und laufen die letzten Meter. Der Unterricht hat schon begonnen. Das Mädchen von vorhin zuckt verängstigt zusammen, als ich den Raum betrete. Alle schauen mich an, einige ängstlich, die meisten bewundernd. Ich setzte mich stumm, murmel ein halbherziges „Tschuldigung für die Störung" und mache mich ganz klein, damit mich niemand sieht. Zombey sitzt neben mir und sagt nichts. Ich hole meine Bücher heraus und höre stumm dem Unterricht zu. Wir haben Wolfkunde. Grade nehmen wir durch, warum nicht jeder ein Wolf ist. Ja, tatsächlich sind die meisten Rudellosen keine Wölfe. Sie können sich nicht verwandeln weil sie schlichtweg kein Wolfsblut in sich haben. Und dann gibt es welche, wie Paluten und ich, die besonders sind.,, Man nennt sie „Wüter". Sie haben ein hohes Aggressionspotenzial, wobei ihr Hauptmerkmal ist, dass sie sich außerhalb der Vollmondphasen verwandeln können. Sie haben ihre Kräfte sehr gut unter Kontrolle. Jedoch verlieren sie ihre Kontrolle schnell, wenn sie wütend werden..." Bei diesen Worten guckt meine Lehrerin mich an. Die folgenden Worte betont sie und sie brennen sich in mein Hirn ein.,, Ein Wüter ist ebenso stark wie gefährlich. Vor allem in den unteren Klassen werden sie unter besondere Beobachtung gesetzt, da sich in dieser Phase die Wut ganz besonders Stark auszeichnet." Ich schlucke und drücke mich tiefer in meinen Stuhl. Dann wendet meine Lehrerin den Blick ab und erklärt etwas über die verschiedenen Phasen der Verwandlung.
Als die Stunde zuende ist, stürme ich so schnell es geht aus dem Raum. Was meint sie mit „besondere Beobachtung"? Ich muss mit Paluten reden, doch finde ihn nirgendwo. Stattdessen steht irgendwann Thunder vor mir. Er sieht nicht glücklich aus.,, Ins Clubhaus, sofort!" Ich folge ihm angespannt. Alle sind da. Als ich reinkomme verstummen sie und starren mich an. Thunder schlägt hinter mir die Tür zu.,, Soso, du bist also ein Wüter!" Ich erkenne Zombey, der mich mit bleicher Mine anstarrt. Direkt an meinem Ohr höre ich Thunders leise, bedrohliche Stimme.,, Du bist also ein Wüter?"
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Omega & Alpha
FanfictionManuel ist der Omega des unbeliebtesten Clans der Schule. Er hat sich damit abgefunden, dass ihn jeder in der Schule hänselt und auslacht- bis er Paluten trifft, der Manuel wahres Potential entdeckt. Doch, damit haben sich die Probleme nicht erledig...