Er trug immer ein lächeln auf seinem Gesicht wenn er anderen über den Weg lief. Strahlte immer und war zu allen höflich, doch innerlich fühlte er sich leer. Leere die niemand zu verstehen oder zu füllen vermochte. Trotz seiner Ausstrahlung war er alleine und niemand machte anstallten es zu ändern. Es war eine scheinheilige Welt. Abgewand vom Licht und voller Täuschungen.
Mit seinem gewohnten Lächeln ging er auch an diesem Abend wieder die Strassen zu seiner Wohnung entlang. Der Heimweg erstreckte sich weit und er spürte ein grummeln in seiner Magengegend. Zu seinem Glück lag ein Supermarkt direkt un die Ecke für welchen er keinen grossen Umweg nehmen musste. Er beschloss an diesem Tag mal nicht so hinzuschsuen sondern einfach nur zu essen was ihm schmeckte. Genauer gesagt hatte er es satt seine Figur zu halten wenn es sowieso niemanden interessierte.
So packte er sich also den Einkaufswagen voller leckereien. Erst am Preis merkte er wie viel er da eigentlich eingepackt hatte, doch da er ein recht sparsamer Mensch war, war es kein Problem gewesen. Er packte alles in Tüten ein und machte sich daran den Rest des Weges schnell hinter sich zu bringen.
Mit mühe schleppte er die Tüten die lange Treppe hinauf zu seiner Wohnung. Mit dem klicke des Schlosses öffnete sich sie Tür und er trat ein. Als die Tür hinter ihm ins Schloss viel seuftze er einmal laut. So alleine er sich draussen und auf der Arbeit doch fühlte, es war noch tausend mal schlimmer in seiner Wohnung. Er hatte nie ein Bedürfnis gehabt hier gross was einzurichten, es kam ja sowieso nie einer vorbei. Es war alles schlicht und spiegelte sein inneres. Es war leer hier.
Die Einkäufe verstaute er schnell und überlegte was von all dem er sich jetzt machen sollte. Er beschloss sich einfach eine Tüte Chips zu nehmen. War halt das mal sein Abendessen, würde einmal ja nicht schaden. So schnappte er sich die buntbedruckte plastiktüte und kippte den gesammten Inhalt in eine grosse Schüssel. Mit dieser setzte er sich an seinen Tisch. Es spielte keine Musik und einen Fehrnsehr hatte er sich nie angeschafft. So saß er nur dort in stille und fing an seine Chips zu essen.
Wie fast jeden Abnend starrte er einfach auf die Wand vor ihm. Dort hing ein grosses Bild welches er vermutlich mittlerweile mit geschlossenen Augen nachmalen konnte. Und wie fast jeden Abend kullerten immer mal wieder einige Tränen seine Wange herunter. Er sah langsam keinen Sinn mehr. Tag ein Tag aus nur arbeiten, sich freundlichkeit vorheucheln lassen und dann doch wieder alleine nachhause gehen wo niemand auf ihn wartete. Es war zum Haareraufen.
In Gedanken schwelgend aß er die ganze Schüssel leer. Sättigung verspürte er schon lange nicht mehr. Wann er zu viel gegessen hatte wusste er, aber er hatte nie dieses Gefühl von befeiedigung wie andere wenn sie zum Beispiel ein Stück Schokolade aßen.
Er machte sich bettfertig und legte sich schlafen. Auch das viel ihm immer sehr schwer. Er fand nicht die ruhe um gut zu schlafen. So passierte es oft, dass er mitten in der Nacht aufwachte und dann erneut stunden brauchte um die Augen wieder zu zu bekommen. So auch in dieser Nacht. Aus einem Alptraum hochschreckend brauchte er einen Moment um sich wieder zu sammeln. Er stand auf un einen schluck Wasser zu trinken und ging somit in die Küche.
Gesagt getan hatte er eins seiner Gläser gefüllt und nahm einen grossen Schluck. Mit der freien Hand wischte er sich einmal durch die Augen. Wo er jetzt schonmal wach war fischte er sich einen Schokoriegel aus dem Vorratsregal neben der Spüle. Lenkte ihn vielleicht was ab. Und tatsächlich. Der schmeckte echt gut. Er trank sein Glas noch schnell leer ehe er wieder in sein Bett ging und versuchte weiter zu schlafen.
Am nächsten Morgen stand er, immernoch sehr müde durch die kurze Nachtruhe, grummelnd auf und ging ins Bad. Schnell duschte er und machte sich soweit für die Arbeit fertig. Mit immernoch leicht nassen Haaren ging er in die Küche um zu Früstücken. Heute mal mit einer grossen Schüssel gefüllt mit Cornflakes und Milch setzte er sich wieder an seinen Tisch. Schmeckte echt gut, diese Sorte wollte er nun öfters holen. Sonst hatten ihm die anderen immer wie aufgeweichte Pappe geschmeckt.
Fertig gegessen stellte er seine Schüssel in die Spüle und liess etwas Wasser hineinlaufen. Er war etwas spät dran und wollte sie am Abend spülen. Nocheinmal kurz die Haare gekämmt und schon flitze er los zur Arbeit. Wie jeden Tag hatte er vor verlassen des Hauses sein lächeln aufgesetzt. Doch auch wenn ihm wieder alle zu lächelten wusste er, dass keines davon echt war. Auch auf seiner Arbeit war es so. Seine Kollegen taten so als würden sie sich super verstehen, soch er sah jedes mal das verschwindene lächeln sobald sie an ihm vorbei waren. Sie sprachen auch nur das Nötigste mit ihm.
