Ein lautes Kläffen ertönte als Begrüßung, nachdem ich den Anruf angenommen hatte und mein Handy sich dazu entschieden hatte, ihn laden zu lassen. Nun ploppte auch das Bild des Videoanrufs auf und ich erkannte sogleich Mirohs neugierige Schnauze, der offensichtlich das kleine Gerät beschnupperte, um festzustellen, ob eine Gefahr davon ausging oder er es Jeongin sorglos überlassen konnte.
Von dem eben Genannten vernahm ich einen Augenblick später sein wunderschönes Lachen, ehe er auch schon Miroh griff und zu sich auf den Schoß zog. Mit großen Augen sah sein Hund zu ihm auf und schien lediglich mit seinem Blick protestieren zu wollen, dass er ihn doch bloß beschützen wollte und sich um seinen Besitzer sorgte. Aber Jeongin ignorierte das einfach gekonnt und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Keine Angst, auch wenn Chan ein wenig bedrohlich aussieht, wird er mir schon nicht weh tun", schmunzelte er und drückte Miroh lächelnd an sich. Auch ich lächelte, beobachtete das amüsiert, bis ich registrierte, was mein Freund soeben gesagt hatte und dann einen empörten Laut von mir gab. "Ya! Ich kann dich hören", beklagte ich mich, doch Jeongin fing nur an zu kichern und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Miroh. So so, er fand das also auch noch lustig. Was für einen tollen Freund ich doch hatte.
"Pff. Wusstest du, dass Hundebesitzer ihre Hunde im Durchschnitt häufiger küssen, als ihre Partner?", meinte ich nun einfach und legte beleidigt meinen Kopf auf meinen Armen ab, um ihn so besser beobachten zu können. Dank meinen Worten hielt er inne und schaute endlich zu mir, ehe er einfach frech zu grinsen begann.
"Na ja, mein Hund ist ja auch häufiger bei mir und ich kann ihn öfter knuddeln", erwiderte er und schaute mich spitzbübisch an. Damit hatte er aber die Grenze an Empörung bei mir erreicht, was bedeutete, dass ich jetzt eingeschnappt war und mich deshalb aufrichtete.
"Na, wenn das so ist, kann ich ja auflegen", sagte ich bloß und wollte meinen Worten bereits Folge leisten, als Jeongin sofort "Nein!" rief und mich somit stoppte. Direkt bildete sich ein triumphierendes Grinsen auf meinen Lippen und ich entfernte meine Finger wieder, um stattdessen meinen Freund beim Schmollen zuschauen zu können.
"Mein Freund ist gemein", murrte Jeongin und wandte sich Miroh zu. "Immer sagt er, dass er mich liebt, aber in Wirklichkeit liebt er es nur, mich zu ärgern!" Schmunzelnd hörte ich ihm dabei zu und legte meinen Kopf wieder auf meinen Armen ab. Trotz dessen, dass mir gestern noch sämtliche Motivation gefehlt hatte und meine Laune auf gut deutsch gesagt für'n Arsch gewesen war, was bis heute angehalten hatte, war ich nun viel glücklicher und fröhlicher.
Und das allein deswegen, weil ich nun wieder meinen Freund sehen und mit ihm reden konnte, wenn auch nur über ein Telefon.
"Ich könnte auch vorbei kommen, heimlich in dein Zimmer klettern und dich dann mit Liebe und Küssen überschütten", schlug ich grinsend vor. Augenblicklich hielt Jeongin inne und sah mich aus großen Augen an, bevor er leise seufzte und seinen Kopf schüttelte.
"So schön es auch wäre, mein Vater würde erst dich und dann mich köpfen", warnte er mich vor und legte sich nun auch auf sein Bett. Ich musste gestehen, bisher war ich noch nicht ein einziges Mal bei Jeongin gewesen, deshalb kannte ich sein Zimmer nur von unseren Videoanrufen und ja, irgendwie war es etwas, was mich sehr an unserer Beziehung störte, jedoch war es ja nicht Jeongins Absicht. Würde es nach ihm gehen, hätte ich sicher längst zu ihm dürfen.
"Hm...", meinte ich darum leise und verfiel ins Schweigen, um meinen Freund zu beobachten. Dieser starrte nachdenklich auf seine Finger und spielte mit dem Ring seiner Mutter herum, den er gelegentlich trug. Aber dann fiel ihm wieder einzufallen, was er mir hatte erzählen wollen, da ein Funkeln in seine Augen trat und er seinen Blick wieder auf mich richtete.
"Ach ja, was ich dir erzählen wollte, ist Folgendes: Vorhin beim Abendessen sind wir auf das Thema 'Beziehung' gekommen, weil Hyunjin gefragt hat, ob es okay ist, wenn er nächste Woche ein Mädchen mitbringt. Daraufhin hat mein Vater mich natürlich gefragt, wann ich denn endlich mal ein Mädchen heimbringen würde und ich habe natürlich geschwiegen, weil ich dich habe. Dann, aus heiterem Himmel heraus, meinte Hyuna auf einmal, dass ich ja auch einen Jungen mitbringen könnte", erzählte mir Jeongin.
"Sie hat es vollkommen ernst gemeint und mein Vater hat sich mal wieder total darüber aufgeregt, weshalb sie ihn verwarnt hat. 'Mein Sohn ist ganz bestimmt nicht schwul!', hat er gesagt und sie hat nur 'Es würde keinen Unterschied machen, er wäre immer noch derselbe wundervolle Junge wie jetzt' erwidert." Ein Hoffnungsschimmer hatte sich in Jeongins Augen gebildet und ich fing an zu lächeln, da ich mich wirklich für ihn freute. Wer weiß, vielleicht würde ich Jeongin doch schon bald ohne jegliche Bedenken besuchen kommen können. Das wäre wirklich schön.
"Ich wünsche mir so sehr, dass sie es schafft, deinem Vater klarzumachen, dass Homosexualität nichts schlimmes ist", antwortete ich darauf und schenkte ihm ein bestärkendes Lächeln.
"Ja, das wünsche ich mir auch."ღ-›❀‹-ღ
❤️🖤💚💙💜
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Colorless Rainbow ★ Jeongchan
أدب الهواة»Seine Liebe ist die Farbpalette, die meine Welt kunterbunt gezaubert hat. Doch aufgrund seines Misstrauens sind diese Farben dabei, langsam wieder zu verblassen und meine Welt ergraut erneut. Dabei will ich ihn doch einfach nur glücklich machen...«...