Nachdem ich die Tür von Samras Zimmer hinter mir geschlossen hatte, nahm ich erneut meinen Mut zusammen und steuerte auf mein Zimmer zu. Unser Zimmer. Vorsichtig drückte ich die Klinke nach unten und schob die Tür Millimeter für Millimeter auf. Vladislav schnarchte. Gut, dann also schnell reinschleichen, Handy holen und wieder raus. Wäre kein Problem gewesen, jedoch hatte ich mein Handy im Bett liegen gelassen. Ich überlegte erst, wieder umzudrehen, aber dann dachte ich mir warum? Es ist kein Verbrechen sein Eigentum zu holen. Entschlossen tapste ich zum Bett und hob vorsichtig die Decke an, um nach dem kleinen iPhone zu suchen. Und da lag es. Vladislav lag zur Hälfte mit dem Rücken darauf, also musste ich es rausziehen. Ich kniff die Augen zusammen, hielt die Luft an und nahm es an mich.
„Was soll der Scheiß?" Grummelte er genervt, als er wach wurde.
„Ich wollte nur mein..."
„Meine Fresse, hau doch einfach ab. Geh mir nicht auf die Nerven, ich habe Kopfschmerzen!" Meckerte er sofort los, und wieder trieb es mir die Tränen in die Augen.
„Vielleicht sollte ich einfach ganz weg gehen, wenn ich dich so sehr nerve." Sagte ich traurig und drehte um.
„Jaja." Kam es nur von ihm. Das war eindeutig. Ich schaute ihn noch einmal kurz an und verließ dann das Zimmer. Ich wollte einfach weg. Es war mir egal, ob ich raus durfte oder nicht. Ihn würde es eh nicht mehr interessieren. Schniefend schlurfte ich die Treppen nach unten, zog meine Schuhe an und wollte dann die Tür öffnen – aber sie ging nicht auf. Ich fing hysterisch an daran zu rütteln, aber es brachte nichts.
„Was soll das werden?" fragte Granit, der mit verschränkten Armen hinter mir stand und mich seelenruhig beobachtete.
„Ich will raus." Schniefte ich aufgebracht und suchte nach einem Schlüssel.
„Das geht nicht." Sagte er streng.
„Natürlich geht das. Verdammt, wo ist dieser beschissene Schlüssel?" rief verzweifelt.
„Josy. Ich kann dich nicht gehen lassen."
„Wer sagt das?" Fuhr ich ihn an.
„Capi."
„Achso. Klar, alle machen was Capi sagt. Weil ihm ja auch so viel daran liegt, dass ich bleibe."
„Warum sollte ihm nichts daran liegen?" fragte er verwirrt.
„Frag ihn doch. Er hat gesagt ich soll gehen, und das werde ich tun." Diskutierte ich.
„Du gehst nirgendwo hin. Capi ist nicht bei klarem Verstand. Und ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass dir was passiert, wenn ich dich jetzt gehen lasse."
„Leg mir doch gleich ein Halsband mit Marke um. Dann weiß wenigstens jeder, wo ich hingehöre, falls ich mal zu weit weg von euch bin!" Brüllte ich sauer und wollte nach draußen auf die Terasse, doch er hielt mich am Arm fest.
„Du bist viel zu aufgebracht. So lass ich dich bestimmt nicht raus."
„Was, weil du Angst hast, dass ich über die Mauer kletter? Kette mich doch an, dann musst du nicht die ganze Zeit aufpassen!" schrie ich ihn an und wollte mich losreißen, doch er war stärker.
„Josy, bitte. Ich will dir nicht weh tun. Komm, wir trinken einen Kaffee und du beruhigst dich." Sagte er entspannt, doch ich drehte mich weg. Ohne ein weiteres Wort zog er mich sanft hinter sich her und setzte mich auf dem Küchenstuhl ab.
„Trink." Sagte er und schob mir eine große, grüne Tasse zu. Zuerst weigerte ich mich, doch dann nippte ich doch an dem heißen Getränk und beruhigte mich langsam wieder.
„Glaub mir, alles was er sagt meint er nicht so. Das Koks lässt einen schnell durchdrehen. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus." Redete er auf mich ein, und strich sanft über meinen Rücken.
„Oh, steigst du jetzt mit Azet in die Kiste, weil Capi keinen Bock mehr auf dich hat? Lass dich doch gleich von allen auf einmal durchnehmen, du kleine Hoe." Hörte ich Melanies nervige Stimme und sah, wie sie in die Küche stolziert kam.
„Okay, reicht jetzt. Verpiss dich du Bitch." Fauchte Granit.
„Wenn du sauer bist, bist du sogar noch heißer." Schmeichelte sie ihm und strich über seine Schulter. Er jedoch schlug ihre Hand weg und schubste sie Richtung Haustür.
„Raus. Lass dich hier nie wieder blicken. Sonst lernst du mich kennen, wenn ich richtig sauer werde." Er schloss genervt auf, schubste Melanie grob nach draußen und schmiss die Tür dann mit einem lauten Knall zu, bevor er sie wieder verriegelte.
„Was denn los?" fragte Nima, der nur in Jogginghose bekleidet die Treppen herunterkam.
„Hab deine Bitch rausgeworfen." Sagte Granit und wandte sich wieder zu mir.
„Danke, wollte die eh loswerden. Zum vögeln ist die echt perfekt, aber mehr dann auch nicht." Lachte Nima und nahm sich ebenfalls einen Kaffee.
„Was war denn los vorhin?" fragte er besorgt, als er mich ansah.
„Capi hat gestern ein bisschen zu viel gezogen. Dementsprechend ist er jetzt auch drauf. Und Josy hat die volle Ladung abbekommen." Erklärte Granit, und ich war ihm echt dankbar, denn ich wäre nicht in der Lage gewesen zu reden.
„Oh nein Habibi. Mach dir keinen Kopf, wenn er jetzt mega abgefuckt ist. Das gibt sich wieder. Ich hasse dieses scheiß Zeug. Ich bin froh, dass ich davon weg bin." Sagte Nima und setzte sich zu uns an den Küchentisch.
„Ich geh nie wieder in den Bau deswegen. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Ich rate dir, fang niemals damit an. Das Zeug zerstört einfach alles." Sagte er nachdenklich und nippte an seinem Kaffee.
„Vielleicht ist es besser, wenn du dich auch mal ein bisschen ausruhst. Du hast diese Nacht bestimmt kein Auge zu bekommen. Die Jungs schlafen jetzt eh bis heute Abend. Und das Gästezimmer ist ja frei, wenn Nima nicht nochmal rein muss."
„Dann lass mich erst aufräumen. Da drin sieht es aus wie..."
„Schon gut, ich will es nicht wissen." Unterbrach ich ihn und schon sprang er auf, um oben alles ordentlich zu machen.„Schlaf. Und mach dir keinen Kopf, das wird. Gib ihm Zeit." Sagte Granit liebevoll und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er das Zimmer verließ. Es dauerte nicht lange, dann war ich auch schon eingeschlafen.
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...