Kapitel 9
Unschlüssig starrte Miray die Villa vor sich an. Es behagte ihr nicht, dort rein zu müssen um von dem goldenen Trio trainiert zu werden. Noch weniger behagte es ihr aber, nicht genau zu wissen, was für Geheimnisse diese drei noch hegten. Also sog tief Luft ein und klingelte an der Tür. Nach kurzer Zeit wurde ihr von einem Angestellten geöffnet.
Sie musste keine Erklärungen abgeben, wer sie sei und warum sie hier klingelte. Der Angestellte führte sie direkt durch das Haus in einen großen Salon. Tische und Stühle waren an die Seite gestellt worden, weshalb der Raum so viel Platz wie eine Lagerhalle bot. Sie fühlte sich von all dem Prunk ziemlich erschlagen.
Hinter ihr wurde eine Tür geöffnet und Christopher trat ein. Er sagte kein Wort, sondern funkelte sie nur giftig an. Kein Problem, der Blick wurde erwidert. Plötzlich konnte sie die Veränderung seiner Augen deutlich erkennen. Silber. Sie starrte in pures, helles Silber. Es war faszinierend ihn zu beobachten, weshalb sie ihre Deckung außer Acht ließ. Im nächsten Moment sank sie auf die Knie, schwer nach Luft ringend. Pure Panik machte sich in ihr breit, dass sie gleich ersticken würde.
So schnell, wie das Gefühl gekommen war, war es auch wieder verschwunden und Miray rappelte sich wieder auf, sog dabei tief die Luft ein. Christophers Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an.
„Wenn du mich umbringen willst, kann ich gerne wieder gehen!", knurrte sie ihn an.
„Pah, mach dich nicht lächerlich. An dir würde ich weder meine Hände noch meinen Geist schmutzig machen. Ich habe dich angegriffen, mehr nicht." Christopher verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich lässig an die Wand hinter sich. Das süffisante Grinsen auf seinem Gesicht ließ die Wut in Miray fast schon überkochen.
„Super. Dann verrat mir doch lieber, was genau es mir nutzen soll von dir geistig erdrosselt zu werden."
Christopher lachte nur kurz auf und schüttelte den Kopf. Er stieß sich von der Wand ab und kam leichten Schrittes direkt auf sie zu. Er war dabei so leise, als würde er wie eine Katze auf der Jagd schleichen. Direkt vor ihr blieb er stehen und blickte auf Miray hinab.
„Lerne dich zu verteidigen."
Plötzlich wurde ihr wieder die Luft abgeschnürt. Sie starrte in das Silber seiner Augen. Doch dieses Mal war sie vorbereitet. Sie hatte sich schon Gedanken gemacht, weshalb Malik sie nicht mehr manipulieren konnte und war zu dem Schluss gekommen, dass sie über eine starke Macht verfügte, Wut.
Das zerfressende Gefühl der Wut in ihrem Bauch wurde stärker und sie hinderte es nicht daran. Denn je mehr es wuchs, desto einfacher viel ihr das Atmen wieder, bis Christophers Angriff gar nicht mehr zu ihr durch drang.
Jetzt war es an ihr ihn süffisant anzugrinsen.
„Gelernt", war alles, was sie dazu sagte.
„Miss Ich-bin-so-toll-und-kann-alles. Dann bitte, greif mich an."
Miray schluckte kurz. Sie hatte keine Ahnung, wie solche Angriffe funktionieren sollten. Also tat sie das einzige was ihr einfiel und fokussierte wieder ihre Wut. Dieses Mal nicht um sich herum, sondern anders. Sie stellte sich ihre Wut als lange, scharfe Klinge vor, die immer wieder durch Christopher hindurch stieß. Nichts passierte.
„Dachte ich mir doch. Du bist viel zu sehr von dir selbst überzeugt, als dass du dich auf das Training einstellen könntest. Nur weil du gut abblocken kannst, hast du noch lange nicht das Zeug zur Kämpferin."
Sie wurde so verflixt wütend. Christopher trieb sie einfach auf die Palme. Von sich selbst überzeugt, huh? Sie fragte sich kurz, ob er nicht eher über sich selbst sprach, ehe sie ihn mit einem gezielten Schwung ihres Beines in seine Kniekehle zu Fall brachte.
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Wanderer - Dreamcatcher ✔ WattyWinner 2019
FantasyWatty Awards Winner 2019 in der Kategorie Fantasy. Christopher war wutentbrannt. Doch das schnelle Zusammensacken des Körpers vor sich ließ ihn innehalten und seinen Angriff abbrechen. War er etwa zu weit gegangen? Er ließ Miray los und beobachtete...