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Schon in meiner Kindheit hab ich gerne den Zauberstab meiner Mutter ausgeliehen, um 'ausversehen' etwas in die Luft zu sprengen oder Ähnliches. Da hab ich mich dann immer total cool gefühlt wenn ich den Zauber 'Ratzeputz' hingekriegt habe. Anschiss habe ich trotzdem bekommen, ich durfte ja eigentlich gar nicht zaubern. Zwei Jahre bevor ich nach Hogwarts gekommen war, kam mein Bruder in die erste Klasse und in den Ferien versuchte er immer, mir heimlich Zauber beizubringen...ich habe nichts verstanden.
Wie dem auch sei, zwei Jahre später war ich, Holly Felton, selbst an der Reihe. Da mein Vater im Ministerium arbeitet und zu Beginn der Schulzeit sehr wenig zu Hause ist, ging meine Mutter alleine mit Reece und mir in die Winkelgasse. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich andauernd wieder gesucht wurde, weil ich so begeistert von allem war und alle zwei Sekunden stehen blieb. Mir war das ja fremd, aber den beiden hat das nicht gepasst.
Im Zauberstabladen lernte ich die erste Schülerin kennen, die ebenfalls eine Erstklässlerin wurde. Meine Familie und ihre Familie hatten wohl beide die perfekte Zeit erwischt und standen gefühlt eine halbe Stunde in der Schlange, als gäbe es keinen anderen Zauberstabladen (gibt es wohl, so drei, vier Läden weiter, aber da ging keiner hin). Jedenfalls stand Mrs. Dolton, die nur eine Tochter hatte, genau vor uns in der Schlange. Und wie Mütter so sind, waren sie direkt in ein Gespräch verwickelt, obwohl sie sich nicht kannten. Die Tochter, die, wie ich in dem viel zu schnell voranschreitenden Gespräch mitbekam, Willow hieß, glotzte die ganze Zeit zu mir und wurde immer rot, wenn ihr Name fiel. Und dieser fiel ziemlich oft. Wir, als noch unschuldige Erstklässler hatten nichts besseres zu tun als uns mit dem Gedanken 'wir werden uns jeden Tag in der Schule sehen' anzustarren.
Ich jedenfalls fand das Anstarren schnell langweilig und begann, sie und ihre Mutter nach dem Aussehen zu beurteilen. Eigentlich voll assozial, aber was will man machen.
Willow hatte ziemlich kurze, glatte aber zerzauste braune Haare, ihre Mutter hatte genau die gleiche Frisur, nur in blond.
Ihre Augen hatten einen seltsamen Ton, den ich zunächst nicht benennen konnte. Ich kam zu dem Entschluss, dass sich höchstwahrscheinlich eine Mischung aus den Augen ihres Vaters und ihrer Mutter in Willows ergab. Zum Teil sahen sie haselnussbraun aus, zum Teil aber auch einfach nur dunkelbraun.
Nachdem meine Mutter und Willows Mutter herausgefunden hatten, dass sie ja nur 4 Meilen auseinander wohnten, waren Willow und ich praktisch dazu verdammt, Freundinnen zu werden. Mir war es egal, ich hatte kein Problem damit, neue Freundschaften zu schließen, aber ich glaubte Unsicherheit in Willows seltsamen Augen zu entdecken. Aber gleichzeitig fand ich auch, sah sie sehr sympathisch aus. Man soll ja überall nur das Positive sehen.
Aber dann hörte ich auf, darüber nachzudenken und wurde aufgeregt, als ich bemerkte, dass jetzt Willow an der Reihe für ihren Zauberstab war. Leider bekam ich nicht viel davon mit, weil mein Bruder, der immer noch missmutig und gelangweilt neben mir und meiner Mutter stand, seine Freunde entdeckt hatte und ich in der Runde erstmal vorgestellt wurde. Er und seine Freunde waren jetzt Drittklässler und das sollte, laut Reece, das beste Jahr in Hogwarts sein. Ich fand jedoch jetzt schon alles super und ich hatte noch nicht einmal alle meine Schulsachen zusammen. Als Reece meiner Mutter Bescheid gab und dann mit seinen Freunden abzischte, wurde ich nach vorne zu Mr. Ollivander geschoben. Im Vorbeigehen lächelte mir Willow kurz zu, sie war offensichtlich erleichtert, die Mission 'Zauberstab' abgeschlossen zu haben und ich empfand das Lächeln als ein 'Viel Glück'. Ich lächelte zurück, Willows Mutter rief uns noch ein "Wir sehen uns dann später bestimmt nochmal!" hinterher und verließ mit ihrer Tochter den Laden.
Jetzt war ich angespannt und wartete auf Mr. Ollivander, der bereits in den Tiefen seiner Zauberstabsammlung abgetaucht war. Für mich ging das alles viel zu schnell, so viel passierte so schnell hintereinander. Ich stand einfach still da und atmete. Der erste Zauberstab, der mir gegeben wurde war leider ein totaler Reinfall. Ich war aber froh darüber, denn ich fand ihn hässlich. Der zweite jedoch war ein recht langer, leicht gebogener Zauberstab aus hellem Holz. Er lag super in meiner Hand und das Schwingen fiel mir leicht. "Ein sehr besonderer Zauberstab", sagte Mr. Ollivander mit sehr geheimnisvoller Stimme, obwohl ich das Gefühl hatte, diesen Satz sagte er zu jedem, "er hat sie ausgesucht. Lärchenholz, 12¼ Zoll, leicht biegsam, Phönixfeder als Kern"
Ich wurde plötzlich ganz stolz, jetzt meinen eigenen Zauberstab zu haben. Meine Mutter zahlte und führte mich draußen. Ich strahlte und steckte den Zauberstab direkt in meine Tasche, so, dass er nicht rausfallen konnte.
Nach dem Schulbücher kaufen, was ich besonders langweilig fand, sammelten wir Reece wieder ein und aßen noch im tropfenden Kessel.
Zuhause stieg die Spannung dann immer mehr, je näher der erste September rückte. Ich konnte kaum still gehalten werden und ich hatte mir sogar schon die ersten Seiten der Schulbücher angeschaut. Da ich aber trotz meiner Vorfreude schnell die Lust verlor, sah ich lieber meinem Bruder zu, wie er auf seinem Besen durch die Luft sauste und sich schon ein bisschen für sein nächstes Quidditchjahr warm machte. Ich mochte meinen Bruder zwar sehr, aber trotzdem hatte ich immer wieder den Gedanken im Kopf, dass ich auf keinen Fall nach Gryffindor wollte. Aber so wichtig war mir das auch gar nicht, hauptsache ich war in Hogwarts.
Und dann war der Tag gekommen.
Beim Frühstück stand mein Vater unter Stress und meine Mutter war ausnahmsweise diejenige, die ausgeglichen auf ihrem Stuhl saß.
"Achja, die Tochter der Flumes soll ja jetzt auch in die erste kommen"
"Ah, die, die den Honigtopf besitzen?", fragte mein Vater.
Da klingelte es bei mir: "Oha wie cool! Der Honigtopf??"
"Nee, der in Kenia..", mein Bruder klang etwas genervt und war mit seinem Müsli beschäftigt. Seine blöde Antwort war jedoch für niemanden interessant.
Meine Mutter gab mir stattdessen eine normale Antwort: "Ja, die Eltern kennen wir noch von früher, da freu ich mich aber, wenn du mal ihre Tochter kennenlernst". Meine Vorfreude war direkt wieder auf hundert Prozent.

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