Seine Mittagspause verbrachte er normalerweise immer alleine im Hinterzimmer seiner Arbeit. Heute jedoch ging er raus und holte sich etwas zu essen. Hatte ihm diesen Morgen ja auch endlich mal geschmeckt, dass musste er ja ausnutzen. Und so setzte er sich in einen nahe gelegenen Imbiss und bestellte sich eine Nudelsuppe. Und tatsächlich, auch diese schmeckte ihm und ausnahmsweise mal nicht so fad wie sonst. Er wusste nicht woher es kam, aber er verspürte soetwas wie Glück in diesem Moment.
Schnell war die Pause rum und er musste wieder zur Arbeit. Der Tag zog sich immer länger und er war froh am Abend wieder daheim zu sein. Er zog sich bequeme sachen an und überlegte was er sich zu Abend machen sollte. Er hatte sich am Vorabend eine tiefkühlpizza mitgenommen. Lange hatte er die nicht mehr gegessen da sie immer sehr fade geschmeckt hatten, doch er wollte es heute nochmal versuchen. Die Plastikhülle war schnell abgemacht und die Pizza in den Backofen geschoben.
Ohne gross darüber nachzudenken nahm er sich in der Zeit wo er auf das Essen wartete einen Schokoriegel aus dem Regal. Er freute sich eigentlich sogar auf die Pizza. Musste wohl mal ein guter Tag sein den er heute hatte, denn das Essen machte wieder Spass. Nach einer viertelstunde war die Pizza dann auch fertig und er legte sie auf einen Passenden Teller. genüsslich aß er sie und freute sich über jeden Bissen.
Auch die nächsten Tage und Wochen blieb es so. Er freute sich jedesmal wenn er etwas aß, was aber auch unweigerlich dazu führte, dass er an Gewicht zunahm. Die Mengen die er kaufte wurden grösser und er aß immer mehr. Doch es kümmerte ihn wenig, die Leute hatte es vorher nicht interessiert und das tat es jetzt immernich nicht.
Er hatte das Gefühl, dass das Essen zumindest für einen kleinen Moment die Leere etwas zu füllen vermochte. So erwischte er sich wie er beispielsweise an einem Abend einen ganzen Eisbecher nach dem normalen Abendessen aß. Er speisste immer häufiger. Er hatte sogar den Mut gehabt seine Kollegen einmal einzuladen, dich diese hatten abgelehnt. Keinen hatte es interessiert, dass er sich immer mehr veränderte. Keiner schritt ein und keiner versuchte ihm hilfe anzubieten.
An dem Abend wo er von seinen Kollegen abgewiesen wurde war es besonders schlimm gewesen. Die Leere die er bislang irgendwie in den Griff bekommen hatte fühlte sich wieder so stark an wie am Anfang. Er weinte zum ersten mal seit langem wieder Zuhause. Aus Frust schichtete er Lebensmittel um Lebensmittel auf seinem Tisch auf. Es war mehr als er sonst gegessen hatte aber er wollte die Leere so unbedingt füllen. Der Frust brachte ihn dazu anzufangen zu essen. Doch es endete in einem gänzlichen Fressgelage.
Mit Tränen in den Augen vertilgte er immer mehr von dem was auf dem Tisch stand. Er war voll und an einem normalen Tag hätte er das auch sagen können, doch er konnte nicht klar denken und es schmeckte zu gut. Es war wie der Ausgleich zu dem Schmerz den er verspürte. Miterweile war es dunkel draussen geworden doch er saß immernoch an seinem Tisch. Immernoch war er am essen.
Wäre er nicht alleine gewesen hätte ihm jemand sagen können, dass es reichte. Doch es war niemand da. Und eben weil niemand da war konnte ihm auch keiner helfen als er sich verschluckte. Es konnte ihm keiner auf den Rücken klopfen als er anfing zu husten. Keiner ein Glas Wasser bringen als sich schon Tränen in seinen Augen bildeten da er keine Luft mehr bekam. Keiner einen Arzt rufen als er vom Stuhl viel und es ihm schwarz vor Augen wurde. Keiner der geholfen hat. Und so passierte all das. Er fasste sich schmerzverzerrt an die Kehle doch es half ihm nicht. Ihm wurde schlecht und ein Stechen breitete sich in seinen Lungen aus. Er musste sich übergeben doch auch das war schwer. Und so lag er nun da. Seine letzten Sekunden bei bewusstsein. Halb in seinem Erbrochenen und immernoch nach Luft ringend.
Und irgendwann kehrte stille in seine Wohnung ein. Die Nacht legte sich über die Stadt und jeder legte sein falsches lächeln zuhause ab. Alle hatten ihre Last mit nachhause genommen und in eine Ecke gestellt. Einige kehrten in dieselbe stille wie er zurück, einige zu ihren Familien. Doch keiner war an diesem Abend bei ihm gewesen. Und auch keinem würde es auffallen. Hätten sie nur besser auf ihre Mitmenschen geachtet würde er jetzt vielleicht nicht hier regungslos liegen. Aber es war vorbei.