Folge 8 - Teil 17: Der Brief

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„Aber... Dann kannst du doch... Dann kannst du doch sicherlich nicht... diese aggressiven Medikamente wegen deiner Leukämie... wegen der Leukämie bekommen, Laura Estelle? Oder doch?", erkundigte sich der gelernte Rettungssanitäter, der sich seit Laura Estelles Leukämiediagnose sehr oft noch am Abend in seiner Freizeit mit dem Krankheitsbild von Blutkrebs auseinander setzte und im Internet und in Büchern alle Informationen über diese schreckliche Krankheit sammelte.

„Ich... Ich weiß es nicht, aber... Mama und Papa... Mama und Papa sind im Moment nicht so sehr erfreut darüber, dass ich schwanger bin. Ich glaube auch, dass Mama... Dass meine Eltern wollen, dass ich das Baby abtreibe. Aber... Aber ich kann es doch nicht. Was kann dieses Baby denn dafür, dass seine Mutter krank ist? Was kann dieses Baby dafür, wie es entstanden ist? Ich habe doch... Ich habe doch dieses Baby nicht umsonst in meinem Bauch.", wusste Laura Estelle und Paul widersprach sofort, indem er sagte: „Du willst doch nicht etwa dieses Baby wirklich... Du willst doch nicht dieses... dieses Baby wirklich bekommen, oder?"
„Doch, ich will dieses Baby wirklich bald bekommen, Paul. Ich bin es Bernd einfach schuldig...", erklärte Laura voller Energie ihrem Freund, doch Paul schüttelte sofort den Kopf.
„So etwas blödes habe ich ja noch nie gehört, Laura Estelle... Dieses Baby ist doch... Du bist diesem... diesem Kerl überhaupt nichts schuldig, meine Süße! Meine kleine... Mein Mädchen... Meine Laura Estelle, dieses... dieser Mensch hat dich vergewaltigt! Du hast... Wenn nicht raus gekommen wäre, dass... Dass Lea deine leibliche Mutter ist und... und Markus dein leiblicher Vater, dann... Dann wärst du von... von deinem Vater schwanger... Dieser Mensch müsste in der Hölle schwirren... Dieses verdammte Stück Dreck...", fluchte Paul, doch Laura erwiderte: „Ohne Bernd... Ohne Bernd hätte ich vielleicht... hätte ich vielleicht niemals erfahren, das Stefanie gar nicht meine leibliche Mutter ist... Wenn er sich nicht versprochen hätte... Oder dafür gesorgt hätte, dass Maja hier in die Sachsenklinik eingeliefert wird. Vielleicht hätte ich immer noch bei Bernd und Stefanie leben müssen und... Und meine Mama hätte auf ewig... hätte auf ewig jemanden Wichtigen in ihrem Leben so sehr vermisst, dass sie verrückt wird. Ich weiß doch nicht, ob... Ob wirklich meine Mama... Ob ich wirklich bei meiner Mama bleiben sollte oder... Oder..."

„Du weißt nicht, ob du bei deiner Mutter bleiben sollst? Was ist denn das jetzt für ein Problem... Du kannst doch nicht einfach sagen, dass du vielleicht nicht bei Lea und... und Markus bleiben willst. Die beiden tun alles für dich; sie lieben dich. Du bist für die beiden die wichtigste Person auf Erden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du wirklich... Dass du wirklich von deinen Eltern weg willst. Du liebst Lea und Markus doch über alles, oder?"
Laura Estelle allerdings zuckte kurz mit ihren Schultern und erwiderte: „Vielleicht... Vielleicht liebe ich die Beiden... Ich kenne meine Eltern doch nicht, Paul. Für mich sind Mama und Papa... völlig fremde Menschen. Ich habe Mama und... und Papa doch in meinem Leben kaum gesehen; für mich waren Stefanie und... und Bernd immer meine Eltern. Ich habe doch nicht gewusst, dass ich eigentlich andere Eltern habe. Und dass Stefanie... Stefanie meiner leiblichen Mama einfach ihr Baby weggenommen hat. Ich bin... Ich weiß nicht..."

„Laura Estelle?! Wer hat dich in den letzten Tagen hier in der Klinik unterstützt? Wer war immer für dich da, wenn du jemanden brauchtest? Wer hat sich die Nächte um die Ohren geschlagen, nur um bei ihrer Tochter zu sein? Stefanie bestimmt nicht!", fuhr Paul seine Freundin an, doch Laura schüttelte widersprechend den Kopf und erklärte: „Stefanie kann sich ja auch nicht um mich... um mich kümmern. Sie ist seit dem... seit diesem Zwischenfall mit dir... und mit meiner kleinen Emily Aline... doch nicht mehr auf freiem Fuß."

„Aus gutem Grunde... aus sehr gutem Grunde, meine Süße... Diese Frau ist es doch nicht wert, dass man sich an ihr noch... noch die Hände schmutzig macht. Sie hat es zugelassen, dass du... Dass du bei deinem Ziehvater... panische Angst ausstehen musstest. Dass dieser Mensch... Dass dieser Mensch so eine... so eine verdammte Macht dir gegenüber ausüben kann, dass du die ganze Zeit Angst hast, etwas falsch zu machen. ... War es denn nicht auch Bernd, der zum Schluss gesagt hat, dass du dein... dass du unser Baby weggeben solltest?", wollte Paul herausfordernd von seiner großen Liebe wissen und Laura zuckte kurz mit den Schultern, bevor ihr Freund erklärte: „Und wie er das getan hat, mein Liebling. ... Du kannst Bernd und... und auch Stefanie nichts mehr durchgehen lassen."

„Bernd ist tot!", fuhr Laura Estelle ihren Freund plötzlich an und sie seufzte voller Traurigkeit. „Ich... Ich habe doch... Ich habe doch... Ich habe Bernd umgebracht; ich habe ihn getötet... Ich habe meinen Stiefvater... Ich habe den Mann von Stefanie umgebracht."

„Laura Estelle! Du hast mit Bernds Tod absolut nichts zu tun... Dieses Schwein hat das bekommen, was er nach diesen ganzen Eskapaden dir gegenüber verdient. Er hätte dir nichts tun dürfen; er hätte dich nicht verletzen dürfen und... Und dir auch nicht weh tun dürfen. Du warst Zeit deines Lebens seine... seine Tochter... Du hast doch... Du hast doch Bernd nicht getötet... Er hat seine gerechte Strafe bekommen.", meinte Paul und Laura Estelle sah ihren Freund mit Tränen in den Augen an. „Du hast nichts mit dem Tod von Bernd zu tun. ... Jetzt beruhige dich doch bitte wieder, meine... mein Sonnenschein... Bernd hat seine gerechte Strafe bekommen; ich wäre gerne derjenige gewesen, der ihm das angetan hat. Aber... Da kam mir jemand zuvor...", meinte der Lebensgefährte von Laura Estelle und die Schülerin seufzte noch einmal.
„Ich habe Bernd... ich wollte Bernd doch noch so viel sagen... ich wollte ihm doch noch...", weinte die Schülerin und sie drehte sich von ihrem Lebensgefährten weg, um ihm nicht zu zeigen, dass sie voller Trauer um ihren Stiefvater sogar noch zu weinen anfing.

„Laura... Laura Estelle... Mein Mädchen... Mein kleines Mädchen... Hey...", versuchte Paul seine Freundin sogleich zu trösten, doch Laura Estelle weinte einfach vor Traurigkeit los und ihr Lebensgefährte streichelte ihr liebevoll über den Rücken, bevor er sagte: „Du musst doch nicht wegen diesem Schwein auch noch zu weinen anfangen. Ich habe... Ich habe dir... Ich habe dich mehrfach aus dieser... aus dieser Situation rausholen wollen. Ich habe dir mehrfach angeboten, dass du doch... Dass du doch gerne bei mir unterkommen kannst, wenn... Wenn dein Stiefvater mal wieder Rabatz macht und dir das Leben zur Hölle werden lässt... Ich habe dich doch so gerne... Ich hätte dich so gerne gerettet. Aber dass Bernd jetzt tot ist und Stefanie hinter schwedischen Gardinen sitzt und hoffentlich nicht mehr rauskommt, ist ja auch sehr schön...", meinte Paul. „Ich freue mich jedenfalls für dich, dass dieses Problem... für dich erst einmal... vorbei ist... Und Markus und Lea sind doch auch froh, dich endlich bei sich zu haben. Du bist die Tochter der Beiden; sie sind deine leiblichen Eltern... Beide lieben dich... Du hast es verdient, jetzt endlich... Jetzt endlich glücklich zu werden... Dass du endlich deinen Frieden findest... Egal, ob du bei Lea und deinem Stiefvater Jenne oder... oder bei deinem Vater... bei Markus und seiner kleinen Lilly wohnen willst. Aber du brauchst jetzt besonders den Rückhalt, dass du endlich wieder gesund werden kannst..."

„Und wenn ich gar nicht wieder gesund werden will, Paul? Was ist, wenn... Wenn ich mich dafür entschieden habe, dass ich nicht... Dass ich einfach nicht wieder auf die Beine kommen will, sondern... Sondern schon mit meinem... mit meinem Leben abgeschlossen habe?", erkundigte sich Laura Estelle bei ihrem Lebensgefährten und Paul sah seine Freundin erschrocken an, bevor er fragte: „Du... Du hast doch noch nicht... Du hast doch noch nicht mit deinem Leben... mit deinem Leben abgeschlossen, oder?"
„Vielleicht... Vielleicht ja doch.", meinte Laura Estelle und Paul sah seine Freundin traurig an. „Du kannst doch nicht... Du kannst doch nicht... Du kannst doch nicht deinem Leben... Laura, das ist nicht dein Ernst! Ich liebe dich doch... Ich liebe dich; Emily liebt dich... Unser Kind braucht dich doch."

„Ich weiß, dass... Dass meine kleine Emily in guten Händen ist, wenn... Wenn ich nicht mehr da bin. Und ich weiß auch, wie so eine... Wie die Aussichten sind, wenn ich jetzt mit der Chemotherapie anfange... Ich habe mich informiert; wenn ich... Wenn ich große... sehr großes Glück habe, dann werde ich wieder gesund. Aber keiner... keiner kann mir versprechen, dass ich wirklich wieder auf die Beine komme."

„Laura Estelle, natürlich kommst du wieder auf die Beine... Natürlich wirst du bald wieder gesund. Du... Du kannst doch nicht ein... Du kannst doch nicht... einfach dein Leben wegwerfen wollen. Das ist doch nicht dein Ernst! Ich liebe dich... Ich liebe dich doch über alles, mein Liebling. Ich liebe dich über alles... Du bist meine große Liebe. Ich wünschte, ich könnte dich wieder auf die Beine kriegen. Aber... Du musst jetzt bitte bitte mitkämpfen. Alleine schaffen Lea, Markus und ich das nicht. Du musst leben wollen, Laura... Bitte..."



Während sich Laura Estelle also schon um die Zeit nach ihrem Tod Sorgen machte und innerlich bereits mit ihrem Leben abgeschlossen hatte, kümmerte sich Jenne um die Einrichtung des neuen Zimmers seiner Stieftochter.

„Lea... Ich habe schon mal für Laura Estelle das Bett aufgestellt. Dann kann sie auch gerne einfach aus dem Krankenhaus kommen und hier bei uns schlafen. ... Klar, der Schrank ist auch schon vorbereitet..."

Gerade, während Jenne die letzte Bahn Farbe auf die Wand strich, telefonierte er mit Lea, die sich immer noch sehr große Sorgen um ihre Tochter machte.

„Ich habe auch für Laura Estelle eine Überraschung. Sie hat uns doch erzählt, dass sie... Dass sie Schäferhunde so gerne hat. ... Ich habe extra für unsere Laura... natürlich für deine Laura Estelle... die Form eines Schäferhundes auf die Wand gepinselt. Erkennbar ist es... Ja, ich schicke dir ein Foto.", meinte Jenne, als es an der Tür klingelte.

Der mit einem „Malerhut" aus Zeitungspapier und einer mit gelber und weißer Farbe bekleckerten Latzhose bekleidete Jenne machte sich auf den Weg zur Wohnungstür und beendete vorher noch das Telefonat mit seiner Lebensgefährtin. „Lea... Lea, ich muss aufhören. Es hat gerade an der Tür geklingelt... Könnte die Post sein...", meinte Jenne mit einem flotten Blick an die große Uhr, bevor er das Telefonat beendete und zur Tür sprintete.

„Herr Peters?" Tatsächlich, es war wirklich der Briefträger, der einen schon von Außen sehr wichtig aussehenden Brief in der Hand hielt.
Jenne schüttelte den Kopf und erklärte: „Derbeck, ich bin der Lebensgefährte von Frau Doktor Peters... Was heißt Lebensgefährte? Ich bin der Verlobte... Ich muss mich selbst erst einmal daran gewöhnen.", schwindelte der Tischler ein wenig, um den Brief in der Hand des Boten wirklich zu bekommen.

„Ich habe hier ein Einschreiben für Frau Doktor Peters... Ist ihre Verlobte denn auch da?" „Nein, im Moment nicht. Sie ist in der Sachsenklinik... Dienstlich. ... Sie können mir den Brief auch gerne geben, ich überbringe ihn meiner Lebensgefährtin."
„Naja... eigentlich müsste ich ihn schon persönlich an Dr. Peters ausstellen. Aber... Ich mache bei ihnen eine Ausnahme. Da bräuchte ich hier bitte noch eine Unterschrift... Und dann sind sie mich schon los.", meinte der Briefträger und er gab Jenne im Gegenzug zur Unterschrift des Tischlers den Brief in die Hand.

Zusätzlich bekam Jenne noch die Post seiner Lebensgefährtin gleich frei Haus geliefert – eine Ärztezeitung, in der Klinikchef Dr. Roland Heilmann einen Gastbeitrag geschrieben hatte, zwei kleinere Briefe; vermutlich Rechnungen. Und noch einen Brief von... Jenne zuckte kurz zusammen. Ein Brief von Stefanie; adressiert an Laura Estelle Peters, seine schwer kranke Stieftochter.

„Einen schönen Tag noch, Herr Derbeck.", verabschiedete sich der Briefträger von Jenne und der Tischler schloss sogleich hinter sich die Tür. „Was will Stefanie denn jetzt... denn jetzt von Laura? Sie kann doch nicht einfach... Sie kann doch nicht einfach Kontakt zu Laura aufbauen, wenn... Wenn es Laura Estelle wirklich so schlecht geht, wie ich gerade noch denke. Ich kenne den Zustand von Laura Estelle... Es geht ihr sehr schlecht... Ich kann ihr doch jetzt nicht einfach den Brief von ihrer Stiefmutter geben... Aber einen Brief nicht zu überbringen wäre auch...", seufzte der Tischler und setzte sich, mit dem Brief vom Amtsgericht, der an Lea adressiert war, und dem Brief von Stefanie an Laura Estelle an den Tisch im Esszimmer.

„Ich kann doch jetzt nicht einfach... Ich kann der armen Laura Estelle den Brief doch jetzt auf keinen Fall in die Hand geben. Sie regt sich doch sofort darüber auf. Und das ist in ihrem Fall Gift... Was steht da in diesem Brief drinnen? Was ist das für ein verdammter Brief? Was will dieses... dieses Monster jetzt nur von unserer Laura Estelle?", wollte der Tischler interessiert und bereits sehr um seine Stieftochter besorgt wissen und er hielt den Umschlag sogleich gegen das Licht.
Im Schein der Glühbirne konnte Jenne die Umrisse eines im Umschlag steckenden Fotos erkennen; von der Größe kam es jedenfalls hin.
„Was schickt sie denn jetzt ein... NEIN! Das ist doch nicht das, was ich jetzt denke.. Das ist nicht... Sie will Laura Estelle und Maja für sich haben. Und dieses Foto da drinnen... soll Laura Estelle in Erklärungsnot bringen. Das ist doch... Das ist doch für Laura tödlich, wenn sie sich aufregt... Sie darf sich nicht aufregen. ... Und das wird auch in dem Brief vom Amtsgericht stehen. Sie will Lea ihre Tochter wieder wegnehmen... Sie will Lea ihre kleine Laura zum zweiten Mal wegnehmen. ... Das kann ich nicht zulassen. Nicht nach dem, was sich dieses Weib schon alles geleistet hat... Laura Estelle und ihre kleine Tochter Emily... und auch die kleine Maja Amélie gehören zu meiner Liebsten... Sie gehört zu meiner Lea. Egal, was auch immer auf die beiden zukommt. Aber Laura Estelle ist die leibliche Tochter von Lea. Und das wird sie auch immer bleiben... Verdammt noch mal...", seufzte Jenne und er fuhr herum, als erneut sein Handy klingelte.

„Wer ist das denn jetzt? Das kann doch nicht noch einmal meine Lea sein, oder?", wollte der Tischler interessiert wissen und er holte sein Handy aus dem Flur ins Esszimmer.

Auf dem Display erschien, zu Jennes Verwunderung, die Angabe, dass Leas Ex-Freund Markus anrief. Wahrscheinlich hatte er mitbekommen, dass Lea wohl einen Brief erhalten hatte und nun wollte er sich bei Jenne erkundigen, von wem dieser Brief war.
„Jenne Derbeck. ... Markus, was ist denn? ... Ja, der Briefbote hatte einen Brief für Lea dabei. ... Nein, es war ein Brief vom... vom Amtsgericht. An Lea adressiert. ... Markus, weil ich dich gleich am Telefon habe... Stefanie, die Stiefmutter... Ziehmutter von Laura Estelle... hat an deine Tochter geschrieben; ich glaube, es ist ein Brief, der... der Laura Estelle daran hindern soll, zu Lea oder zu dir zu ziehen... Ich kann doch den Brief nicht an Laura Estelle weiterreichen. Oder wie siehst du das? Als Arzt? ... Hab ich es mir doch gedacht. ... Nein, ich bringe den Brief natürlich mit. Aber... Ich kann ihn Laura nicht geben; was ist, wenn es das ist, was ich vermute. ... Ja, das meine ich aber auch. ... Gut, dann bis gleich. Ich bin in einer halben Stunde bei euch... Ja, bis gleich Markus.", beendete Jenne das Telefonat mit Leas Ex-Freund und sogleich steckte er sowohl den Brief vom Amtsgericht an Lea, als auch den Brief von Stefanie an Laura Estelle in seine Hosentasche.

„So, dann wollen wir doch mal sehen, wer am längeren Hebel sitzt. Du oder wir! ... Laura Estelle wird auf keinen Fall bei dir bleiben wollen, das verspreche ich dir, Stefanie. Nicht nach dem, was Laura Estelle... Was Laura Estelle bei dir alles erleiden musste. Sie wird merken, wo sie hingehört. Wenn sie das noch nicht gemerkt hat.", wusste der Tischler und verließ, mit den beiden Briefen im Schlepptau, die gemeinsame Wohnung von Lea und ihm.
„Das kann doch nicht sein, dass diese Frau wirklich... Dass diese Frau es wirklich noch einmal versucht, meiner Lea einfach ihr Kind schon wieder wegnehmen will. Dabei will Laura doch auch gar nicht mehr zu Stefanie zurück. Sie will bei ihrer Mutter bleiben...", wusste Jenne und nahm noch einmal, in Tagträumen versunken, den Brief von Stefanie an Laura Estelle aus seiner linken Jackentasche. „Ich werde unserer Laura Estelle diesen Brief auf keinen Fall geben; das geht doch nicht... Das geht einfach nicht, dass diese Frau sich noch einmal zwischen meine Lea und ihre Tochter drängt. Diese Dame ist doch nicht mehr ganz dicht...", meinte der Tischler und stieg in die Straßenbahn, die in Richtung der in ganz Leipzig, Sachsen, sogar Deutschland sehr gut bekannten Sachsenklinik, welche einen sehr guten Ruf hatte, fuhr.

Als er sich auf einen freien Platz neben einer älteren Frau gesetzt hatte, sah diese ältere Dame neben sich und lächelte, als sie sah, dass dieser junge Mann wohl bald Vater wurde.
Warum sonst sollte der ihr unbekannte, junge Mann denn auch ein kleines, hellblaues Babyschühchen an seinem Schlüsselbund hängen haben?
„Sie werden wohl bald Vater?", flüsterte sie neugierig und Jenne blickte neben sich, als er zu lächeln begann und kurz nickte. „Ja... Ja, ich... Meine Lebensgefährtin ist schwanger. Ich werde sogar dreifacher Vater..."

„Ach, sie bekommen Drillinge?" Die ältere Frau strahlte freudig über das ganze Gesicht, doch Jenne schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, nur Zwillinge... Das dritte Kind, das ich bekomme, ist bereits 15 Jahre alt. Meine Lebensgefährtin hatte vor der Beziehung mit mir schon einmal ein eigenes Kind bekommen. Aber eine gute Freundin von meiner Liebsten hat ihr dieses Baby einfach damals weggenommen. Jetzt wird meine Stieftochter allerdings endlich wieder zu ihrer leiblichen Mutter ziehen. Dafür werden der leibliche Vater, meine Liebste und ich schon sorgen...", erzählte Jenne der älteren Frau und diese sah den Tischler an.
„Dann haben sie ja schon bald eine große Familie. Mit ihren Zwillingen... und ihrer Lebensgefährtin. Dann wünsche ich ihnen alles Glück der Welt. Und dass ihre Zwillinge gesund und munter auf die Welt kommen. ... Grüßen sie doch ihre Lebensgefährtin von mir. ... Und sagen sie ihr, dass sie sie lieben. Ich habe das bei meinem Mann viel zu selten getan... Und jetzt liegt er in der Sachsenklinik; die behandelnde Ärztin hat wohl keine Hoffnung mehr."

„Ach, sie wollen auch in die Sachsenklinik. Meine Lebensgefährtin arbeitet dort als Ärztin." „Aber jetzt sagen sie nicht, dass die Anästhesistin Dr. Globisch ihre Lebensgefährtin ist, oder?", erschrak die ältere Dame, doch Jenne schüttelte erneut den Kopf und antwortete: „Nein... Meine Lebensgefährtin ist Dr. Peters, die Neurochirurgin."

„Das ist ja ein Zufall... Dr. Peters hat meinen Mann vor ein paar Tagen selbst noch operiert... Aber seit einigen Tagen ist sie gar nicht mehr bei meinem Mann gewesen. Ich habe mich schon über Dr. Peters geärgert. Aber wenn sie schwanger ist, dann hat das ja seine Gründe, dass sie noch nicht wieder bei meinem Mann gewesen ist." „Ja, sie... Lea ist momentan durch die Schwangerschaft im Dienst schon etwas kürzer getreten. Obwohl ich das von ihr am wenigsten vermutet hätte. Ich hätte gedacht, sie würde noch in einigen Wochen mit einem riesigen Babybauch am Operationstisch stehen. Aber dadurch, dass ihre große Tochter auch sehr schwer krank ist... Das nimmt einen eben sehr mit..."

Leas BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt