6. Kapital

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THEY WILL
INSULT HER,
HURT HER,
DEFEAT HER,
BETRAY HER
INJURE HER,
SET HER AFLAME
AND WATCH
HER BURN.
BUT THEY
WILL NOT,
SHALL NOT,
CAN NOT,
DESTROY HER.
BECAUSE SHE,
LIKE ROME,
WAS BUILT ON ASHES
AND SHE
LIKE A PHÖNIX,
KNOWS HOW TO
RISE
AND
RESURRECT

Langsam zieht Gwendolin die Luft tief in die Lungen und filtert die einzelnen Gerüche heraus. Seit ihrer Begegnung mit den arschleckenden Kötern meidet sie sämtlichen Kontakt. Scott, Stiles, Lydia, Allison Argent, Erica Reyes und Isaac Lahey haben den Tag über versucht mit ihr Kontakt aufzunehmen. Oder mit ihr zu reden.
Gwendolin ist ihnen meisterhaft ausgewichen. Keiner von ihnen konnte sie fest nageln. Sie ist wie Rauch, der einem einfach immer und immer wieder durch die Finger gleitet.
Für die Hunde und ihre Freunde eine Qual.

Für Gwendolin ein wahrer Spaß.
Aber warum sie sich jetzt spät abends an der Schule wiederfindet, ist ihr nicht ganz klar?
Sie ist eher einem Instinkt gefolgt.
Das Lacrosse-Spiel ist bereits vorbei und die Spieler und Zuschauer sind nach Hause gegangen. Die Schule liegt still und ruhig vor ihr. Langsam leckt Gwendolin sich über die Lippe und schlendert auf die Eingangstür zu.
Sie ist wirklich irre!
Da draußen rennt ein übernatürlicher Mörder herum und bedroht alles und jeden und sie hat nichts Besseres zu tun, als nachts in der Schule herum zu geistern. Die Eingangstür ist offen. Gwendolin zögert kurz, ihre Hand schwebt über der Türklinke, dann gibt sie sich einen Ruck. Fast lautlos stößt sie die Tür auf und schlendert gelassen, aber aufmerksam durch die Flure.
Sie bleibt stehen. Langsam rollt sie den Nacken und sieht zur Seite. Das Büro des Direktors ist offen und ihm Schloss steckt noch immer der Schlüssel. Gwendolin zögert den Moment ein bisschen hinaus und betrachtet den Schlüsselbund eingehend. Dann nimmt sie ihn an sich. Schlüssel für Schlüssel gleitet ihr durch die Finger, bevor ein schwarzer USB-Stick auf ihrer Handfläche zum Liegen kommt. Bedächtig dreht sie ihn zwischen den Händen, bevor sie den Stick vom Schlüsselbund löst und ihn in ihrer Jackentasche verschwinden lässt. Den Schlüsselbund steckt sie wieder ins Büroschloss. Ob sich ihr kleiner Ausflug gelohnt hat, wird sich noch früh genug zeigen.
Gwendolin wendet sich zum Gehen und bleibt noch in derselben Bewegung stehen. Ihr Kopf neigt sich ein wenig und sie lauscht. Das Plätschern von Wasser dringt an ihre Ohren.
Der Pool!
Ein Gefühl bringt sie zum schneller Laufen, bis sie beinahe die Schulflure entlang rennt. Mit einem kräftigen Schlag der Hand stößt sie die Tür zur Schwimmhalle auf und schlittert hinein. Hastig versucht sie auf den nassen Fließen abzubremsen, bevor sie sich der Länge nach auf die Nase legt. Vor ihr auf den Fließen liegt Erica. Offenbar bewusstlos, denn sie regt sich nicht. Mit hoch gezogenen Augenbrauen sieht sie sich um und schürzt die Lippen, um nicht zu grinsen.
Stiles Stilinski und Derek Hale dümpeln gemeinsam und eng umschlugen in Schwimmbecken und starren sie mit großen Augen an.
Gwendolin beißt sich hastig auf die Lippe.
"Sorry, ich wollte euer romantisches Date nicht stören. Bin schon weg!"
"Hey, warte! Ginger!" Stiles klingt ziemlich panisch und Gwendolin versucht nicht mehr ihr Grinsen zurück zu halten. Genüsslich langsam dreht sie sich zu den beiden um und zuckt die Schultern. Derek fallen immer wieder die Augen zu. Offenbar hat er etwas von dem paralytischen Gift abbekommen und davon nicht zu wenig.
"Und was soll ich tun, Stilinski? Ich bin klein, schwach und einen Kampf gegen dich würde ich wahrscheinlich verlieren, also?"
"Ruf Scott an!" keucht Stiles und nickt zum Poolrand, wo sie ein schwarzes Handy liegen sieht. Er hat offenbar Mühe sich und Derek an der Oberfläche zu halten. Bedächtig macht Gwendolin einen Schritt über die bewusstlose Erica hinweg und bleibt augenblicklich stehen. Ihre Augen verengen sich leicht, ihre Lippen schürzen sich und sie sieht sich rasch um, ohne den Kopf zu drehen.
Etwas ist hier...
Sie schnalzt mit der Zunge und geht leicht in die Knie. Dann beginnt sie langsam an den Pool heran zu schleichen. Ihre Fingerspitzen streifen den Boden. Kleine Krallen kratzen über die Fließen. Ihre Sinne schreien auf und sie springt zur Seite. Ein geschuppter Schwanz zerreißt die Luft neben ihrem Ohr und ihre Lippen kräuseln sich zu einem bösartigen Fauchen. Das, was ihr gegenüber steht, ist eine Art Echse mit geschlitzten Reptilienaugen und geschuppter Haut.
Ein richtiges Monster aus einem Horrorfilm.
Erneut schlägt es mit Klauen und Schwanz nach ihr. Gwendolin weicht aus, verliert den Halt auf den nassen Fließen und landet im kalten Wasser. Noch nie hat sie sich so schnell bewegt. Kaum schlägt das kalte Nass über ihrem Kopf zusammen, ist sie schon wieder an der Oberfläche und paddelt zum Beckenrand. Doch gerade als sie sich blitzschnell aus dem Wasser ziehen will, schneidet der Echsenschwanz ihr den Weg ab. Knurrend stößt sie sich vom Rand ab und dümpelt in der Poolmitte.
„Ihr wollt mich wohl verarschen?!" kreischt sie bösartig. Alles in ihr sträubt sich. Ihre Haare sehen aus, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. Der Doppelschwanz befreit sich aus ihrem Hosenbund und peitscht durchs Wasser.
Sie hasst Wasser wirklich abgrundtief!
Mit ein paar kräftigen Schwimmzügen ist sie wieder am Beckenrand und zieht sich aus dem Wasser. Ihr Gebiss ist das eines Raubtiers, ihre Klauen sind vollständig ausgefahren, die beiden Schwänze schlagen angriffslustig durch die Luft und ihre Augen glühten in einem satten Grün.
Die Kreatur kreischt sie an, Gwendolin knurrt. Sie pirschen aufeinander zu. Die Echse macht den ersten Schritt und greift an. In einer schnellen Bewegung weicht Gwendolin aus und tritt noch einmal zu. Kreischend versucht die Echse es aufzuhalten, doch der Boden ist nass und rutschig und Gwendolin sieht mit einem hämischen Grinsen dabei zu, wie die Echse ins Wasser fällt. Kreischend und fauchend fährt es aus dem Becken, als wäre der Teufel hinter ihm her. Es springt, stößt sich von der Wand ab und entkommt durch die Dachfenster. Gwendolin richtet sich auf. Klauen, Zähne und glühende Augen verschwinden. Das einzige, das zurückbleibt, sind ihre Schwänze, die genervt durch die Luft peitschen. Voller Ekel beginnt sie sich zu schütteln, dass das Wasser nur so in alle Richtungen spritzt. Sie betrachtet ihr nassen Finger.
"Ich hasse Wasser!"
"Schön! Kannst du uns jetzt vielleicht helfen?" keucht Stiles. Gwendolin dreht sich zu ihm um, während sie ihre gesträubten Schwänze wieder in die Hose steckt.
"Yep!" Sie hebt das Handy vom Beckenrand auf und wählt Scotts Nummer.
"Stiles, ich kann jetzt nicht..."
"Beeil dich lieber, McCall! Oder die beiden saufen noch ab!" Dann lässt sie das Handy ins Wasser fallen und verschwindet mit einem letzten, schiefen Lächeln aus der Schwimmhalle. Draußen vor der Schule sieht sie zum Mond hoch, während sie mit einer Hand über die Narben in ihrem Nacken kratzt. In ihrer anderen Hand dreht und wendet sie den USB-Stick der Argent.
"Mal sehen, was von meinem altertümlichen Latein noch übrig ist..."

Wie Katz und HundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt