Bens POV
Piep.Piep.Piep. Es ist 12 Uhr Mittags und der Wecker klingelt. Ich öffne meine Augen nicht, sondern taste mein Bett ab, um dieses scheiß Handy zu finden. Mir brummt der Kopf wie verrückt und es riecht hier wie in einem Schnapsladen. Als ich mich umsehe, liegen meine Freunde quer verteilt in meiner Wohnung herum. Neben mir liegt Hunter, auf der Couch liegt Michael, halb auf ihm Cem. Und auf dem Teppich... da liegt Taylor. Ich kann diesen Hund immer noch nicht ausstehen, aber er ist seit zwei Jahren fest bei uns. Er hat sich Mühe gegeben, Rückgrat gezeigt und wir brauchten Leute. Es wäre unfair gewesen, ihn nicht beitreten zu lassen. Man gewöhnt sich an alles.
Ich stehe auf und schlurfe in die Gemeinschaftsküche. Auf der anderen Seite spielt der kleine Leon mit seinen Bausteinen, am Herd steht Cleo und bereitet Mittagessen für ihn vor. "Guten Morgen, Kaffee ist schon fertig.", sagt sie und lächelt. "Danke.", sage ich und nehme mir eine Tasse. Ich knie mich zu Leon. "Na, was baust du da schönes?", frage ich ihn. "Eine Bauernhof.", antwortet er. "EineN Bauernhof.", sage ich und er schaut mich an, als hätte er genau das gesagt. Ich muss lachen. Ich streiche ihm übers Haar und er sieht mich an. "Was ist das?", fragt er und zeigt mit dem Finger auf meinen Bauch. Ich schaue an mir runter und sehe, dass er zu meiner Narbe zeigt. Die Narbe resultierte aus einer Schusswunde, die ich mir vor gut vier Jahren zugezogen habe. Es gab eine Schießerei mitten in der Nacht kurz vor Oakland. Wir kamen einer befreundeten Gang zu Hilfe und ich wurde angeschossen. Ich kam ins Krankenhaus, wurde operiert und tat so, als wenn ich von nichts wusste. Irgendwie bin ich davon gekommen. "Da habe ich mich beim Spielen verletzt, weil ich nicht so gut aufgepasst habe, wie du.", log ich. "Ich passe auf dich auf, Onkel.", sagt er grinsend. "Leon, leg deine Bausteine beiseite und komm her, es ist Zeit zum Essen. Wir wollen deinen Papa gleich noch besuchen." Er verdreht die Augen, gehorcht dann aber und legt seine Steine in einen Karton.
Wenige Stunden später fahren Michael und ich eine Runde durch den Block. Wir zeigen Präsens und behalten alles im Auge. Es musste erst schlimmer werden, bevor es in den letzten zwei Jahren ruhiger wurde. Ich musste mich beweisen, meinen Feinden in die Eier treten und für Ordnung sorgen. Heute haben fast alle Geschäfte wieder geöffnet und die Schulen sind sicher. Ich besuche jeden ersten Samstag des Monats meinen Bruder Lio, der für 18 Jahre im Gefängnis sitzt. Wir besprechen die Lage und ich binde seine Meinung, seine Ideen mit ein. Er ist ruhiger geworden... und trauriger. So ist das wohl, wenn man Vater ist und nicht bei seinem Kind sein kann.
Wir biegen in die Gibbson Street ein. Noch immer habe ich einen Klos im Hals, wenn wir am Café vorbeifahren. Ich fahre und konzentriere mich auf die Straße, als Michael ein komisches Geräusch von sich gibt. Ich drehe mich zu ihm und sehe hinter ihm das Schaufenster des Cafés. Ich sehe dort direkt vor dem Fenster eine bekannte Silhouette. Sie dreht sich gerade mit dem Rücken zu uns und ihr lockiges Haar wirbelt im Wind. Es ist viel länger und lockiger, als noch vor ein paar Jahren. Sie zu sehen, trifft mich wie ein Schlag. "Ist das...", beginnt Michael. "Maria.", sage ich mit trockenem Mund. In der letzten Sekunde erhasche ich noch ihr seitliches Profil. Sie lächelt und sieht noch zehnmal schöner aus, als vor fünf Jahren. Fünf Jahre ist es her, dass ich sie gesehen habe. "Wusstest du, dass sie wieder hier ist?", fragt Michael. "Woher sollte ich das bitte wissen?", brumme ich und er hebt entschuldigend die Hände.
Der Rest der Fahrt ist unerträglich. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf. Was will sie wieder hier? Sie ist abgehauen, keiner wusste, wo sie war. Melinda wusste es sicher, doch sie erzählte es mir einfach nicht. Und irgendwann war es mir egal. Bis jetzt.
Maria POV
"Oh Gott, es ist so schön dich zu sehen.", sagt Melinda und lässt mich gar nicht mehr los. "Ich freue mich auch, dich zu sehen.", sage ich. Ich schaue mich im Café um. Melinda hat es komplett renoviert und tatsächlich den richtigen Holzboden einlegen lassen. Es sieht toll aus und ist richtig gut besucht. "Erzähl mir alles. Wie geht es dir?", fragt sie neugierig und gießt uns einen Kaffee ein. Sie kann sich entspannt Zeit nehmen und mit mir quatschen, denn sie hat mittlerweile zwei Aushilfen, die sie unterstützen. Und so erzähle ich ihr von meinem Studium in San Diego, von meiner kleinen, aber feinen Wohnung und von den Freunden, die ich dort kennengelernt habe. Ich erzähle ihr von dem kleinen Café, in dem ich so gerne sitze und lerne, weil es mich an sie erinnert und von meinem Professor, der mich immer Maja nennt.
"Wow, das klingt alles so schön. Ich freue mich für dich.", sagt sie und sie sieht stolz aus. Sie hat recht, es ist alles schön, mehr als schön. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass auch aus der schlimmsten Erfahrung etwas positives resultieren kann. Mit dem Geld, was ich nach dem Unfall bekommen habe, finanziere ich mir das Studium in Betriebswirtschaftslehre. Ich habe natürlich erstmal meinen Abschluss gemacht, aber nicht an einer Schule, sondern von zu Hause aus. Und mit zu Hause meine ich San Diego. Als ich damals ins Krankenhaus kam, lag neben mir eine Frau, die mir von ihrer Heimat erzählte. Sie erzählte mir, sie wäre in San Diego aufgewachsen und wie schön es dort ist, gerade für junge Leute. Dass es dort so viele hilfsbereite Menschen gibt und man sich nie einsam fühlt, obwohl die Stadt so groß ist. Als ich entlassen wurde, war mir klar, wo ich hin wollte: Genau da hin.
Ich drehe mich gerade zu dem kleinen Mike um, als ein schwarzer Van an der Einfahrt vorbei fährt. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, denn ich spüre sofort, wer ihn fährt. Es ist Ben. Wir haben uns seit fünf Jahren nicht gesehen und nicht gesprochen und kurz spielt sich unsere Vergangenheit vor meinem inneren Auge ab. Ich schüttle es ab, versuche es zu ignorieren und knie mich vor Mike. "Na, was hast du denn da?", frage ich Mike, der ein Malbuch ausmalt. Er zeigt mir einen Schmetterling, den er in allen möglichen Farben ausgemalt hat, so gut er konnte. "Wie schön, das können wir bestimmt hier irgendwo aufhängen.", sage ich und meine Gedanken schweifen wieder ab.
"Wann geht das Praktikum morgen los?", fragt Melinda mich. Fast hätte ich den Grund vergessen, aus dem ich überhaupt hier bin. Ich befinde mich in der Phase im Studium, in der man ein Praktikum absolvieren muss und wie es der Zufall will, habe ich die Möglichkeit eines in San Francisco, also quasi hier um die Ecke, zu machen. Ich werde für diese Zeit bei Melinda wohnen, um kosten zu sparen und mit dem Bus fahren. "Um 9 Uhr, glaube ich."
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Trust me, I am a Bad Boy. / Abgeschlossen
AdventureDie Geschichte wird derzeit überarbeitet. Die 16-jährige Maria wird von ihren Eltern zu ihrer Tante geschickt. Bei ihrer Tante wird sie es gut haben. Sie hat ein eigenes Café, in dem Maria aushelfen kann und sie kann die Schule beenden. Doch welche...