Olgierd
Auf dem Weg zurück zur Hexerburg fällt mir wieder ein, dass ich Ciri ja noch etwas wichtiges fragen wollte. Aber ist es klug, ihr diese Frage jetzt zu stellen? Ihre Gedanken müssen ziemlich durcheinander sein, da will ich sie eigentlich nicht auch noch mit meinem Anliegen belasten. Ich nehme mir also vor, das für nach der Probe aufzusparen. Wir haben alle Zeit der Welt.
Ciris Schritte sind fest, selbstbewusst. In stetigem Tempo marschiert sie den Weg hinauf zur Burg, ich glaube, sie will es jetzt endlich hinter sich bringen.
Geralt und die beiden „Volldeppen" sollten fertig sein mit den Vorbereitungen, und so langsam müssen wir auch zurück, denn Geralt sagte, die Elixiere müssen sofort nach dem Brauen verabreicht werden. Dann mal los.
Bis wir da sind dauert es nicht mehr lang, doch der Schweiß steht uns auf der Stirn, als wir ankommen.
Als wir die große Halle betreten, wartet Eskel dort schon auf uns.
„Ah, da seid ihr ja! Kommt, es ist alles bereit."
Ich sehe, dass Ciri zittert. Allerdings weiß ich nicht, ob es ihr helfen würde, legte ich einen Arm um sie oder nähme ich ihre Hand. Still steige ich hinter ihnen die Treppe hinauf in ihre Schlafkammer.
Dort sind Lambert und Geralt schon, die noch die letzten Dinge aufbauen. Neben Ciris Bett stehen einige Fläschchen und Phiolen, ein eisernes Gestell, in das gleich wohl die Elixiere eingelassen werden, ein paar desinfizierte Instrumente. Das Bett selbst steht nun weiter mittig im Raum, sodass man von beiden Seiten zu Ciri kann.
Erst dann fallen mir die Ledergurte daran auf. Die Hexer sprachen von einer Folterbank, die sich aber nicht benutzen wollen. Ich hoffe sie wissen, was sie da tun.
Als wir eintreten erhebt Geralt sich, der gerade noch an den Elixieren herumgewerkelt hat.
„Da seid ihr ja, wir sind fertig. Es kann losgehen."
Ciri steht stocksteif da, wie eine Statue. Auch die anderen bemerken es. Geralt kommt auf sie zu und sieht ihr forschend in die Augen.
„Ich muss dich einfach noch ein letztes Mal fragen. Bist du dir wirklich sicher?"
Sie zittert heftig, nickt aber stumm. Eskel legt ihr eine Hand auf die Schulter.
„Wir passen schon auf dich auf. Hab keine Angst."
Lambert straft Eskel sogleich mit einem bösen Blick. Es ist wohl nicht besonders sicher, was sie hier machen. Aber Ciri hat uns allen gezeigt, dass sie es schaffen wird. Wozu also dieser Blick? Wozu die zweifelhaften Gedanken?
Ciri sieht jetzt wieder Geralt an. „Ich bin bereit," sagt sie. Er nickt.
Ich setze mich in einen Stuhl an der Wand und beobachte, wie die Hexer sich um ihr Bett aufstellen, während sie sich hinein legt.
Alles passiert beinahe wie von selbst, als hätten sie das schon hundert Mal gemacht.
Geralt setzt die drei Ampullen in die Spender ein, Lambert faltet Ciris ausgezogenes Hemd zusammen und legt es beiseite, Eskel nimmt sich einen Skalpell.
Leise seufzend legt Ciri sich hin. Geralt kniet sich neben sie, streicht ihr beruhigend über die Stirn. Ich höre, was er flüstert:"Keine Angst, hab keine Angst, meine Süße. Du bist so stark, du kannst das. Wir sind alle da und passen auf, wir machen eine echte Hexerin aus dir..."
Sein Flüstern wird leiser, aber er hört nicht auf. Ich ahne, dass die drei Hexer einen Plan verfolgen. Geralt ist als Vaterfigur dafür da, sie zu beruhigen und abzulenken, was auch funktioniert, wie ich feststelle. Ciri hat sie Augen geschlossen und lauscht der Stimme ihres Vaters. Was die anderen beiden Hexer machen, blendet sie aus. Oder versucht es zumindest.
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Die Seelen der Hexer
Fiksi PenggemarSeit der Kampf mit der Wilden Jagd vorbei ist, zweifelt Geralt immer öfter daran, dass Ciri wirklich in Sicherheit ist. Ängste weichen dem Gefühl, endlich sei alles gut für alle Beteiligten. Der Hexer macht sich auf um stärker zu werden, noch mehr a...