1. Februar 2013
Ich sah Ashton verwirrt an, wusste nicht, wieso er es mir nicht verriet. Grinsend beobachtete er mich weiter und ließ mich rauchen.
„Du willst echt keine?“, hakte ich nach und hob eine Augenbraue.
„Nein, danke. Ich brauche das Zeug nicht“, hielt er seine Stellung. Ich musste lachen und schaute ihn belustigt in die Augen.
„Das Zeug?“, grinste ich amüsiert.
„Das Zeug“, nickte Ashton und musste ebenfalls grinsen.
„Dann geh doch rein und lass mich und mein Zeug alleine“, lächelte ich zuckersüß und nahm noch einen langen Zug.
„Tja, ich höre aber nicht auf dich“, widersprach er. Genervt verdrehte ich die Augen und rauchte die Zigarette auf. Kurz traf ich auf den übrig gebliebenen Stümmel und betrat wieder das Innere des Clubs, wo ich mich wieder an die Bar setzte. Ich kippte mir einige Drinks herunter, ehe ich mich wieder auf die Tanzfläche traute. Mein Gang war sehr wackelig, was mich auch nicht störte. Es war Wochenende. Nun war die Zeit für harte Partys und keinen Kinderpups. Schwitzende Körper waren eng an meinem tanzenden. Laut dröhnte die Musik um mich herum.
Der Club wurde geschlossen und ich torkelte zu Bastians Wohnung. Ich konnte kaum gehen. Immer wieder stolperte ich und fiel beinahe auf den Boden. Doch ich spürte, wie mich wieder jemand beobachtete. Ein unwohles Gefühl breitete sich aus, doch dann stolperte ich schon gegen die Haustür des Hochhauses, in dem Bastian wohnte.
Stutzbesoffen stolperte ich die Treppe hinauf in den dritten Stock. Fast lag ich vor seiner Tür, als ich an dieser klopfte. Wenige Minuten musste ich warten, bis ein verschlafender Bastian mir die Tür öffnete und mich angrinste.
„Kommst ja früh“, grinste er und hob mich auf seine Arme.
„Bin betrunken“, lallte ich kichernd und küsste seinen Hals.
„Ich merke es. Schlaf“, schüttelte er den Kopf und legte mich in sein weiches Bett.
„Will aber Spaß“, wiedersprach ich ihn.
„Tay, du bist besoffen“, sagte er nur und schlief ein.
*/*
2. Februar 2013
Ich wachte auf. Mein Kopf schmerzte gigantisch. Neben mir spürte ich, wie jemand fehlte. Meine Augenlider öffneten sich und ich sah mich um.
„Morgen Tay“, grinste Bastian und setzte sich auf sein Bett.
„Wie spät ist es“, murmelte ich verschlafen und setzte mich auf.
„Fast drei Uhr nachmittags“, lachte Bastian und wuschelte durch mein Haar.
„Gut, hab noch etwas Zeit“, gähnte ich und legte meine Arme um Bastians Hals.
„Wie stark ist dein Kater?“, wollte er wissen.
„Geht schon“, meinte ich. Grinsend legte er sich auf mich und küsste meinen Hals ab.
Ja, das mochte ich...
*/*
Ashton stand vor mir und grinste auf mich hinunter. Wieder rauchte ich den Rauch gegen ihn und fand es langsam wirklich nervig.
„Wieso stehst du hier immer?“, stöhnte ich genervt und trat die erste Stange aus. Sofort zündete ich die zweite an.
„Was, heute gleich zwei?“, wich er meiner Frage aus.
„He, ich hab dich was zuerst gefragt“, erinnerte ich Ashton und blies den Rauch direkt in sein Gesicht.
„Kannst du damit aufhören?“, bat er und wedelte den Rauch hinweg. „Und ich mag es hier zu stehen.“
„Ach, bei den ganzen Rauchern und schön deine Lunge als Nichtraucher mit zu gefährden“, brummte ich amüsiert und zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Oder vielleicht weil ich dich mag“, zuckte er mit den Achseln. Ungläubig blickte ich ihn und musste lachen.
„Ich kann dir weniger und weniger glauben“, lachte ich und schüttelte den Kopf.
„Dann tu es doch“, schüttelte er den Kopf und fuhr sich durch seine Locken.
Weiter rauchte ich an meiner Zigarette und sah Ashton an. Seine Grübchen konnte man deutlich sehen, solange er grinste.
„Jetzt rück mit der Wahrheit raus. Wieso bist du immer hier?“, hakte ich nach.
„Weil ich es hier mag“, antwortete nur Ashton.
„Ich kann dir das nicht abkaufen. Lüg mich nicht an“, knurrte ich. Wie ich es hasste, angelogen zu werden. Erstrecht bei den Personen, bei denen es man so klar sehen konnte.
„Tay, er lügt nicht“, meinte Daisy, die wenige Meter von uns entfernt stand. Doch man sah ihn das an. Etwas an seinen Augen sagte mir, dass er es tat. Dass er einen anderen Grund hatte, hier zu sein. Etwas, was er nicht sagen wollte.
„Ich kann es sehen. Er lügt“, erwiderte ich nur und starrte in seine Augen.
„Eigentlich bin ich ein guter Lügner“, flüsterte er, sodass nur ich es hören konnte.
„Doch bei mir versagst du.“
„Und dabei kennen wir uns gar nicht“, seufzte er und wartete bis ich fertig war mit dem Rauchen, wie immer. Spontan beschloss ich noch eine dritte zu rauchen. Noch nie hatte ich drei aufeinander gewagt und wusste dementsprechend auch nicht, wie mein Körper reagieren würde.
„Eine dritte?“, keuchte er und hielt mein Handgelenk fest. Kurz durchzuckte mich etwas, das ich nicht beschreiben konnte. Für einen Moment schien die Welt stehen zu bleiben. Schockiert starrte Ashton mich an und ließ mein Handgelenk sofort los.
Ohne etwas zu sagen, zündete ich die Stange an und nahm einen festen Zug. Zuerst ging es gut, sah jedoch Ashton nicht mehr an. Ich wusste nicht, was das gewesen war. Es war komisch gewesen und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
„Taylor“, hauchte er und hob mein Kinn an.
„Lass mich“, fauchte ich und rauchte weiter. Langsam begann ich bei jedem weiteren Zug mehr an mehr zu husten. Zur Hälfte hatte ich die Zigarette geschafft, ehe ich heftig anfing zu husten.
„Taylor“, wiederholte er und nahm die Zigarette aus meiner Hand und schmiss diese auf den Boden. Sofort trat er auf diese und sah mich an. „Drei sind zu viel.“
„Du kannst mir nichts vorschreiben“, sagte ich nur und trat wieder in den Club.
*/*
14. April 1900
In seinen Armen schlief sie ein und sah wunderschön aus. Er wusste, er würde nicht mehr lange bei ihr bleiben. Vielleicht würde er nach diesem Kind sterben. Er erahnte, dass er noch die Geburt dieses Kindes miterleben würde. Vielleicht auch noch des zweitens. Doch danach würde er sterben.
Seit Tagen verfolgte ihn dieser Verdacht. Nächte lang träumte er nun schon von seinem Tod. Manchmal konnte er die Geburt seines zweiten Kindes mit ansehen, ehe er wenige Tage später ermordet wurde. Meistens jedoch sah er nur die Geburt seines ersten Kindes, ehe er ums Leben kam. Er machte sich Sorgen um sie. Sie durfte nicht alleine mit all dem zurück bleiben. Sie hatte sonst niemanden. Es waren sie beide gegen den Rest der Welt.
Doch dieses zweite Kind gab ihn auch Hoffnung. Vielleicht waren nicht ihre Kinder die Tyrannen. Vielleicht lag es auch nicht in seiner Familie einen Tyrannen zur Welt zu bringen. Vielleicht würde eine andere Familie tun.
Kurz blickte er zu ihr. Ein Lächeln umspielte dabei seine Lippen. Sie war hinreißend und es brachte ihn schon jetzt um, zu wissen, dass er sie alleine lassen würde.