Kapitel 6

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Kapitel 6

Miray seufzte. Heute erfüllte sie die Arbeit bei weitem nicht so, wie sie es sonst tat. Nichts konnte sie von dem bevorstehenden Date ablenken. Immer wieder kam ein Unbehagen in ihr auf. Ihr Magen rumorte bereits den ganzen Tag, ihre Kopfschmerzen waren zu einem treuen und überdauernden Begleiter geworden. Ein dumpfes Pochen, irgendwo in ihrem Hirn. Zu allem Überfluss, stand Dominic bereits vor dem Laden. Es gab keinen Ausweg mehr.

„Tschüss Frau Pauly..." Sie winkte der alten Dame zum Abschied, welche halb kichernd hinter der Kasse stand und die beiden mit Argusaugen beobachtete. Endlich eine Romanze im wahren Leben, die sie mit eigenen Augen zumindest zum Teil mitverfolgen konnte.

Dominic sah gut aus, keine Frage. Er hatte sich wirklich zurecht gemacht. Ein schwarzes Hemd und eine schwarze Jeans betonten seine gute Figur. Als er Miray aus der Tür kommen sah war er direkt an ihrer Seite um sie zum Wagen zu begleiten.

„Die Dame, ich freue mich auf einen leckeren Abend", raunte er ihr ins Ohr. Die Zweideutigkeit, die sich hinter seinen Worten versteckte, fiel Miray gar nicht auf. Sie war so darauf konzentriert das alles schnell und ohne Gefühlsverletzungen hinter sich zu bringen, dass sie sich ganz steif neben ihm her bewegte.

Dominic fiel ihr Verhalten natürlich auf, weshalb er argwöhnisch eine Augenbraue nach oben zog und sie von der Seite musterte.

„Du siehst zwar gut aus, aber nicht glücklich."

Miray seufzte tief auf. Sie konnte ihn doch jetzt nicht so vor den Kopf stoßen.

„Viel Stress auf der Arbeit, die anstehenden Prüfungen und dazu noch Kopfschmerzen...tut mir sehr leid." Sie kaute leicht auf ihrer Unterlippe herum.

„Ach, mach dir keine Sorgen! Ich denke der Abend wird dir gefallen." Er legte bei seinen Worten einen Arm um ihre Schulter und zog sie leicht an sich. An seinem Wagen angekommen öffnete er wie ein Gentleman die Wagentür für sie. Die Fahrt über schwiegen sie. Miray war heute absolut nicht nach reden. Sie starrte einfach nur aus dem Fenster und ließ die vorüberziehende Landschaft über ihre Netzhaut gleiten, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Erst als der Wagen stoppte, sah sie sich genauer um.

„Wo sind wir hier?" Ihr stand Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Dominic hatte sie aus der Stadt hinaus manövriert.

„Das hier ist mein Lieblingsladen!" Grinsend deutete er auf ein hell erleuchtetes Mc Donalds.

Sichtlich überrascht starrte Miray mit großen Augen das große M der Restaurantkette an.

„Bitte? Mr ‚Ihr müsst euch gesund ernähren um gut denken zu können' geht hier hin?"

Dominic brach in schallendes Gelächter aus. Es dauerte einen Moment, eher sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln rieb und ihr nur zunickte.

„Nur, weil ich bewusst auf gesunde Ernährung achte, heißt das ja nicht, dass ich nicht ab und zu auch mal sündigen mag."

Und dafür hatte er sich so schick gemacht. Um mit ihr in ein Fast Food Restaurant zu gehen. Ein Ort, an dem sie sich einfach ungesundes Zeug in den Rachen schieben konnte und sich danach einfach wohl fühlte.

„Super! Lass uns los gehen! Ich habe gerade einen Bärenhunger!" Miray strahlte und sprang förmlich aus dem Auto. Ihr Begleiter lachte wieder und folgte ihr dann hinein.

Nachdem sich beide für ihr Essen entschieden hatten, saßen sie gemeinsam an einem der kleinen Tische. Miray war sichtlich entspannt. Sie hatte die ganze Zeit Sorge, dass Dominic mit ihr in ein piekfeines Restaurant gehen würde, deswegen hatte sie sich auch eines ihrer wenigen Kleider angezogen. Völlig overdressed saßen sie jetzt in dem Geruch von Fett.

Wanderer - Dreamcatcher ✔ WattyWinner 2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt