Kapitel 31

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Manuel

Patricks verhalten machte mir langsam aber sicher ein wenig Sorgen. Die Sache mit der Heimlichtuerrei hat sich zwar erledigt und wir konnten uns auch wieder ganz normal und ruhig benehmen, aber trotzdem wirkte er so durcheinander. Zumindest schien ihn irgendwas zu stören, reden wollte er allerdings auch nicht. Ich seufzte und rollte die Augen. Die ganzen anwesenden Menschen tanzten, redeten oder betranken sich, wenn sie sich nicht gerade halb auf fraßen. Ich hatte noch immer nicht herausgefunden von wem diese Party eigentlich ausgerichtet wurde, aber da ich viele bekannte Gesichter sah, dürfte es einer von unserer schule gewesen sein. Mein Blick schwiff weiter. Wo bleibt er? Wir wollten uns hier treffen. Meine Arme verschränkt schlug ich den Kopf nach hinten an die Wand.

"Hey Manulein. Sei mal lockerer, du siehst so... Nachdenklich aus? Warum trinkst du eigentlich nie was?" Max, ein alter Freund von mir, legte seine Arm auf meiner Schulter ab. Ich schnaufte und drehte den Kopf ein wenig zu ihm.

"Ich würde mich halt gerne an alles erinnern und meine Gehirnzellen brauche ich eben auch noch." Sagte ich nur kühl und schaute wieder in die Menge.

"Es hat ja keiner gesagt das du dich bis zum geht nicht mehr volllaufen lassen sollst." Lachte der größere.

"Ja schon klar aber ich habe halt keine Lust okay?" War dann noch meine einzige Antwort darauf. Irgendwie hatte ich noch nie gefallen gefunden Alkohol zu trinken. Zum einen schmeckt mir das meiste Zeug nicht, und zum anderen vertrage ich eh zu wenig davon. Wieder schaute ich mich um. Da hinten in der Ecke. Patrick küsste ein Mädchen mit Blonden langen Haaren. Irgendwie wunderte mich das nichteinmal mehr. Skeptisch verfolgte ich das Szenario. Es fühlte sich komisch an. Ganz genau warum, war mir nicht bewusst. Nur dieses komische Gefühl in meinem Bauch. Fast wie Eifersucht. Aber das konnte ja nicht sein. Vielleicht sollte ich einfach mal was essen.

"Nadann, ich geh mal weiter. Hab gefälligst ein bisschen mehr Spaß!" Lachend ging Max davon. Grinsend schüttelte ich meinen Kopf. Der, den ich zuvor beobachtet hatte, steuerte nun auf mich zu. Er wankte schon ein wenig und wirkte auch etwas blass. Er ließ sich neben mich an die Wand fallen. Noch immer hatte ich die Arme vor der Brust verschränkt. Bitte schlechte Laune geh weg! Die konnte ich jetzt eher weniger gebrauchen.

"Hey du bist einfach abgehauen!" Die Blondine grinste und tippte Patrick mit dem Zeigefinger auf die Brust. Genervt rollte ich die Augen und schaute geradeaus.

"Sorry." War das einzige was Patrick murmelte. Schon lag mein Blick wieder auf ihm. Ich schaute ihn genauer an.

"Na komm schon wieder zurück." Wieder das Mädel welches an dem Shirt des Braunhaarigens zupfte.
"Ich habe keine Lust..." Murmelte er und wackelte mit dem Kopf. Er drückte sie mithilfe seiner Hände ein Stück zurück.

"Dann halt nicht." Beleidigt zog die Zicke von dannen. Endlich. Vielleicht war ich darüber sogar ganz erfreut.

"Sag mal wie viel hast du getrunken?" Fragte ich verwundert. Er sah nämlich nicht mehr wirklich klar aus. Was ist nur mit ihm? Ich werde diese Jungen wohl nie ganz verstehen... Er hat doch schon wieder irgendwas und warum auch immer redet er nicht mit mir darüber. Entnervt seuftzte ich.

Patrick

"Viel zu viel..." Mir war schwindelig und ich konnte gar nicht mehr klar denken. Alles um mich herum schien sich zu drehen und mein Körper fühlte sich komisch. So neben der Spur. Ich wusste gar nicht mehr was eigentlich geschah.

Ich hatte eben dieses Mädchen geküsst. Das habe ich doch schon so oft getan... Aber es hat sich nicht mehr so angefühlt. Ich habe gar nichts gespürt. Keinen Funken von einem Glücksgefühl, Lust oder Freude. Gar nichts. Nur leere. Was war los mit mir und meinem Körper. Ich schlug den Kopf nach hinten. Der kurze Schmerz der durch meinen Hinterkopf zuckte, störte mich dabei weniger. Ich hatte es heute wirklich übertrieben, aber ich wusste nicht was los war. Ich hätte dieses dumme Trinkspiel nicht mitmachen sollen. Doch warum wollte ich sie nicht? Sie und die vor ihr. Es war das gleiche. Es frustrierte mich so unfassbar. Ich spürte nur diese Unzufriedenheit in mir.

"Manuuu?" Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung fragend schaute er mich an. Die Kontrolle über meinen Körper war verloren. Es war, als würde alles automatisch und gesteuert passieren. Der Blick meines Gegenübers wurde skeptisch. Aber er konnte nicht so schnell reagieren, wie ich es tat. Ich hatte mich in Sekundenschnelle zu ihm gebeugt und küsste ihn. Mir war so als erwiderte er diesen auch. Nur für einen kurzen Moment aber er tat es. Ich fühlte mich wie unter Strom und seine Lippen auf meinen zu spüren, war unbeschreiblich. Verzweifelung. Blanke Verzweiflung floss durch meinen Körper. Mein herz schlug schnell und ich spürte es deutlich gegen meine Brust hämmern. Aber auch das Zittern meiner Hände war nicht zu vergessen. Warum nur reagierte ich so plötzlich, so stark auf ihn? Was war hier los? Was ist geschehen? Warum, wieso, weshalb? Wenige Sekunden und in meinem Kopf schienen Stunden vergangen in denen ich einfach nur fragen im Kopf hatte.

"Wow halt! Du hast eindeutig zu viel getrunken!" Ich wurde an der Brust zurück geschuppst. Nur am Rande bekam ich mit wie ich am Handgelenk durch die Menge nach draußen gezogen wurde. Zu sehr war mein Gehirn benebelt und meine Gefühle durcheinander. Ich nahm nur die Wärme an meinem Handgelenk war. "Ich bringe dich nach Hause." Murmelte der Brünette abwesend. Was war das für ein Gefühl? Wieso hat es sich bei ihm so viel besser angefühlt als bei den beiden Mädchen? Warum habe ich das überhaupt gemacht? Und warum... Warum bereue ich es in keiner Weise? Okay ich bin mehr als nur betrunken. Das kommt alles davon. Der Alkohol ist schuld! Das muss es einfach sein.... Genau. Das musste es sein. Irgendwo war mir bestimmt klar das ich mir hier selbst was vor machte.

Manuel

Ich zog ihn einfach durch die dunklen Straßen bis zu ihm nach Hause. Patrick stolperte mir hinter her und schien komplett in seine Gedanken abgetaucht zu sein. Aber hey, ich war es auch.  Was war das eben gewesen? Hatte der Typ mich ernsthaft geküsst? Wie betrunken war der bitte? Ich kam selbst nicht darauf klar. Mein Erzfeind hat mich geküsst. Naja.... Eigentlich ist es falsch in so zu nennen, denn inzwischen sind wir ja Freunde. Und dennoch. Wir waren so lange verhasst. Oh verdammt ich darf nicht so viel darüber nachdenken. Einfach vergessen. Der erinnert sich morgen an eh nichts mehr. Ich wollte das nicht in meinem Kopf haben. Ich hatte keine Meinung zu der Sache. Es war so Unreal, das es einfach unvorstellbar war. Für mich schien es als sei es nie passiert. Im ignorieren war ich eigentlich schon immer gut. Ich atmete tief ein und aus. Wird schon.

"Hast du einen Schlüssel?" Ich schaute ihn an. Er zuckte nur verträumt die Schultern und setze sich einfach auf die Stufen vor dem Haus "Was soll das denn jetzt werden?" Fragte ich. Aber es war vergebens mit ihm zu sprechen. Viel nahm er davon nämlich nicht auf. Seufzend, zum wie vielten male auch immer, hockte ich mich neben ihn. Ich schaute ihn eine Weile an. "Gib mir schon deinen Schlüssel." Probierte ich es nochmals ruhig.  Nach einer Weile zog er das wonach ich verlangte aus seiner Hosentasche. Okay eine Sache geschafft. Die Haustür aufgeschlossen, schaffte ich es irgendwie ihn hochzuziehen und nach oben in sein Zimmer zu schleifen. So leise wie es ging schlichen wir gemeinsam die Treppe nach oben, er Stütze fast sein ganzes Gewicht auf mich, was es nicht gerade leichter für mich machte. Neben den Bett ließ ich ihn einfach fallen, von ganz alleine kippte er auf dieses. Ich schnaufte. Vielleicht war das ja noch ein Grund warum ich nichts trank. Es war eben viel zu anstrengend.

Mit geschlossenen Augen lag er auf dem Bett und ich stand nun unschlüssig im Raum herum.

"Ich zeigs ihm...." Verwundert schaute ich zu Patrick. Redete er im Schlaf? "Ich bin genauso gut wie er..." Meinen Kopf schiefgelegt, betrachtete ich den Jungen noch ein bisschen. Was er wohl meinte? "Annerkennung... Ich will.... seine... Anerkennung." Ich atmete tief durch und ließ mich einfach neben ihn in das Bett fallen. Ich war viel zu faul und geschafft um wieder nach Hause zu gehen, und außerdem, es würde sich komisch anfühlen einfach so zu gehen? Keine Ahnung. Zumindest dachte ich das in dem Moment. Müde schloss ich die Augen und versuchte zu ignorieren wo ich gerade war. Ich zuckte kurz zusammen als Patrick sich neben mir bewegte, doch entspannte mich dann wieder. Irgendwann schlief selbst ich ein.

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Ich kann nicht aufhören zu grinsen xD

Never perfekt // KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt