What can be made of an agreement

Kapitel 15

Die nächsten Tage waren ziemlich stressig. Die ganze Zeit nur Schule-Probe-Hausaufgaben-Schlafen, nur um am nächsten Tag gleich wieder in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett kriechen zu müssen.
Aber immerhin machte mein Musical Fortschritte. Die Sänger waren großteils ziemlich gut und lernten schnell. Nur einer machte mir Sorgen: Finn.
Nicht, dass er schlecht gewesen wäre oder so...im Gegenteil...er war richtig gut...sogar um einiges besser als ich es ihm jemals freiwillig zugestanden hätte.
Es war einfach diese komische Spannung, die da seit neuestem zwischen uns herrschte. Genaugenommen seit diesem sehr komischen Kussangebot im Auto...seitdem hatte ich kein Wort, bis auf ein paar Befehle bei der Probe, mit ihm gewechselt und vermied es auch ihm direkt ins Gesicht zu sehen.

Ich wusste nicht genau warum ich das tat...ich war einfach total verwirrt und gefühlstechnisch komplett durcheinander.

"Julietta!" Moms Stimme riss mich unsanft aus meinen Gedanken und zwei Sekunden später flog auch schon die Türe zu meinem Zimmer auf. Sie runzelte missbilligend die Stirn.

"Jetzt liegst du schon wieder im Bett? Es ist so schönes Wetter draußen und du hockst nur da mit deinem Handy in der Hand!", murrte sie die ewige Laier und ich bemühte mich sehr, nicht genervt die Augen zu verdrehen. Was interessierte sie das eigentlich? Konnte ich nicht mal in meiner Freizeit das machen was ich wollte?

Anscheinend nicht, wie ich nach ihrem nächsten Satz feststellen musste.
"Kannst du mit Alec nicht vielleicht ein bisschen auf den Spielplatz gehen? Er hat gerade eindeutig zu viel Energie und ich muss mich wirklich auf meine Arbeit konzentrieren...und da du ja gerade eh nichts zu tun hast..." Sie beendete ihren Satz nicht, doch das war auch nicht nötig. Ihr Ton war eindeutig. Ich hatte keine Wahl.

"Wenns denn sein muss", maulte ich zur Antwort und meine Mutter verschwand lächelnd mit einem schnellen "Danke, Schatz"

Toll.

Stöhnend erhob ich mich und schlurfte lustlos zu meinem Schrank, wo ich meine schlabbrige, löchrige, alte Jogginghose und das ausgeleierte Shirt gegen ein kurzes, geblümtes Kleid eintauschte.

Ich hasste es...immer kam meine Mutter daher wenn ich es mir grade so schön gemütlich gemacht hatte, in meinem Schlabberlook und mit Hausfrauendutt, und zwang mich mich wieder zu Recht zu machen, damit ich an die Öffentlichkeit gehen konnte.

Unfair war das. Einfach nur unfair.

Im Bad band ich mir die Haare noch schnell zu einem Pferdeschwanz und tat ein bisschen Wimperntusche drauf, bevor ich mit dem hochmotivierten Alec das Haus verließ und gähnend in Richtung Spielplatz davontappte.

Der Spielplatz war, wie an jedem Samstagnachmittag, gesteckt voll mit rumrennenden, kreischenden, plärrenden Kleinkindern und ihren hysterischen Müttern. Ich ließ Alec zur Sandkiste laufen und wollte mich schon zu meinem gewohnten Platz unter dem Baum setzen, als ich sah, dass sich dort bereits eine junge Frau mit Picknikdecke und Essenskörbchen breit gemacht hatte.

So eine Schlampe...

Missmustig hockte ich mich also auf eine niedrige Mauer in der Nähe der Sandkisten, wo ich auch Alec gut im Blick hatte, der schon fleißig damit beschäftigt war einen Damm gegen das Wasser zu bauen.
Genau wie ich früher immer.
Ein leises Lächeln stahl sich auf mein Gesicht bei dem Gedanken daran, wie ich genau da wo er jetzt spielte vor einigen Jahren noch mit Seth und Dean gespielt hatte...es fühlte sich irgendwie schon so weit weg an...

Alecs fröhliches, hohes Kinderlachen ertönte und ließ meinen Blick zurück zu ihm schweifen. Er lachte glücklich vor sich hin und reichte gerade jemandem mit dunklen, fast schwarzen Haaren, seine Schaufel...

Plötzlich war ich hellwach und stierte schockiert zur Sandkiste. Genau genommen auf den dunklen Hinterkopf des Jungen neben Alec...einem Jungen, den ich nur viel zu gut kannte...und der ganz eindeutig nichts auf einem Kinderspielplatz zu suchen hatte...
Schnell schüttelte ich den Kopf und schaute noch mal hin.
Nein...er konnte es nicht sein...das wäre komplett unlogisch...unmöglich...