Kapitel 5

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Madisons POV:

Wie jeden Sonntag war ich zum Essen bei meinen Eltern eingeladen. Auch wenn ich nicht immer konnte, eben wegen der Arbeit stand für mich totzdem immer ein Teller auf dem Tisch bereit. Natürlich flog ich nicht jede Woche nach Kanada um bei meinen Eltern beim Essen aufzukreuzen. Das Geschäft meines Vaters lief gut. So gut dass er vor einem Jahr nach Korea expandiert hat. Seitdem lebt er und meine Mutter hier.

Meine Mutter hatte sogar wieder das Arbeiten angefangen. Erst jobbte sie nur nebenbei in einer Bäckerei, mitlerweile hatte sie aber ein eigenes kleines Café in der Nähe des Hangangriver. Es war perfekt für sie. Schließlich hatte ich ihre Backkünste immer geliebt und sicher liebten andere ihr Gebäck genau so sehr wie ich.

Lächelnd füllte sie meinen Teller. Sie freute sich immer wenn ich zum essen kommen konnte. Auch wenn ich meine Eltern jetzt wieder öffter sah war meine Bindung zu ihnen genau so stark wie vorher und ich genoss es in ihrer nähe zu sein. Trotzdem hatte sich etwas verändert.

Seit vier Monaten waren die Gespräche meist eintönig. Es ging immer um das selbe Thema. Am liebsten würde ich diesem einfach aus dem Weg gehen. Ich nahm die Flasche Soju die bei meinem Vater stand und schenkte mir ein.

Tadelnd schnalzte meine Mutter mit der Zunge. Ich ignorierte sie gekonnt und fing an in meinem Essen rum zu stochern. Alleine wegen dem Kaloringehalt würde ich morgen eine Stunde länger laufen müssen.

,,Wieso ist dein Verlobter denn heute nicht dabei?" fragte mein Vater zynisch. Er stellte die Frage nur aus Höflichkeit, denn eigentlich interessierte es ihn nicht wirklich. Mein Eltern hielten nicht viel vom Eun-Woo und hielten mir das bei jedem Essen vor an dem er nicht teilnahm auch vor.

Dabei hatte er eigentlich gar nichts falsch gemacht. Im Gegenteil er hatte sich sehr viel Mühe gegeben alles richtig zu machen. Kaufte meiner Mutter Schmuck und meinem Vater einen Bonsai. Natürlich hatte ich ihm dabei geholfen. Trotzdem hielt ihn mein Vater für einen Schleimer, einen Taugenichts und Bengel.

,,Er hat noch zutun." erklärte ich knapp. Am besten wollte ich dem Gespräch so gut es eben ging aus dem Weg gehen. Doch mein Vater dachte gar nicht erst daran das Gespräch so auf sich beruhen zu lassen. ,,Also hat der Junge es nicht mal nötig hier aufzukreuzen. Ist ihm wohl zu unwichtig." stach er nach.

,,Appa bitte." murmelte ich und trank mein Glas in einem Zug aus. ,,Du solltest nicht so viel trinken." meckerte er wieder, doch ich goss mir schon ein zweites ein. ,,Ich verstehe nicht wie du dich für diesen Taugenichts entscheiden konntest."

Schon seit dem Beginn unserer Beziehung sagte er dies schon. Ich wusste das er sich insgeheim schon auf Namjoon als seinen Schwiegersohn eingestellt hatte. Meine Eltern verstanden bis heute nicht wieso ich mich damals von ihm getrennt hatte.

,,Können wir dieses Gespräch bitte unterlassen?" jammerte ich und kippte das nächste Glas. Ein lauter Knall ließ mich aufzucken. Mein Vater hatte seine Faust auf den Tisch gehauen. ,,Du sollst nicht so viel trinken." wiederholte er.

Seufzend stellte das Glas ab. ,,Du würdest nicht trinken wenn du den richtigen Mann an deiner Seite hättest." meinte er während mit den Stäbchen nach einer Teigtasche griff. Das mit dem Trinken stimmte so nicht ganz. Eun-woo hasste es selbst wenn ich trank, er hatte allerdings mitlerweile aufgegeben mich nach jedem mal zu belehren.

,,Weißt du Namjoon hat mich die Woche wieder in meinem Café besucht. Er liebt die Zimtschnecken." versuchte meine Mutter das Gespräch in eine komplett falsche Richtung zu lenken. ,,Das interessiert mich nicht. Er ist nicht mein Freund." sagte ich knapp.

,,Er könnte es aber noch sein." zischte mein Vater. Er war anscheinend heute besonders auf Krawall aus. ,,Das reicht jetzt!" rief ich. ,,Ich hab mich damals von Namjoon getrennt. Ich werde Eun-Woo heiraten. So sieht es aus. So habe ich mich entschieden. Es ist mir egal ob ihr das akzeptier oder nicht!"

