5.

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Pov Jane

Seit etwa zehn Minuten Hämmer ich wütend auf die robuste Tür zum Keller ein.
"Macht auf! Ich muss Pissen!", brülle ich so laut wie ich kann, wohl wissend, dass die beiden mich hören müssen. "Hallo!"
Ein letztes Mal versetze ich der Tür einen gewaltigen Tritt. Sinnlos. Fest verankert wie eh und je.
Missmutig wende ich mich ab. Nico und Mama haben sich bestimmt einen Schuss gesetzt und sind in ihrer ganz eigenen Welt.
Ich bin unfassbar hungrig und durstig, und auch verspüre ich einen starken Blasendruck.
Dann eben wieder einmal das Fenster.
Im Halbdunkeln taste ich mich zur einzigen Lichtquelle heran: ein verdrecktes Kellerfenster.
Ich hasse es, dadurch zu klettern, denn es ist sehr eng und es liegen viele scharfe Steine draußen vor den Fenster, an denen ich mir jedes mal die ein oder andere Schnittwunde zuziehe.
Mit roher Gewalt reiße ich das verrostete Fenster auf.
Dunkle Nacht empfängt mich, durchbrochen von einigen Schmutzigen Lichtern von Straßenlaternen.
Entschlossen stütze ich meine Hände auf den Rahmen ab und drücke mich hoch.
Vorsichtig Krabbel ich aus der Öffnung ins Freie.
Einige Kanten und Spitzen der Steine graben sich in meine Handfläche.
Zischend beiße ich die Zähne zusammen. Wie ich es hasse.
Doch nach wenigen Minuten der quetscherei schaffe ich es endlich, mich vollends aus den Fenster zu pressen.
Zwar mit ein paar schnitten und blauen Flecken mehr, aber immerhin.
Sobald ich draußen bin, husche ich schnell und unauffällig um die Ecke, außer Sichtweite des Hauses.
Eilig haste ich noch einige Straßen weiter.
"Hey!", höre ich auf einmal eine vertraute Stimme aus einer Gasse heraus nach mir rufen.
Kurz zucke ich zusammengestellt, dann drehe ich mich zu den blassen Gesicht um dass am Boden kauert. "Alex! Was machst du hier?!", zische ich ihn zu. "Hier ist es gefährlich!"
"Das musst du gerade sagen.", murrt der Mann mittleren Alters. "Komm, ich hab was zu trinken und Essen."
Typisch. Ich kenne Alex schon eine gefühlte Ewigkeit. Vertrauen tue ich ihn nicht. Eines Tagen War er eben einfach da, vermutlich ist er abgehauen, weil er von der Polizei gesucht wird.
Er gibt mir manchmal kostenlosen Essen und Wasser, versucht mir gleichzeitig aber irgendwelche Stoffe anzudrehen.
Auch dieses Mal findet sich neben den harten brotkanten und einer lauwarmen Flasche Wasser ein kleiner Plastikbeutel.
Kleine bunte Pillen mit lustigen Gesichtern grinsen mir entgegen.
"Wie oft denn noch.", ich werfe die Tüte zu ihn zurück. "Ich nehme keine Drogen. Aber Danke für das Brot und das Wasser."
Noch bevor er irgendetwas erwiedern kann, mache ich mich aus den Staub.
Ein unangenehmer Mensch, der sein Geld verdient, indem er anderer Leute Leben ruiniert.
Gierig schlinge ich das Brot hinunter und trinke die Flasche aus. Den Müll lasse ich unachtsam auf den Boden fallen.
Scheint so, als müsste ich nicht eine Nacht hier draußen verbringen.
Solange, wie der Rausch von den beiden zu Hause eben anhält.
Zu meinen Glück kenne ich hier einige sichere Orte.
Das ist auch wichtig, denn hier, im dunkelsten Viertel Kölns laufen Leute rum, die zu allem fähig sind.
Ein Mädchen wie ich wäre sicherlich eine leichte Beute.
Mit diesen Gedanken verschwinde ich in eine Gasse, von der ich weiß, dass ich dort erst einmal meine Blase entleeren kann.

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt