Kapitel 16 - Diplomatie

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»Ooooh«, hörte der Vampir gerade Sylfaen, als er das Portal verlassen hatte. Verwundert über ihren staunenden Ausruf blickte er sich um.

Das Elflingmädchen war einige Schritte vorgelaufen und blickte mit großen Augen in den Himmel. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Was ist das?«

Riley und Phobos blickten einander an und lächelten. »Das sind Nordlichter. Sie entstehen durch elektrisch geladene Teilchen in der Erdatmosphäre. So sagt es die Wissenschaft.«

»Und was sagt ihr?« Sylfaen drehte sich neugierig zu den beiden herum. Ihr kleines Gesicht wurde von dem magischen grünlich schimmernden Licht über den Bergen erleuchtet.

»Die Feen sagen, dass das ihr Himmel ist. Der Ort, an den die Seele geht, wenn man stirbt.«

»Hmm ... ja. Das kann man sich vorstellen.« Das Mädchen lächelte und blickte wieder nach oben, während die beiden Vampire ihre Pferde zurück in den Stall brachten und ihnen die Ausrüstung abnahmen.

»Ich will nur noch schlafen«, murmelte Riley erschöpft und warf den Tieren je einen halben Ballen Heu in die Box, bevor sie wieder nach draußen gingen. »Ich weiß, dass eigentlich keine Zeit dafür ist, aber ich bin so erledigt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich nach meiner Verwandlung noch mal so ausgelaugt fühlen könnte.«

Phobos nickte. »Du hast dich nicht gut ernährt die letzten Tage.«

»Wie denn auch, ohne dir zu nehmen, was du selbst brauchst ...«

»Zuhause holen wir das nach, dann sind wir wieder fit, um weiter zu suchen.«

Riley rieb sich den Nacken. »Nie zuvor kam mir dieses Land so unglaublich groß vor. Es ist als würden wir eine Stecknadel suchen, in gleich hundert Heuhaufen.«

»Wir finden ihn.« Der Unsterbliche zog seinen Gefährten an sich. »Ich lasse Malucius nicht gewinnen. Er mag sich Zeit verschafft haben, aber mehr auch nicht.«

»Ähm, ihr zwei?«

Die beiden Vampire lösten sich voneinander. Ihnen beiden hatte in den letzten Tagen die sonst so vertraute Nähe zueinander gefehlt. Verlegen sahen sie zu Sylfaen herüber, die milde grinste.

»Ja?«

»Vielleicht kann mein Irrlicht einen Hinweis geben ...«

Riley machte große Augen und Phobos knurrte. »Natürlich ... warum sind wir nicht selbst darauf gekommen. Ein magischer Kompass! Los, lasst uns ins Schloss aufbrechen. Da haben wir Karten und ...«

»... und Belle und Benjamin werden genau über alles Bescheid wissen wollen. Wir können das nicht mehr allein machen ...« Der junge Vampir seufzte und der Andere nickte nur grimmig.

»Ja, das auch. Gehen wir heim. Wir müssen uns ausruhen und das weitere Vorgehen planen.«

»Ihr habt einen ... äh ...«, Kathy, die ihren Ziehvätern jauchzend in die Arme gefallen war, blieb unschlüssig und verlegen vor Sylfaen stehen, die ihr ebenso unsicher entgegen blickte, »einen ... also ... ich will nicht unhöflich sein, aber ... ist sie ... bist du ... ein Kind?«

»Katzy, das ist Sylfaen. Sie ist ein Elfling.«

»Ein ... Elfling?«

Dieser seufzte innerlich. Sicher würde die Ziehtochter der beiden Vampire kein als Gauner verschrienes Wesen in ihrem Zuhause haben wollen. Sylfaen zuckte leicht, als das Mädchen mit den lilafarbenen Haaren zu lächeln begann.

»Ich dachte, das wäre nur eine Legende. Ein Mischwesen aus einem Elf und einer Fee, ich glaub's nicht.«

»Sei' nicht unhöflich, Katzy«, brummte Phobos gutmütig. »Sie bleibt bei uns. Ihr Dorf existiert nicht mehr und ihre Leute sind tot ...«

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