𝔠𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 𝔬𝔫𝔢

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                (Rahel)

Neues Schuljahr neues Glück. Wie optimistisch ich doch dachte, für eine sechzehn jährige, welche mit rasender Geschwindigkeit auf die Prüfungen zu rast.

Ich experimentiere momentan an meinem Make-up herum. Ich probiere helle und dunklere Lidschattentöhne aus, aber entscheide mich dann für etwas sehr unauffälliges.

Ich schminke noch den Rest meines Gesichts ein wenig, was mich viel Zeit kostet, weil ich in Sachen Make-up wirklich untalentiert bin. Aber heute war mir nunmal nach ein wenig Make-up.

Irgendetwas in mir, sagte mir, heute sollte ich mich besonders anstrengen, was mein Aussehen betrifft.

Nicht nur irgendetwas, meine innere Wölfin.

Zufrieden betrachte ich mich im Spiegel.

Ich bin relativ durchschnittlich. Ich steche nicht aus der Menge heraus, aber bin durchaus zufrieden mit mir.

Mein Handy macht diesen schönen, vertrauten Piep wenn ich eine Nachricht bekommen habe.

Gleich zücke ich den Verursacher des Piep's und sehe eine WhatsApp meiner besten Freundin Ruby.
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WhatsApp

Ruby: Hey Süße, na bereit fürs neue Schuljahr? ;)

Ich: Jederzeit. Und du? :P

Ruby: Bereit wenn du es bist. Komm nicht wieder zu spät! Ich warte auf dich.
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Ein Lächeln schleicht sich auf meine  dezent geschminkten Lippen. Ich komm schon nicht zu spät.

Ich gehe zurück in mein Zimmer und Packe meinen Rucksack. Taschen für die Schule? Meiner Meinung nach wenig sinnvoll.

Mein Handy klingelt. Es ist mein Wecker. Fuck. Ups... Jetzt müsste ich los.

Ich kralle mir zuletzt noch meine Kopfhörer vom Schreibtisch, werfe sie in meinen Rucksack, schultere diesen, ohne ihn vorher zu schließen und renne die Treppen nach unten.

Meine Eltern sind schon weg.

Ich renne in die Küche und nehme mir dort einen Apfel vom Tresen.

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               WhatsApp

Ruby:  Wusst ich's doch. Sry kann nicht mehr warten, meine Eltern machen richtig Stress wenn ich nochmal zu spät komme. See you there. xoxo
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Schon verrückt, meine Eltern interessieren sich zu wenig für mich und Ruby's zu viel.

Hastig schlüpfe ich in meine Schuhe und renne aus dem Haus.

Eilig schwinge mich auf mein altes hellblaues Fahrrad und trete in die Pedale. Schwungvoll biege ich aus der Ausfahrt, als plötzlich ein viel zu schnelles Auto an mir vorbei rast.

Kurz schwanke ich und mache mich schon auf den harten Boden gefasst, kann mich aber im letzten Moment noch halten.

„Sag mal spinnst du?! Ich hab mir dein Kennzeichen gemerkt!!!" schreie ich ihm hinterher, obwohl mir völlig klar ist, dass er mich schon lange nicht mehr hören kann.

LK017

Wütend schnaube ich vor mich hin und setze mich langsam wieder in Bewegung.

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Ich brettere durch den Eingang des Schulhofs, knalle mein Fahrrad an eines der Ständer und renne in die Schule.

Ding Dong. Der Schulgong. 7:45.

„Nein, nein, nein, nein, nein." quengel ich vor mich hin und sprinte in Rekordzeit die 430 Stufen nach oben. - Wenn Ruby mal krank ist, habe ich viel Freizeit in den Pausen

Als ich vor der Tür meines Klassenzimmers stehe, atme ich einmal tief durch und klopfe an, ehe ich die Türklinke nach unten drücke.

Ich betrete den Raum, lächle der Lehrerin entschuldigend zu und murmle ein leises „sorry", ehe ich mich schnell auf meinen Platz fallen lasse.

Sie mustert mich mit einer hochgezogenen Augenbraue und fährt mit dem Unterricht fort.

Ich packe meinen Block und einen Stift aus, mein Buch habe ich vergessen aus dem Spind zu holen.

Endlich wenden auch die letzten Schüler ihren Blick von mir ab und starren gelangweilt auf die Tafel.

Nur ein Blick bleibt an mir hängen.

Nervös knete ich meine Hände und rutsche auf meinem Stuhl herum.

Dieser eine Blick brennt sich förmlich in meinen Rücken.

Mate.

MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt