Warnung und Wünsche

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Seit ihrem endgültigen Freundschaftsschluss, hatten Eddie und Richie wenig gesprochen. Sie saßen sich gegenüber, ihre Beine berührten sich fast, doch ansonsten hätte ein Außenstehender nicht darauf kommen können, dass im letzten Abteil des Hogwarts Express' gerade eine neue, besondere Freundschaft entstanden war. Eddie genoss einfach das sanfte Wackeln des Zuges, wenn er über eine holprige Schiene glitt und das beruhigende Rattern, das so typisch für die Eisenbahn war. Sein Blick war zwar auf den abendlichen Himmel gerichtet, wo die letzten orangenen Sonnenstrahlen noch ein wenig grüne Wiesen auf den Hügeln vermuten ließen, doch innerlich befand er sich kaum noch im scharlachroten Zug, der ihn gerade in ein neues Leben brachte. Sobald er sein Bett im Hufflepuff-Gemeinschaftsraum bezogen hatte, würde er seinen Eltern und Baggin dem Hauself einen Brief schreiben und von dieser unerwarteten Wendung berichten. Zwar hatten sie es nie offen gestanden, aber Eddie wusste, dass auch seine Eltern nicht damit gerechnet hatten, dass er in Hogwarts Freunde finden würde, zumindest nicht im ersten Jahr. Doch das Leben erfüllte keine Erwartungen, das hatte es noch nie getan. Das Leben passierte einfach.

„Guten Abend, junge Hexen und Zauberer", wurde Eddie jäh aus seinen Gedanken gerissen. Wer hatte gesprochen? Richie konnte es nicht gewesen sein, denn wie Eddie feststellen musste, war der blonde Hufflepuff eingenickt und erst durch diese magische Stimme aus dem Schlaf geschreckt. Er gähnte laut, doch schien nicht sonderlich überrascht. „Hier spricht der Schaffner", fuhr die Stimme fort und beantwortetedamit Eddies Frage. Zum Glück war es nur der Schaffner und nicht ein böser Magier oder so etwas in der Art! „Wir erreichen in wenigen Augenblicken den Bahnhof in Hogsmeade. Ich möchte Sie daran erinnern, sich vor dem Aussteigen in die Schuluniform zu kleiden und kein Gepäckstück zu vergessen." Oh verdammt, Eddie steckte ja noch in seinen Muggelklamotten! Wie gut, dass er zu Hause schon die passende Hose und Hemd angezogen hatte, sonst würde er es wohl kaum schaffen. Hastig sprang Eddie von seinem Sitz auf und versuchte das Schloss zu öffnen. Seine Hand zitterte allerdings so stark, dass er immer wieder abrutschte und von neuem beginnen musste. Plötzlich packte eine große Hand seine und als sich Eddie umdrehte, stand Richie grinsend hinter ihm, in der linken Hand hielt er seinen Zauberstab. Er gebot Eddie mit einer Handbewegung, zur Seite zu treten und richtete das dünne Holz dann auf das Vorhängeschloss seines Koffers.

„Alohomora", murmelte er leise und der Koffer öffnete sich selbstständig. Schnell ließ Richie seinen Zauberstab wieder in der Innentasche seiner Robe verschwinden und trat zurück, sodass Eddie endlich seine Kleidung holen konnte. Während er Pullover, Krawatte und Robe herauskramte murmelte Eddie, immer noch zitternd, „Danke", woraufhin Richie ihm die Schulter tätschelte. Eddie wusste, dass das Zaubern außerhalb von Hogwarts jungen Zauberern untersagt war und obwohl er keinen einzigen Lehrer im Zug gesehen hatte, war es dennoch ein Regelverstoß gewesen, den Richie für ihn begangen hatte. Während Eddie geschickt seine Krawatte band, wurde der Zug immer langsamer, bis er schließlich quietschend stehen blieb. Eddie schloss seinen Koffer ab und nahm ihn wieder zur Hand, Richie tat es ihm nach. Der kleine Erstklässler hatte im Laufe der langen Fahrt völlig vergessen, wie schwer der Koffer tatsächlich war und er musste fast in die Knie gehen, als er ihn in den Händen hielt. Keuchend schob er die Abteiltür auf und trat auf den mit Schülern verstopften Gang hinaus.

Zum Glück hatte er das letzte Abteil genommen, denn Eddie konnte sehen, dass jeder einzelne Schüler von seinem Hintermann mal mehr und mal weniger grob geschubst, geschoben und gepiekt wurde. Alle wollten endlich an die frische Luft und sich die Beine vertreten. Es ging nur langsam voran, aber jeder Schritt ließ Eddie ächzen. Nicht nur war der Koffer sehr schwer, seine Füße waren es ebenfalls nicht mehr gewohnt, benutzt zu werden. Um sich abzulenken, blickte Eddie aus den Fenstern, die die fahle Beleuchtung des Ganges reflektierten. Doch so sehr er sich auch reckte und streckte, bis auf ein paar Wälder und Hügel konnte Eddie nichts sehen. „Netter Versuch, Ed, aber du wirst schon noch ein wenig warten müssen, bis du Hogwarts sehen kannst. Aber keine Sorge, wir haben alle so angefangen", kicherte Richie hinter ihm, der ihn freundlicherweise nicht schubste. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis auch Eddie und Richie endlich eine Tür erreicht hatten und auf den Bahnsteig treten konnten. Eddie ließ seinen Koffer auf den Boden plumpsen und guckte sich um. Ein großes Schild direkt vor ihm verkündete in schwarzen Lettern:

Riddle - Aufstieg des Bösen: Das erste JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt