Donnerstagnachmittag, 19.1.
In dem kleinen Ort mit 518 Einwohnern
In James Herrenhaus am Berg
Zimmer der ZwillingeHausaufgaben
Steve beugte sich über den Artikel den ihr Lehrer ihnen allen ausgeteilt hatte.
'Alkohol und dessen Wirkungen und Folgen auf den menschlichen Körper.'
Das wusste Steve schon. Also die direkten Nachwirkungen kannte er.Er wusste er würde die Hausaufgabe gut erledigt abgeben können, auch, ohne Amy zu gestehen, dass er zu seinem Geburtstag getrunken hatte. Doch als er nun von seinem Block aufsah und zu ihr blickte hatte er das Gefühl ihr etwas zu verheimlichen, wenn er es ihr nicht erzählen würde. Es wäre unehrlich und das wollte er niemals ihr gegenüber sein. Auch, wenn sie nicht danach gefragt hatte so etwas zu erfahren. Wohl, weil sie gar nicht annahm, dass er so etwas schon getan hätte. Was es in seinen Augen noch schlimmer machte. Sie dachte so gut über ihn.
Sie schien seinen Blick zu spüren, denn auch sie richtete sich auf und sah zu ihm. Sie lächelte ihn an.
"Ich will dir etwas erzählen", sagte er.
Amy legte ihre Stifte weg, da sie je einen in jeder Hand gehalten hatte, sah ihn liebevoll an und nickte.
Steve sah kurz auf den Artikel, dann tippte er ihn an und meinte leise, dabei sah er sie nicht an, weil er sich schämte: "Ich mag es nicht, was er mit meinem Hirn macht..."
Amy sagte kurz nichts, weswegen er nun doch zu ihr sah.
"Wer? Der Alkohol?", fragte sie verwundert.
Steve nickte beschämt: "Ich habe es zu meinem Geburtstag probiert. Also Calvin und ich. Er mag die Wirkung auf Körper und Geist. Dieses verwirrt sein, die schwerelose Zeit, wie er es nennt. Ich empfinde es nur als sehr unangenehm..."
Dabei wusste Steve nicht einmal genau, warum sein Bruder trank, oder ob er es überhaupt noch wirklich tat. Ihm war schon klar, dass er einige Laster hatte, aber wie sehr er diese auslebte wusste er nicht. Darüber sprach Calvin nicht mit ihm.
Aber Steve war nicht dumm. Er spürte die Veränderung an seinem Bruder. Calvin tat etwas mit seinem Körper, was er nicht tun sollte. Genau wusste Steve nicht wieso, aber er bekam mit, dass Calvins Süchte gestiegen waren, seit Steve verletzt worden war und seit sie voneinander getrennt waren.
Aber Steve spürte, dass noch etwas mit seinem Calvin war. Etwas in Bezug auf Amy, aber was es war verstand er nicht. Er war plötzlich zurückhaltend, schüchtern, nicht mehr so vorlaut, wenn sie hier war. Vielleicht wollte er aber auch einfach nur respektvoll sein und Steve interpretierte etwas in besagte Situationen, was gar nicht da war.Amy sah ihren Freund an.
Und verliebte sich einmal mehr in ihn. Sie liebte alles an seinem Gesicht. Er war einfach wunderschön. Einfach perfekt.
Sein kantiges, aber kleines Kinn unter den weichen Grübchen, wenn er mit seinen perfekten Lippen lächelte. Seine braunen Haare, die in einer voluminösen Welle bis fast über seine Augen hingen, da er sie nicht mehr mit Gel zu Stacheln aufstellte. An den Seiten, über den Ohren waren sie kürzer als oben am Schopf. Sein Nasenrücken war schmal und endete in einer kleinen Stupsnase. Seine großen grün-blauen Augen, umrahmt von vielen und langen, nach oben geschwungenen, doch sehr dunklen Wimpern. Sie fand ihn ein wenig androgyn, was ihn aber nur noch schöner machte. Sie kannte ein Foto von seiner Mama und fand, dass er ihr sehr ähnlich sah, auch, wenn seine Mama schwarze Haare und rein-grüne Augen hatte. Aber sein Gesicht war sehr ähnlich zu dem seiner Mama. Nikolaij war dafür ganz der Papa."Bist du jetzt enttäuscht?", fragte er leise.
Sie riss sich aus ihren Gedanken und musste kurz nachdenken worüber sie denn gerade gesprochen hatten, dann sagte sie schnell: "Nein! Ich...", sie lächelte verlegen, "Ich habe mich in deinem Anblick verloren. Es tut mir leid. Nein. Ich bin nicht enttäuscht. Du hast eine Erfahrung gemacht, die jeder irgendwann einmal machen wird, hast daraus gelernt und weißt damit umzugehen. Es war nicht klug, aber du warst alt genug. Ab zwölf Jahren kann der Körper Alkohol abbauen."
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Russisches Ballett [BoyxBoy] Band II
RomanceDas kleine Dorf mit etwas mehr als 500 Einwohnern strotzt nur so vor Nationalitäten und Religionen. Engländer/Schotten, Iren, Amerikaner, Russen und Franzosen mischen sich mit den Einheimischen. Und so unterschiedlich wie die Nationen und Namen sin...