Meine Eltern sahen mich beide ziemlich entsetzt an. Das Entsetzen war ihnen ins Gesicht geschrieben wie die Traurigkeit über meine Worte. Mir war einmal die Meinung meiner Eltern sehr wichtig gewesen. Sicher würden meine Eltern mein Handeln nachvollziehen können wenn sie die Wahrheit wüssten, aber sie würden mir zu verstehen geben wollen dass es wichtigere Dinge im Leben gab als Karriere und da gehörte der Bereich Liebe ihrer Meinung nach eindeutig dazu.  

Sie würden mich nicht verstehen. Vermutlich würden mich einige nicht verstehen. Das war auch der Grund weshalb ich niemandem anderem davon erzählt hatte. Die Jungs hatten versucht mir beizubringen was Aufopferung bedeutete. In ihren Augen musste ich eine komplette Egoistin sein.

Momentan sahen sie mich als Miststück dass ihren Freund hintergangen hatte, nach dem Konzert für dass sie alle ihre Karriere riskiert haben. Es war ein Vertrauensbruch, den ich niemals wieder gutmachen konnte. Vielleicht dachte der ein oder andere sogar dass ich Namjoon damals mit Jong-Suk betrogen hatte. Das wusste ich nicht so genau, Jin hatte es mir nie erzählt. Vermutlich aus einem guten Grund.

,,Hör zu Kind-" fing meine Mutter an, aber mein Vater unterbrach sie. ,,Versetz dich doch mal in die Lage von uns!" er stand auf. Somit war es endgültig dass das gemütliche Abendessen nun beendet war.  ,,Seit vier Jahren bist du nicht mehr du selbst, änderst deine Träume und schmeißt alles hin, trennst dich von den Jungen den du so geliebt hast, kommst mit diesem Trottel vom Schauspieler an, willst ihn sogar heiraten. Denkst du wir machen uns keine Gedanken?"

Stille. Er schrie mich nicht offt an. Früher gar nicht. ,,Du trinkst, bist Abends offt lange weg, überarbeitest dich und dann auch noch diese Ta-" ,,Hör auf!" rief ich und hielt mir die Ohren zu. ,,Hör endlich auf." Er ging zu weit. Ich wollte es nicht hören.

Mein Vater deutete mit wutverzerrtem Gesicht auf das Klavier in der Ecke des Esszimmers. ,,Dann spiel uns etwas vor oder sing." Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht los zu weinen und starrte auf das Essen auf den Tisch hinab. ,,Glaubst du uns fällt nicht auf das du die Farbe rot seit Jahren nicht mehr getragen hast? Egal ob es ein Knopf, ein Tuch oder eine Spange ist? Merkst du nicht dass du nicht mehr du selbst bist?"

Kraftlos ließ er sich in den Stuhl zurück fallen. Sein Blutdruck machte mir Sorgen. ,,Appa...du solltest dich besser ausruhen." Er sollte sich doch nicht so aufregen und jetzt war ich auch noch der Grund dafür. ,,Madison du musst verstehen dass wir uns sorgen." meinte meine Mutter. Ihre Stimme war ruhig. Sie verlor selten die Fassung. ,,Wir wollen doch nur wissen was passiert ist. Wir sind deine Eltern, wir können dir helfen."

,,Eumma wenn ich könnte dann würde ich es doch! Aber was würde es bringen? Die Entscheidungen sind gefallen. Das Schicksal hat gewählt. Es gibt nichts was sich jetzt noch ändern lässt." ,,Geh." kam es leise von meinem Vater. Mein Herz blieb stehen. Nein ich konnte das gerade nicht richtig verstanden haben. ,,ICH SAGTE VERSCHWINDE!" schrie mein Vater aufgebracht und kehrte mir den Rücken zu. Mein Herz blutete. Es riss alle Narben auf. Wie konnte es nur passieren dass mein Vater und ich eines Tages so auseinander gehen würde?

Ich stand auf. Tränen kullerten über meine Wangen. ,,Sag einfach nichts uns geh." murmelte mein Vater wieder ruhiger, doch lag Trauer in seiner Stimme. Wenn ich mich nicht sehr entsinnte würde ich denken dass er weinte. Wie konnte ich nur jemals Tränen in die Augen meines Vaters bringen. Des Menschen der immer an mich geglaubt hatte. Wie konnte ich als Tochter nur dafür verantwortlich sein ihn zum Weinen zu bringen?

Zitternd griff ich nach meiner Tasche. Wegen seines Herzens wollte ich ihn nicht noch mehr aufregen und beschloss wirklich zu gehen. Ich verbeugte mich tief vor meinen Eltern und drehte mich zum gehen um. ,,Bring mir meine alte Tochter zurück." sagte er bevor ich die Tür hinter mir schloss und in Tränen ausbrach.

The Bright Love BTS FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt