Kapitel 13

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Schwerfällig öffnet er die Augen.
"Wie lange bin ich schon hier?", fragt er sich. Doch eigentlich spielt es keine Rolle mehr. Der kalte Kellerraum ist genauso leer, wie die letzten Tage schon. Es gibt nichts zu sehen. Keinen Anhaltspunkt darauf, wo er sich befindet.
Sein leerer Blick fällt auf die leere Wasserflasche, die jemand vor ein paar Stunden gebracht hatte. "Oder vor einem Tag?" Was spielt es noch für eine Rolle. Er ist tot. Oder wird es bald sein.

Zu Beginn hatte er noch geglaubt, sie würden etwas von ihm wissen wollen. Ihn foltern. "Mich wieder umbringen... warum wieder? ...man kann doch nur einmal sterben?"
Kurz flackert das Bild von einem Wagen vor seinen Augen auf, der auf ihn zu rast, bevor es verschwindet. Hätte er noch etwas Energie übrig, hätte er wohl gelacht. Jetzt fängt er sogar schon an zu halluzinieren.
"Wann habe ich zuletzt etwas gegessen?" Sein schmerzender Magen erinnert ihn, dass es viel zu lange her war. Er ist erschöpft. Müde. Will sich nur noch ergeben und ins Jenseits. Und doch kann er nicht.
Er... schuldet jemandem noch etwas... darum... muss er aushalten... "Werden sie mich wirklich verhungern lassen?"

Plötzlich geht die Tür mit einem Knarren auf. Herein treten zuerst zwei muskulöse Security-Leute, die mit Leichtigkeit einen Tisch und einen Stuhl hereintragen. Dann folgt Gin, der den Gefesselten mit einem eiskalten Blick nach dem Motto Ich-hasse-es-mich-um-so-eine-Nichtigkeit-zu-kümmern durchbohrte und sich anschließend lautlos auf dem Stuhl niederlässt.

Normalerweise ist das nicht Gins Aufgabe. Seine Leute nehmen die Opfer meist durch die Mangel. Nun, wo dieser lange nichts zu essen bekommen hatte, hofft die Organisation, ihn zum Reden zu bringen. "Wenn du mir meine Fragen beantwortest, dann bekommst du was zu essen", sagt Gin in genervtem, aber gleichzeitig gänsehauterregendem Tonfall.

"Aha", sagt der Angesprochene einfach tonlos, entscheidet sich aber noch was hinzuzufügen: "Okay, ich reden."

Ihm wird eine Plastikschüssel Instant-Nudeln hingestellt, die er in einem Zug hinunterschlingt. "Scheiße, das könnte auch vergiftet sein", fällt ihm ein, nachdem die Schüssel leer war. Aber nun ist es auch egal.
Ihm wird eine Frage gestellt. Ob er die Organisation an die Geheimdienste verkauft hat. Er antwortet nur mit 'mag sein'.

Diese Antwort gefällt Gin nicht. Er weiß, dass er bei den letzten Verhören die gleiche Antwort gegeben hatte. Die Frage wird noch ein paar Mal wiederholt, aber jedes Mal kommt nur 'mag sein' als Antwort.

"Naja, ich mach dich schon noch gesprächiger", sagt Gin und nickt den beiden Kerlen, die rechts und links von ihm stehen, zu. Gin holt etwas heraus, was auch zum Klettern benutzt werden kann. Es hat aber eine scharfe Kante, wie bei einem Messer.
Damit schneidet er ihm seine Kleidung auf vom Kragen bis zum Hosenscheitel auf und reißt sie ihm vom Körper, sodass er nackt dasteht. Komplett nackt wird er an einen Stuhl gefesselt, sodass er sich in seiner nach unten gebeugten Position nicht bewegen kann.

Alles, was er sieht, ist der Boden. Mit verbundenen Augen wird er woanders hingebracht. Dort wird ihm die Augenbinde abgenommen. "Was ist das? Warum ist es so kalt hier?", fragt er sich. Er bekommt Angst.
Plötzlich rasselt etwas Kaltes auf seinen Rücken. Wasser? Direkt vom Nordpol wahrscheinlich, so kalt wie es ist. Das Wasser rieselt eine Zeit lang auf ihn ein. Vor Kälte zittert er.
"Ich muss durchhalten, das ist doch nichts. Sowas kann ich aushalten. Oder etwa nicht?", denkt er. Aber er weiß nicht, ob es so ist oder nicht. Hatte er so etwas im Leben schon ausprobiert? Wer weiß es schon.

Nach und nach wird er kraftloser. Er spürt sämtliche seiner Gliedmaßen bis auf die Knochen. Plötzlich ändert sich die Dusche. Das, was eben noch eine kalte Dusche war, ist nun ein eisiger Wasserfall. Unmengen eiskalten Wassers prasseln auf ihn ein.
Er schreit vor Schmerz.
Ihm ist so kalt, dass er das Gefühl hat, er besteht nur noch aus Eis und ihm schmerzt alles.

2 Welten - 1 LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt