Wir alle hatten Angst

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Tonis Sicht

Langsam ging ich durch die Flure. Ich hatte eigentlich kein wirkliches Ziel. Ich lief einfach umher und sah mich ein wenig um. Dabei sah ich die Bibliothek, die mir vorher noch nicht aufgefallen war, den Waschraum, den fernsehraum oder so etwas. Dort saßen viele und spielten Karten. Ich schätze es war ein Gemeinschaftsraum. Dann gab es da noch die Besuchsräume an denen man vorbeilaufen konnte und natürlich den Hof. Langsam ging ich raus. Es war ein ziemlich kühler Wind hier draußen. Viele Insassen saßen an den Tischen oder lagen auf der großen Wiese aus der fast der komplette Hof bestand. Langsam ging ich zu einem Baum der in ziemlich der Mitte der Wiese stand. Ich setzte mich vorsichtig hin und lehnte mich gegen ihn. Es war das erste mal, dass ich keine Angst haben musste, dass ein Hund an den Baum gepinkelt hatte. Das ist doch etwas gutes oder? Ich lehnte meinen Kopf an die Rinde und schloss die Augen. Ich hörte ein paar Vögel zwitschern. Ich hörte die Frauen um mich Rum reden, doch nicht laut genug, als dass ich sie verstehen konnte. Ich entspannte mich. Das erste mal hatte ich das Gefühl mich hier entspannen zu können.

Ich hörte Schritte und als ich die Augen öffnete, hätte ich am liebsten in hohen Bogen mein ganzes Essen wieder hochgewürgt. Mutter Blossom stand mit ihren Anhängseln vor mir und lächelte.

"Topaz! Schön dich zu sehen ich habe dich gesucht." Mein Blick härtete sich. Was zu Teufel wollte sie.

"Ich bin hier um dir ein Angebot zu machen. Ich zahle dir 700 Euro die Woche wenn du für mich Informationen sammelst. Da du dir eine Zelle mit meinen Sprössling teilst, bist du meine einzige Möglichkeit. Ich hoffe du verstehst?"

Ich starrte sie verwirrt an. "Ich bin nicht käuflich."

"Nun Topaz, ich würde dir aber raten, zu tun was ich dir sage. Jetzt bin ich noch nett." Sie grinste mich schon fast spöttisch an und kniete sich vor mich.

Was war sie denn für eine Mutter? Sie war wohl eher ein Biest. Wie musste Cheryl Blossoms Kindheit bloß gewesen sein? Jetzt wollte ihre Mutter mich tatsächlich dafür bezahlen, dass ich Informationen für sie sammeln würde. Eins war klar, das Geld könnte ich gut gebrauchen. Aber in diesen Moment konnte ich nur daran denken, wie Cheryl mir geholfen hatte. Wie sie mich angelächelt hatte.

Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nope, verzichte."

"Das wirst du bereuen. Ich hoffe du überlegst es dir noch anders." Sie sah sich einmal um und kam dann langsam näher damit ich verstehen konnte was sie flüsterte. "Wir werden uns bald wieder sehen und dann wirst du deine Wahl treffen müssen." Sie grinste mich noch einmal kurz an, stand dann auf und ging mit den anderen beiden fort.

Genervt verdrehte ich die Augen. Warum konnte nicht einmal alles einfach sein? Wieso konnte ich nicht einmal in meinem Leben einfach nur entspannen und mich zurück lehnen?

Lodges Sicht

"Hast du schon eine Idee was wir mit deiner Mutter machen werden? Ich meine wir alle wissen, dass sie irgendwas tun wird. Vielleicht solltest du, wir, ihr zuvor kommen..." Ich sah Blossom an. Sie tappste von einen Fuß auf den anderen umher.

"Ich weiß doch nicht. Sie hat beim letzten mal verloren. Sie kam wegen mir in die Hochsicherheit. So wie ich meine Mutter kenne, wird sie das nicht auf sich sitzen lassen. Wir müssen uns dringend vorbereiten und wachsam sein." Blossoms Stimme war ruhig aber ich konnte trotzdem die Sorge darin hören.

Cooper legte ihren Arm auf Blossoms Schulter. "Wir schaffen das." Flüsterte sie.

Auch in Coopers Augen sah ich Angst. Wir alle hatten Angst.
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Das nächste Kapitel wird wieder länger :) Ich hoffe dieses, hat dir trotz der Kürze gefallen

Choni - Gefängnis Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt