Texte an dich, die ich niemals abschicken werde

Vier

18.07.2019

Lieber R!

Wenn du dieses Blatt in den Händen hälst, muss ich doch irgendwie mutig gewesen sein.
Ganz egal, ob ich es dir persönlich gegeben habe, es dir per Post habe zukommen lassen oder es dir irgendwie in die Tasche gesteckt habe.
Wie auch immer, es hat dem Grund, dass ich dir was sagen muss und jetzt schon weiß, dass ich es mündlich, persönlich nicht hinbekommen würde. Wie bei unserem Gespräch nach Pfingsten. Ich habe seit dem sehr viel nachgedacht. Über mich, was mich demnächst erwartet, über meine Wünsche, Hoffnungen und Träume. Und über dich und all die Dinge, die du gesagt hast, die mich teilweise wirklich überrascht haben, da ich nicht gedacht hätte, dass du so weit in die Zukunft denkst. Versteh das bitte nicht falsch, ich finde das toll. Grundsätzlich bin ich auch jemand, der gerne plant und weiß was auf einen zukommt. Aber zur Zeit bin ich einfach nicht wirklich in der Lage, weil ich einfach etwas Angst vor der Zukunft habe.
Ich weiß dass ich einen Hang zum dramatischen habe und ich denke, dieser Brief hier ist ein gutes Beispiel dafür. Und ich habe auch Sorge dass du das hier nie zu Ende liest, weil es so lang ist und es dich eher nervt, dass du mich noch nicht los bist. Und diese Unsicherheit rührt nur daher, dass ich zu viel mit Freundinnen gesprochen habe und zu viel Liebesschnulzen geschaut habe, in denen die unsympathischen, nervigen Zicken immer wieder ankamen und es nicht wahrhaben wollten - so wie ich gerade.
Aber dann sagt eine Stimme in meinem Kopf: Woher willst du wissen, dass du nervst, wenn du nicht danach fragst? Und woher willst du wissen, dass es endgültig vorbei ist, wenn du nicht dafür kämpfst?
Deswegen im folgenden alles was ich an Fragen und Aussagen habe. Und sei bitte in der Beantwortung schonungslos ehrlich:
>Hat es sich für dich als die richtige Entscheidung herausgestellt, nur „Freunde" zu bleiben?
Das ist eigentlich das wichtigste. Denn für mich hat es das nicht. Um nicht zu sagen, dass meine Gefühle eigentlich noch stärker geworden sind. (Es tut mir leid, wenn das hier in irgendeiner Form seltsam für dich ist.)
Wir haben gesagt, dass es keinen Sinn ergibt, eine Beziehung zu probieren, wenn sich einer nicht sicher ist (grundsätzlich richtig), da im Falle eines Scheitern auch die Freundschaft dahin wäre. Aber jetzt mal objektiv betrachtet: Seit dem Gespräch haben wir nichts mehr gemacht, was zu einer Freundschaft gehört, oder seh ich das falsch?
Bei mir lag das schlicht daran, dass ich mich nicht getraut habe, was vorzuschlagen, weil ich Angst hatte, das es komisch wirkt. Keine Ahnung.
Ich denke, das Gespräch damals hat meine Hoffnung, dass was aus uns wird, nur genährt, weißt du? Wir haben nur gesagt, dass wir dann mal gucken und irgendwas mit Cuxhaven. In Cuxhaven war aber nichts wirklich.
Was ich eigentlich sagen will, denke ich, ist, dass ich ein endgültiges Ja oder Nein von dir brauche. Entweder wir probieren's und werden glücklich oder es wird so wie jetzt. Oder du sagst von vornherein Nein und es wird auch so wie jetzt.
Das ist überhaupt der Grund, warum ich mir das hier traue, zu machen. Ich habe nichts zu verlieren.
Du musst nur wissen, dass ich mich oft bei Gedanken erwische, was ich gerne mit dir machen würde und dann traue ich mich nicht, zu fragen. Wenn du mir eine ehrliche Antwort gibst, könnte ich auch mir selbst eine Antwort auf solche Sachen geben und lernen, damit umzugehen.

Sorry, für die Länge. Ich hab einfach angefangen zu schreiben. Deswegen wird das hier auch sehr konfus sein, aber es musste raus.
Wie du mir antwortest, ist mir egal. Ich würde dich nur sehr bitten, mir in irgendeiner Form eine Antwort zu geben.

H.

P.S.: Am Anfang war ich mir echt nicht sicher, ob ich das hier für mich oder für dich schreibe, was man bestimmt mitbekommt. Dann war ich mir irgendwann extrem sicher, dass ich dir das schicke. Nachdem ich jetzt knapp 10 Minuten fertig bin, kommen mir wieder Zweifel. Was ich sagen will, wenn du das hier liest dann bin ich wirklich über meinen eigenen Schatten gesprungen.