Kapitel 11 - Eine Soiree und ein Spinett

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Ich stand auf und strich mein Kleid glatt. Dann legte ich den Schmuck wieder an und schlüpfte in meinen Umhang. »Schön, schön«, sagte Mrs. Clarke. »Er wird dich selbstverständlich noch zur Kutsche begleiten, nicht wahr?« Sie warf ihm einen strengen Blick zu, der keinen Widerspruch duldete. »Aber natürlich«, seufzte der Lord. Er reichte mir seinen Arm und ich ergriff ihn, nicht ohne mich vorher noch einmal zu Mrs. Clarke umzudrehen und mich zu verabschieden. 

»Auf Wiedersehen« sagte ich lächelnd und sie nickte mir freundlich zu. »Ich hoffe sie hat dich nicht zu sehr eingeschüchtert«, raunte der Lord, als wir aus der Tür waren. »Eingeschüchtert? Ganz und gar nicht, sie war wirklich nett. Außerdem bin ich heute beinahe aufgespießt worden, ich denke, mich kann nichts mehr so leicht aus der Ruhe bringen.« Er lachte leicht und zuckte mit den Schultern.

 »Falls Sie erwarten, dass ich mich entschuldige, können Sie das gleich wieder vergessen. Ich habe gesagt, dass ich Sie nicht schonen werde und daran halte ich mich.« Statt einer Erwiderung seufzte ich nur und ließ mir dann von ihm in die Kutsche helfen. Anscheinend konnte er doch ein Kavalier sein, wenn er wollte. 

»Mr. Baldwin wird sie am kommenden Freitag zur selben Zeit wieder abholen. Wie ich Mrs. Clarke kenne, sind ihre Kleider bis dahin fertig.« Ich schüttelte ungläubig den Kopf, als ich an meine neue Garderobe dachte. »Hosen. Wenn das meine Gouvernante wüsste.« Seine Mundwinkel zuckten, aber er sagte nichts. Vorsichtig schloss er die Kutschentür und trat einen Schritt zurück. 

»Auf Wiedersehen, Lady Lucinda.« 

»Auf Wiedersehen, Lord Salverton.« Dann schnalzte der Kutscher mit der Zunge und wir setzten uns in Bewegung. 

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Die nächsten Tage versuchte ich mir die Zeit mit belanglosen Teestunden und Spaziergängen zu vertreiben. Ich konnte es kaum erwarten, endlich weiter zu üben und mehr über die Nachtwächter zu erfahren. Leider wurde von mir auch eine gewisse Beteiligung an Veranstaltungen der Londoner Gesellschaft erwartet, die unschöner Weise während der Season fast täglich stattfanden.

 Am Mittwoch hatte der Graf von Worcester zu einer Soiree eingeladen. Normalerweise hätte ich mich darauf gefreut, aber heute wäre ich am liebsten Zuhause geblieben. Cecilia schien es genauso zu gehen. Sie sprach während der gesamten Kutschfahrt kein einziges Wort und saß nur stumm neben meiner Mutter, die Arme über ihrer Brust verschränkt.

 Ich wusste nicht, ob sie immer noch fand, wir sollten den Tag damit verbringen Vater zu betrauern, oder ob ihre schlechte Laune anderswo herrührte. Als wir ankamen, war die Feier bereits in vollem Gange. Kelche mit Wein wurden herumgereicht und in der Mitte des Saals gab gerade die Tochter des Grafen ihre Interpretation von Orpheus und Eurydike zum Besten. »Reiß dich endlich zusammen, Kind!«, zischte Mutter Cecilia ins Ohr, die sich an ihrem Arm festhielt und aussah, als hätte sie in einen unreifen Apfel gebissen.

 »Das ist leider nicht so einfach, wenn Henrietta klingt wie eine überfahrende Katze.« Damit hatte sie leider Recht. Henrietta war keine sehr talentierte Sängerin, was sie jedoch nicht davon abhielt eben dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter Beweis zu stellen. Mutter schnaufte missbilligend und zischte meiner Schwester dann ins Ohr, sie solle sich gefälligst benehmen. »Ich werde mir etwas zu trinken holen«, sagte ich und mischte mich unter die Leute. 

Wie ich Cecilia kannte, würde das noch den ganzen Abend so weiter gehen und das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Rasch schlängelte ich mich durch die Masse der Adeligen und Würdenträger auf der Suche nach vertrauten Gesichtern, fand aber niemanden, mit dem ich mich gerne unterhalten hätte. Ich wollte gerade umdrehen und mich wieder zu meiner Mutter und Cecilia gesellen, als ich plötzlich die Person sah, die ich am wenigsten erwartet hatte.

 Lord Salverton stand neben einer Marmorsäule und redete mit einem Mann, in seinem Alter, den ich nur vom Sehen kannte. Als er mich entdeckte, entschuldigte er sich bei seinem Gegenüber und kam, ein Glas Wein in der Hand, auf mich zu geschlendert. »Wie schön Euch zu sehen, my Lady«, sagte er, ohne sich darum zu scheren, dass wir einander noch nicht offiziell vorgestellt worden waren. Nicht dass es jemandem aufgefallen wäre. »Guten Abend, Lord Salverton. Wie ich sehe vergnügt ihr Euch bereits.« 

Ich nickte in Richtung des Kristallkelchs, der bereits ausgetrunken war. »Wie ich sehe tut Ihr das nicht«, sagte er und deutete dabei auf meine leeren Hände. »Ich brauche keinen Wein, um mich zu amüsieren«, erwiderte ich bestimmt. »Brauchen tut ihn keiner, aber er hilft.« 

Zur Verstärkung seiner Worte, stellte er seinen leeren Kelch demonstrativ auf dem Tablett eines vorbeilaufenden Dieners ab und nahm sich ein neues Glas, das bis zum Rand mit kühlem Rotwein gefüllt war. Ob er wohl ein Trinker war? Das kam schließlich in den besten Familien vor, ich selbst hatte einen Vetter, der gerne einmal einen über den Durst trank. »Ihr scheint kein großes Interesse an diesen Veranstaltungen zu haben, nicht wahr? Sehr schade, wenn Ihr mich fragt. Ihr seid ein ausgezeichneter Gesprächspartner.« Ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Macht Ihr euch über mich lustig?« 

»Vielleicht ein bisschen«, neckte ich und beugte mich dann verschwörerisch zu ihm. »Ihr müsst verstehen, dass es sehr erfrischend ist, Euch endlich in einem Punkt überlegen zu sein.«

 »Konversation wird allgemein überschätzt. Aber normalerweise bin ich besser darin, wirklich. Ich kann sehr charmant sein, wenn ich möchte.« Oh ja, das konnte er. Innerlich seufzte ich auf. Das Universum war sehr unfair. »Ich hoffe, Ihr übernehmt euch nicht mit dem Wein. Erst letzte Woche hat Lord Rudley sich so betrunken, dass er sich in eine Blumenvase übergeben hat« sagte ich. »Trinkt Ihr deshalb nichts?«

 »Sich zu betrinken ist nicht sonderlich damenhaft. Außerdem wird der Graf mich später bestimmt auffordern etwas vorzuspielen. Ich schulde ihm noch ein Stück auf dem Spinett.« In diesem Moment hörte ich eine Stimme hinter mir.

 »Entschuldigt bitte die Unterbrechung, aber dürfte ich kurz mit Lucy alleine reden?« 



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Oh mein Gott, ich bin eine Idiotin! Aber eine Glückliche. Vor einer Weile hatte ich einen halben Nervenzusammenbruch, weil die Hälfte dieser Geschichte (ca. 10.000 Wörter) einfach nicht mehr auf dem Computer aufzufinden waren. Nicht mal auf dem Stick, auf dem ich es abgespeichert hatte. Naja, wie sich herausgestellt hat liegen in meinem Zimmer zwei identische USB-Sticks und die Datei war auf dem anderen drauf, den ich (Gott Sei DAnk) wiedergefunden habe. Dementsprechend kommen deswegen auch wieder regelmäßige Updates, da ich ja einen kleinen Vorsprung habe, was die Kapitel angeht. Ich hoffe ihr habt noch Bock darauf, ich auf jeden Fall!

Byeeeeeeeeeee


Die sterbliche BaroninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt