Als ich am nächsten Morgen aufwache, fühle ich mich so erholt wie lange nicht. Ich habe das Gefühl, dass der Tag großartig wird. Nachdem ich viel Zeit am Frühstücksbuffet verbracht habe, beschließe ich, heute ein paar Fotos am Strand zu schießen. Ich schnappe mir meine Kamera, und mache mich auf den Weg.
Vom Hotel aus führt eine lange Steintreppe runter bis zum Strand von Hikkaduwa. Am Rand wurden zahlreiche Palmen und wunderschöne lilafarbene Blumen gepflanzt. Schon der Weg zum Strand sagt mir, dass es die richtige Entscheidung war, nach Sri Lanka zu kommen. In der Umgebung stehen unglaublich viele kleine Häuser. Sie sind allesamt weiß und sehen schon recht alt aus, allerdings passen sie einfach perfekt hierhin. An einer Hauswand, an der ich vorbeilaufe, hängt ein Thermometer. 41 Grad, genauso fühlt es sich auch an. Allerdings ist es eine angenehme Hitze, durch den starken Wind kann man es sogar in der Sonne gut aushalten. Nachdem ich zirka fünf Minuten gelaufen bin, sehe ich etwas weiter entfernt, zwischen zwei Bäumen, endlich das Meer. Das Wasser ist türkis, und reflektiert die Sonne so stark, dass man kaum hinsehen kann.
Am Strand angekommen, breite ich mein Handtuch aus, und öffne meinen Sonnenschirm. Tatsächlich ist hier, bis auf ein paar Surfer, nicht viel los. Was mich etwas wundert, da es mitten in der Urlaubssaison ist. Ich setze mich auf mein Handtuch, meine Füße in dem warmen, weißen Sand. Nachdem ich einige Kapitel in meinem Lieblingsroman gelesen habe, den ich schon bestimmt zehn Mal gelesen hab, lege ich mich hin und schließe meine Augen. Das Rauschen des Meers macht mich ganz träge, und ich genieße die Wärme auf meiner Haut.
Als ich meine Augen wieder öffne und auf die Uhr schaue, fällt mir auf, dass bereits zwei Stunden vergangen sind. Ich muss eingeschlafen sein, mal wieder. Mir ist unglaublich heiß. In solchen Momenten ärgert es mich, dass ich als Kind nie Lust hatte, schwimmen zulernen. Ich stehe auf, und bemerke, dass ich bereits Abdrücke von meinem Bikini habe. Gut, dass meine Haut unempfindlich ist, die Sonnencreme habe ich nämlich im Hotel vergessen. Ich laufe durch den heißen Sand runter Richtung Meer, um mich wenigstens dort etwas abzukühlen, wo ich stehen kann. Für die Surfer ist heute der perfekte Tag, durch den Wind scheinen die Wellen perfekt zu sein.
Als meine Füße das Wasser berühren, fühle ich mich gleich besser. Ich gehe noch ein Stück weiter rein, bis das mir das Wasser ungefähr bis zu den Knien reicht, bis hierher werden die Wellen nicht kommen. Ich drehe mich Richtung Strand, und genieße die Aussicht. Gerade als ich darüber nachdenke, von wo aus ich noch gute Fotos machen könnte, verliere ich plötzlich mein Gleichgewicht. Eine riesige Welle überwältigt mich und zieht mich mit sich ins Meer. Alles ist dunkel. Ich komme kaum noch an die Oberfläche, das Atmen fällt mir immer schwerer. Ich berühre den Boden nicht mehr, und irgendwann bemerke ich, wie ich anfange zu sinken. Vor Panik fange ich an, mit den Armen zu rudern, ohne Erfolg. Plötzlich merke ich, wie mich zwei starke Hände unter den Achseln greifen. Sie ziehen mich aus dem tiefen Meer, bis dahin, wo ich wieder stehen kann. Ich hole tief Luft, und muss unweigerlich husten. Als ich meine Augen öffne, blicke ich direkt in ein anderes Augenpaar, das so blau war, wie das Meer. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, geschweige denn ein Wort rausbringen. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich ein: „Alles gut bei dir?" höre. Ich schüttle kurz meinen Kopf, um etwas klar zu werden. Nun erkenne ich, wer da vor mir steht. Es ist der Junge aus der Bar, der mit den blonden, lockigen Haaren. „Oh, ja, das ist mir total unangenehm, vielen Dank..." erwiderte ich. „Das muss dir doch nicht unangenehm sein, Hauptsache es ist nichts passiert!" sagte er und lächelte mir direkt ins Gesicht. Ein perfekteres Lächeln ist mir noch nie untergekommen. „Du hast mir echt das Leben gerettet, nochmal danke..." antworte ich schüchtern. Ich bin perplex und habe das Gefühl, ich klinge wie ein totaler Idiot. „Ist doch selbstverständlich! So, dann pass auf dich auf, man sieht sich!", sagte er, drehte sich um, und ging zurück zu seinem Surfbrett, welches ein Stück entfernt im Sand lag. Ich kann nicht fassen, was da gerade passiert ist.
Ich sitze bestimmt eine Stunde auf meinem Handtuch, bis ich mich wieder etwas beruhigt habe. Geschockt, aber irgendwie auch mit einem guten Bauchgefühl, entscheide ich mich, meine Sachen aufzusammeln, und langsam zurück zum Hotel zugehen. Kurz bevor ich die Steintreppe wieder aufsteige, drehe ich mich noch ein Mal um, und beobachte den Jungen, wie er mit seinem Surfbrett im Meer ist, und augenblicklich muss ich lächeln.
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Under Palmtrees
RomanceAls die Fotografin Marie ihren Urlaub in Sri Lanka plant, rechnet sie nicht damit, dass sie dort den Surferboy Levi kennenlernt, und sich Hals über Kopf in ihn verliebt.