Erschöpft ließ sich Harry auf seiner weißen Ledercouch nieder. Er hatte mal wieder den ganzen Tag im Studio verbracht, an neuen Songs gearbeitet und dabei die Zeit vergessen. Um 23 Uhr hatte er die Arbeit im Studio beendet und war zusammen mit dem Produzenten und guten Freund Jim noch etwas essen gegangen. Gerade eben war er zurück nach Hause gekommen und jetzt war es fast halb drei. Morgen Vormittag hatte er sich eigentlich zum Brunchen mit seiner Schwester Gemma und ihrem Verlobten Michael verabredet, aber wenn er nicht bald schlafen ging, würde er kaum in der Lage dazu sein. Harry wollte gerade den Fernseher anschalten, da er wusste, er würde jetzt nicht einschlafen können, doch die Türklingel hielt ihn davon ab.
Wer sollte um halb drei nachts bei ihm klingeln ? Skeptisch stand er vom Sofa auf und ging auf die Haustür zu. Er zögerte. Sollte er wirklich öffnen? Andererseits, wer um diese Uhrzeit bei ihm klingelte, musste ja wohl ein wichtiges Anliegen haben.
Kurzerhand öffnete er die Tür.
Ein sehr großer Fehler, wie sich mit einem Blick auf den nächtlichen Besucher herausstellte. Emotionen kochten in Harry, er würde am liebsten schreien, weinen und kreischen. Und doch schaffte er es in ruhigem aber kaltem Ton zu fragen: „ Was willst du hier, Louis?"
Er musste allerdings zugeben, dass es nicht wie eine Frage, sondern wie ein Vorwurf klang. Allerdings hatte Harry mehr als das Recht Louis Vorwürfe zu machen. Während er auf eine Antwort von seinem Gegenüber wartete, ließ Harry seinen Blick über Louis wandern. Seine Haare fielen ihm in die Stirn, wie immer, nur die Seiten waren relativ kurz rasiert. Er trug einen gelben Hoodie und eine schwarze Jogginghose von Adidas, sowie weiße Sneaker.
„Ich will mit dir reden-", begann Louis, doch Harry unterbrach ihn sofort.
„Aha ich aber nicht mit dir!"
Natürlich hatte Harry schon nach diesen fünf Worten von ihm erkannt, dass er getrunken hatte. Er war zwar nicht stock betrunken, aber alleine der Fakt, dass Louis nun vor Harrys Tür stand, sprach gegen Nüchternheit seinerseits.
"Harry bitte, ich weiß, dass du sauer bist, aber lass uns reden, bitte!", versuchte es Louis erneut. Harry konnte die Verzweiflung in seiner Stimme hören, doch es war ihm egal. Schließlich war Harry Louis auch egal gewesen.
"Nein!", sagte er deshalb bestimmt und wollte die Tür zuschlagen, doch Louis stellte schnell einen Fuß dazwischen.
"Verdammt, was willst du?", rief er aufgebracht, nachdem er Louis in den Flur gezogen hatte und die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Denn Harry wusste, dass das letzte was er jetzt gebrauchen konnte, Berichte und Fotos über einen Streit mit Louis Tomlinson waren. Denn in der Vergangenheit hatten ihm schon des Öfteren Paparazzo in der Nähe seines Hauses aufgelauert.
"Es tut mir leid".
Diese Worte bewirkten in Harry alles andere als sie sollten. Er wurde nur noch wütender.
"Es tut dir leid? Was tut dir leid? Dass ich alles für dich getan hätte, du mich aber im Stich gelassen hast? Dass du mich betrogen hast und eine Frau geschwängert hast? Dass du zu feige warst es mir zu sagen und ich es durch unser Management erfahren musste? Dass du jetzt, wo es mir besser geht plötzlich auftauchst und mich belästigst? Huh, was davon tut dir leid Louis?"
Harry war so wütend am liebsten würde er den Spiegel an der Wand zerschlagen. Oder mit seinem Autoschlüssel, der auf dem Sideboard lag, nach Louis werfen. Louis schaute Harry verzweifelt und schuldig an.
"Alles!", flüsterte er.
"Und jetzt? Denkst du mit einem einfachen 'es tut mir leid' ist alles wieder gut? Da hast du dich aber gewaltig geschnitten! Es gibt nichts, was du tun kannst um das wieder gut zu machen. Du hast mir mein verdammtes Herz gebrochen!"
Harry schnaubte und stieß ein irres Lachen aus, eilte in seine Küche und rief dabei: "Verschwinde Louis, ich will dich nicht mehr sehen!"
Er wollte, dass Louis ging, er hatte ihm schon zu viel Schmerz bereitet und mit jeder Sekunde, die er blieb, wurde es schlimmer.
Louis folgte Harry jedoch in die Küche und rief verzweifelt: "Harry jetzt warte doch mal! Lass uns bitte reden!"
Harry sah wie Louis fast stolperte und sich gerade noch an der Küchentheke festhalten konnte. Er hatte Louis Alkoholpegel wohl doch unterschätzt.
"Du bist betrunken Louis", stellte er nüchtern fest.
"Harry bitte, lass uns reden!", bettelte Louis erneut und hatte inzwischen schon Tränen in den Augen. Harry lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den grauen Edelstahl Kühlschrank.
„Du willst reden, Louis? Dann sprich! Und wage es ja nicht zu weinen!"
Louis nickte, wohl überrascht, dass Harry ihm zuhören wollte und wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Ich war der größte Vollidiot und das mieseste Arschloch, was es überhaupt gibt. Ich habe so viele Fehler gemacht, dass ich sie gar nicht alle zählen kann. Ich hab mich von der Presse negativ beeinflussen lassen, habe mich vom Management negativ beeinflussen lassen und definitiv vom Alkohol negativ beeinflussen lassen. Ich habe schreckliche Fehlentscheidungen getroffen und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, um alles anders zu machen, ich würde es tun. Aber es geht nicht. Ich habe es verbockt!"
Harry schnaubte nur.
„Allerdings du hast es gewaltig verbockt. Und was soll mir das jetzt sagen? Das sind alles Dinge, die ich schon gewusst habe. Aber versuch jetzt bloß nicht die Schuld auf den Alkohol oder irgendjemand anderen zu schieben, denn du bist nämlich ganz alleine Schuld!"
Gestresst fuhr Louis sich durch die Haare.
„Ich weiß, dass es ganz alleine meine Schuld ist. Aber was ich sagen will ist, dass ich jetzt alles anders machen würde. Ich bin nicht mehr so. Ich habe versucht ohne dich klar zu kommen, aber es geht nicht. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, Harry. Kannst du mir noch eine Chance geben?"
Harry schüttelte vehement den Kopf.
„Vergiss es!"
Als würde Harry ihm nach allem was er getan hatte, noch eine Chance geben.
Zwischen Ihnen war genau das passiert, was sich alle Welt sowieso schon dachte, allerdings keine Bestätigung dafür hatte.
Erstmal waren Louis und Harry natürlich ein Paar gewesen, bis Louis ihn mit einer Frau betrogen und diese noch dazu geschwängert hatte. Nicht nur das, er hatte es noch Wochen vor ihm verheimlicht, bis Harry es schließlich durch das Management erfahren hatte. Abgesehen davon, hatten sie davor schon zahlreiche Probleme durch Louis' übermäßigen Alkoholkonsum gehabt. Louis kam nämlich-übrigens genauso wenig wie Harry- damit klar, das sie ihre Beziehung geheim halten mussten und dazu Fake-Beziehungen führen mussten. Das brachte ihn zum Trinken und das sorgte dafür, dass Louis Harry schlecht behandelte. Niemals hatte er ihn geschlagen oder ähnliches, aber seelische Schmerzen hatte er ihm durch sein Verhalten genug bereitet. Und Harry hatte verzweifelt versucht ihre Beziehung zu retten und Louis zu helfen, um dann damit belohnt zu werden, dass dieser ihn betrog.
Verzweifelt ging Louis einen Schritt auf Harry zu.
"Harry, ich lie-"
"Wag es ja nicht das zu sagen!", schrie Harry und stieß Louis zurück.
"Was fällt dir ein? Wenn man jemanden liebt, betrügt man ihn nicht, du verdammtes Arschloch!"
Harry's Puls war vermutlich viel zu hoch und er merkte selber wie sehr er sich über etwas aufregte, das nun schon anderthalb Jahre her war. Es sollte ihm mittlerweile alles egal sein, aber das war es nun mal nicht. Harry atmete tief durch.
"Ich kann es einfach nicht verstehen, Louis. Für mich bedeutet Liebe uneingeschränktes Vertrauen, gegenseitigen Respekt, völlige Ehrlichkeit und bedingungslose Unterstützung. Aber du hast mir diese Sachen nicht gegeben".
So stimmte das nun auch wieder nicht, die ersten drei Jahre von ihrer vierjährigen Beziehung war bis auf das leidige Versteckspiel eigentlich alles perfekt gewesen. Aber dann ging alles den Bach runter. Louis, der von Harrys Geschrei, wieder fast nüchtern wirkte, räusperte sich.
"Für mich bedeuten diese Dinge genauso Liebe, wie für dich. Aber ich bin einfach vom Weg abgekommen. Als ich damals erfahren habe, dass meine Mutter Leukämie hat und höchstens noch zwei Jahre hat, da ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Es war sowieso schon alles so schwer. Niemandem konnte ich meine Liebe zu dir zeigen, ich musste so tun als würde ich mit einer anderen Frau zusammen sein. Mir wurde es einfach alles zu viel. Aber anstatt mir von dir oder jemand anderem helfen zu lassen, hab ich alles in mich hineingefressen und zum Alkohol gegriffen. Das war das dümmste, was ich hätte machen können. Aber ich wusste es einfach nicht besser. In meinen Augen waren der Alkohol und die Drogen eine Hilfe, obwohl genau das Gegenteil der Fall war. Ich hatte keinen klaren Verstand mehr. Und dann hab ich dich betrogen, einen der größten Fehler den ich hätte machen können. Ich kann nicht sagen, dass ich wünschte es wäre nicht passiert, denn ich liebe meinen Sohn über alles, aber ich wünschte ich hätte dich damit nicht verletzt. Nachdem ich es getan hab, habe ich es sofort bereut. Ich habe es niemandem erzählt. Nicht einmal meiner Mutter. Aber dann hat Briana mir gesagt, das sie schwanger ist und das hat mich vollkommen von den Füßen gerissen. Ich wusste die ganze Zeit über, dass ich es dir sagen muss, aber ich konnte nicht. Weil ich wusste, dass ich dich sobald du es erfährst, verlieren würde. Und ich wusste auch, dass ich meine Mum in absehbarer Zeit verlieren würde. Ich konnte nicht die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben verlieren. Tja, ich habe alles falsch gemacht und euch beide verloren. Mum hat mir immer gesagt, ich soll um dich kämpfen alles für dich tun, aber ich war schwach und dumm. Aber meine Mum hat mir auch immer gesagt, dass es nie zu spät ist, zu kämpfen. Und genau das werde ich jetzt tun, um dich kämpfen. Das ist jetzt keinesfalls eine Entschuldigung für meine Taten, aber eine Erklärung. Ich möchte, dass du weißt, dass ich niemals böswillig gehandelt habe. Und ich möchte, dass du weißt, dass du noch immer der wichtigste Mensch in meinem Leben bist und ich alles für dich tun würde. Und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst".Für einen Moment war Harry einfach nur sprachlos. Er musste zugeben, das Louis' Worte ihn wirklich berührt hatten. Und da traf ihn eine Erkenntnis. Bis jetzt dachte er die ganze Zeit, dass er Louis nie verzeihen könnte. Aber so war es nicht.
Harry räusperte sich: "Ich habe dir schon längst verziehen, Louis!"
Diese Wut die er die ganze Zeit verspürte, war keine Wut auf Louis oder über seine Taten, nein es war Wut auf ihn selbst, dass er Louis' Verhalten solange mitgemacht hatte und er geglaubt hatte, dass alles wieder gut werden würde.
Louis schaute Harry überrascht und hoffnungsvoll gleichzeitig an.
"Wirklich? Ich meine ich- "
"Ja, Louis ich habe dir vergeben, aber ich kann das was du getan hast nicht vergessen. Ich kann dir keine Chance mehr geben, weil ich das nicht mit mir selbst vereinbaren kann. Ich möchte einfach nicht, dass mein Herz nochmal gebrochen wird. Das könnte ich mir nie verzeihen".
In diesem Moment fiel Louis wieder ein Stück in sich zusammen.
"Es tut mir leid, Lou!"
Louis blaue Augen glänzten verdächtig. Und Harry musste sich wirklich zusammen reißen, stark zu bleiben.
„Ich verstehe das, wirklich. Aber ich habe auch gesagt, dass ich um dich kämpfen werde, Harry. Ich werde jetzt nicht so einfach aufgeben, nicht bevor ich dich zurück gewonnen habe. Ich habe nicht vor dir nochmal das Herz zu brechen. Niemals!"
Louis ging ein Stück auf Harry zu und strich ihm vorsichtig über die Wange. Harrys Haut begann zu kribbeln und ein warmes Gefühl bereitete sich in seinem Inneren aus.
"Ich liebe dich, Harry Styles!", flüsterte er, ehe er seine Hand von Harrys Wange nahm und sich umdrehte.
Harry beobachtete seinen Ex-Freund, wie er das Haus verließ und wusste, dass Louis es schaffen würde. Er würde es schaffen Harry zurück zugewinnen. Vielleicht nicht sofort, aber in ein paar Wochen oder Monaten Zeit. Und als Louis die Haustür hinter sich zu zog, flüsterte Harry: "Ich liebe dich auch, Louis Tomlinson!"
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Fight For You (Larry OS)
FanfictionVor fast eineinhalb Jahren hat Louis Harry das Herz gebrochen. Jetzt möchte er sich bei Harry entschuldigen. Ein Larry Stylinson One Shot.