29. Kapitel - Erzähl schon

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Stumm fahren wir mit dem Fahrstuhlnach oben. In der Wohnung ist, wie ich schon geahnt habe einer ihrer drei anderen Mitbewohner Rose. Rose und ich sind nicht unbedingt die besten Freundinnen.

Rose gehört zu den Personen die glauben dass sie immer und mit allem Recht haben. Sie ist  nur auf Erfolg im Leben fixiert und versteht einfach nicht das ich nicht studieren will. Wenn ich dann sage dass mir einfach das Geld fehlt, dann kommt sie mit sich Mühe geben und auf ein Stipendium hinarbeiten. Sie selbst studiert Psychologie, was sie ihr das Recht gibt, so glaubt sie zumindest, mein Lebensstil und jede meiner Handlungen auseinanderzunehmen und zu analysieren. Seit dem eine unserer Diskussionen etwas ausgeartet ist ignorieren wir uns so gut es geht. Mehr als ein unterkühltes „Hallo.“ ist nicht drin.

Ich versteh wirklich nicht warum sich Katie so gut mit ihr versteht. Es gab sogar einmal eine Zeit wo ich wirklich Angst hatte das Rose mir Katie, als beste Freundin wegnehmen würde. Heute weiß ich es besser, aber was heute mit Katie los ist kann ich mir selbst noch nicht erklären.

Wir gehen in ihr Zimmer, wo mich wie immer die breitgrinsenden Gesichter von Harry und Niall begrüßen. Das Zimmer ist heute aufgeräumt, was wirklich selten vorkommt, noch ein Hinweis darauf ist das was nicht stimmt. Dort fragt sie mich mit einem aufgesetztem Lächeln: „Jetzt erzähl mir alles. Wie ist es gelaufen.“

Ich gehe nicht weiter auf ihre Frage ein sondern antworte mit einer Gegenfrage: „Das kann warten. Ich kenn dich. Irgendwas stimmt nicht mit dir. Erzähl schon.“

Sie wendet den Blick ab und ballt ihre Hände zu Fäusten: „May du bist wohl die einzige die von sich behaupten kann das sie mich kennt.“

Tief atmet sie durch: „Ich…ich weiß  nicht wie ich das alles sagen soll. Im Moment ist einfach alles scheiße.“ Ihrs Stimme zittert gefährlich.

Ich hebe mich aus dem Rollstuhl und lasse mich neben sie auf das Bett fallen. Sachte lege ich eine Hand auf ihren Rücken, sodass sie weiß dass ich für sie da bin.

„Meine Eltern lassen sich scheiden“, Tränen kullern ihre Wangen hinunter.

Ich habe Katie wirklich selten weinen sehen. Ich hatte nie wirklich viel mit ihren Eltern zu tun. Katie kommt aus einer wohlhabenden und perfekten Familie. Ich habe nie in ihr Idealbild gepasst. Ihr Vater war ehemaliger Schwimmer und wollte aus seiner Tochter eine Leistungssportlerin machen, als ich dann besser wurde als sie war ich schon nicht mehr bei ihr zu Hause richtig willkommen. Als Katie den Leistungssport aufgegeben hat war das wie ein Weltuntergang, seitdem war die Beziehung zu ihren Eltern nie besonders die Beste. Wenn ich ehrlich bin dann überrascht es mich nicht, dass sie sich scheiden lassen, als ich sie das Letzte mal gesehen habe, habe ich schon so etwas erwartet. Katie hat es wahrscheinlich schon selbst geahnt aber wenn man es dann hört und eine Ahnung oder Befürchtung plötzlich Realität ist, dann ist das was ganz anderes.

„Katie, was ist noch. Ich weiß dass da noch was ist.“ Jetzt schluchzt sie laut auf: „Warum hab ich nur so ein verdammtes Pech?! Meine Eltern lassen sich scheiden, meine Mum heiratet dann gleich wieder, so neben bei mal. Dad hat eine neue Freundin die gleich alt ist wie ich. Und ich bin so dumm und verknall mich in Cole!“

Das ist es also. Cole, ihr Mitbewohner.

„und…und er will nichts von mir. Das Studium läuft auch scheiße und ich hab einfach das Gefühl alles fällt mir auf den Kopf. Ich ersticke May. Ich ersticke!“

Und ich weiß dass sie damit mich meint. Ich weiß sie würde es nie aussprechen aber ich bin eine Belastung für sie. „Als du weg warst hab ich dann einfach getan.“

„Was Katie?“, frage ich leise nach, sie schaut auf. „Ich gehe weg von hier. Ich verschwinde für mindestens neun Monate nach Südafrika.“

Ich schlucke: „Kappstadt?“

Sie nickt. „Wann?“

„Mein Flieger geht morgen.“

Morgen schon? Ich atme tief ein. „Okay.“, mehr kann ich nicht sagen.

Es ist ein seltsames, nein beschissenes Gefühl das sie ohne mich fährt. Kappstadt war immer unser Traum, UNSER Ziel. Und jetzt lässt sie mir nicht mal die Wahl mitzukommen. Es ist eindeutig dass sie Abstand braucht, von London und auch von mir. Es hätte eine Frage genügt und ich hätte meine Wohnung gekündigt und währe mitgekommen. Nichts hält mich hier in London.

Gut Louis wohnt hier, aber er lebt doch eigentlich auf der ganzen Welt, und das weiß Katie genauso gut wie ich.  Ich bin überhaupt nur hier wegen Katie und jetzt lässt sie mich alleine. Ich weiß, dass ich kein Recht habe sie zu verurteilen aber diese Gefühl, dass sie mich hier zurücklässt, tut weh. Dass sie nicht mal jetzt anstand macht mich zu Fragen ob ich doch mitkommen wollte, zeigt mir das sie mich nicht dabei haben will.

So gut es geht versuche ich meine Enttäuschung zu verstecken und umarme sie noch mal: „Viel Spaß.“

Sie schafft es nicht mir in die Augen zu schauen und sagt nur: „Es tut mir leid.  Es tut mir so leid.“ „Es ist okay.“

„Ich .. ich hab mit den anderen geredet. Du kannst immer hier her kommen wenn der Aufzug wieder mal streikt.“ Das ist also das einzige was ihr Sorgen macht. Sie versucht es sich leichter zu machen und ich werde ihr helfen.  „Ich geh dann jetzt, du musst bestimmt noch packen. Guten Flug und meld dich wenn du Zeit hast.“

Verzweifelt blickt sie auf aber sie lässt mich gehen. Es ist falsch, dumm und einfach nur feige von mir. Aber so mache ich es uns, so bescheuert es klingt,  leichter. Sie versucht einfach zu verdrängen dass ich sie brauche. Denn so ungern ich es zugebe, ich brauche Katie.

Es gibt so viele Situationen wo ich mich bis jetzt immer darauf verlassen konnte, dass ich sie einfach nur anrufen brauch uns sie mir hilft. Das schlimmste daran, dass Katie nach Kappstadt geht, ist, und das wird mir erst richtig klar, als ich mich auf der Straße hinaustrete und auf die nächste U-Bahn zusteuere, dass ich jetzt alleine bin. Ja ich bin alleine.

Ich hab niemanden. Louis ist weg und Katie auch. Ich habe keinen Job und bin fast pleite. Habe einen Freund, dessen Freunde mich zum Großteil jetzt akzeptieren, der aber fast nie Zeit für mich haben wird, der auf der ganzen Welt unterwegs sein wird und ein Leben führt in das ich so gar nicht hineinpasse, und eine beste Freundin die, verständlicherweise, auch genug von mir hat und jetzt nach Kappstadt geht. Wie um Gottes Willen hab ich es nur geschafft dass mein Leben so den Bach runtergeht?

A new Beginning (Louis Tomlinson/ 1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt