Alte und Neue Lehrer Teil 1

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Da niemand Einspruch einlegt er machte sich die Gruppe um Eragon auf dem Weg zur Ratsinsel.
Der Einfachheit halber hatte der Anführer der Reiter in Übereinstimmung mit den Eldunari die Schutzzauber um die Felseninsel etwas gelockert. Ajescha und Lenjara mussten nicht schwimmend oder im Boot sind sie überqueren sondern konnten gemeinsam mit den ältesten Reitern des Ordens direkt zur Insel fliegen. Allerdings war es unausweichlich, dass Voratan, der immer noch Oberhaupt der Brutgruppe in der Ostmark war, und eine große Anzahl der das Tal bevölkern den wilden Drachen die Neuankömmlinge in Augenschein nahm.
Wie schon beim ersten Besuch seines Halbbruders kurz nach der Neugründung des Ordens bot sich ein fantastischer Anblick als sich die vier Drachenreiter auf den Rücken ihrer Seelengefährten der Insel näherten. Wilde Sculblaka erhoben sich von den umliegenden Bergen oder brachen unter donnerndem Gebrüll aus dem Wasser des Sees hervor, der in der Sonne wie flüssiges Silber glänzte. Jüngere Kinder des Himmels und des Feuers erhoben sich von Waldlichtungen und schlossen sich der Begrüßung an.
Es war Eragon unmöglich zu sagen wer aufgeregter war: Ajescha, die sich fast den Kopf von den Schultern drehte um Voratan und seine Artgenossen im Blick zu behalten oder ihrer Drachendame Lenjara. Die Kupferfarbenen war so nervös, dass sie kurzzeitig mit dem Flügelschlag aus dem Rhythmus geriet. Als erfahrene Fliegerinnen finden sie sich jedoch schnell wieder. Wohlwollende Gedanken brandeten dem ankommenden Donner von Reiterdrachen entgegen wie die Wellen an den Strand einer Küste.
Nachdem sie eine Weile das Schauspiel genossen hatten spürte Eragon, wie Murtaghs Geist ganz gezielt den Seinen suchte.
- "Der Anblick ist noch spektakulärer als bei unserem ersten Besuch hier." - lobte der ältere von Selenas Söhnen. - "Du kannst wirklich stolz sein kleiner Bruder." -
- "Danke. Dabei sind das noch nicht einmal alle wilden Drachen die dieses Tal zurzeit ihrer Heimat nennen." -
Nun Walter auch von Murtaghs Geist Überraschung herüber.
- "Das sind nicht alle?! Wo ist denn der Rest? Ich dachte die Ankunft einer Drachendame die zurzeit der alten Reiter geboren wurde, würde großes Interesse hervorrufen." -
- "Das tut es auch." - lachte Eragon. - "Aber die übrigen sind Drachen, deren Küken vor kurzer Zeit geschlüpft sind. Wir haben ja Marlena empfohlen Keanai und Irucan die Schlüpfling vorzustellen. So aufregend kann kein Anblick sein, dass eine Drachenmutter ihren Nachwuchs vernachlässigt." -
Zustimmung aus Murtaghs Geist und tief empfundene Bestätigung von Dorn waren die Antworten die Eragon erhielt.
Während sie weiterhin das farbenprächtige Schauspiel der wilden Drachen genossen, die sich immer wieder dem ankommenden Donner näherten, mit schnaubendden Atemzügen den Geruch der Neuankömmlinge ausogen und sich dann wieder entfernten, dachte Eragon darüber nach ob er seinen Bruder auf ein anderes Thema ansprechen sollte, dass sein Interesse erregt hatte. Murtagh schien ein gewisses Interesse für Ajescha entwickelt zu haben. Zu gern hätte Eragon ergründet wie tief diese Gefühle bereits gingen doch gerade als er fragen wollte erklang Saphiras Stimme nur in den Gedanken ihres Reiters:
- "Fragt nicht Kleiner." -
- "Warum nicht? Es ist doch nichts Unschickliches."-
- "Das sage ich ja auch nicht." - beschwichtigte Saphira ihren Seelengefährten. - "Ich denke nur das ist der falsche Zeitpunkt ist um über so etwas zu reden. Es ist zu früh. Denk daran, dass Murtagh gerade erst Nasuada verloren hat. Es ist nur natürlich, dass du dir wünschst, dass er jemand neuen kennen lernt der ihm wieder ins Leben zurückgeholt aber ich denke, das ist das beste wäre im Augenblick keinen Einfluss auf das zu nehmen was auch immer im Herzen deines Bruders vorhanden ist oder auch nicht. Vielleicht weiß er es im Augenblick nämlich selbst nicht. Gibt Ajescha ihm nur ein vertrautes Gefühl von Wärme welches er von Nasuada Herr vermisst? Oder ist es wie es in diesem elfischen Gedicht heißt: Jede Liebe ist eine neue Blume die aus der Erde hervor bricht. Keine ist wie die andere, jede einzigartig und gehört nur einer Person." -
Die Zeile die Saphira zitiert hatte gehörte in der Tat zu einem Werk der elfischen Poesie, dass Eragon besonders liebte. Es wunderte der Reiter allerdings etwas, das Saphira darüber Bescheid wusste. Die Drachendame hatte stets nur begrenztes Interesse für Lied- oder Dichtkunst gehabt.
Saphira kicherte als sie die Gedanken ihres Reiters auffing.
- "So oft wie du deiner Elfe etwas vorsäuselst Kleiner ist es voll kommen ausgeschlossen, dass ich nicht das eine oder andere auffange. Ich glaube dieses spezielle Gedicht hast du zuletzt vor zwei Tagen nach dem Abendbrot rezitiert. Du weißt doch, Arya wollte noch etwas arbeiten du bist zu ihr getreten hast angefangen dieses Gedicht vor zu sagen und bereits nach drei Zeilen Wart ihr zwei der Meinung das ihr sofort zu Bett gehen müsst. Eigentlich war es noch viel zu früh aber ich glaube ihr seid auch nicht zum schlafen dort gewesen oder?" -
Erneut lachte die blaue Drachendame als sie erkannte, dass es ihr gelungen war ihren Reiter in Verlegenheit zu bringen. Eragon wusste nur zu gut von welchem Abend seine Seelengefährtin da sprach.
Wieder etwas ernster kam Saphira jedoch zum eigentlichen Thema zurück.
- "Es mag durchaus sein, dass in der Seele deines Bruders etwas keimt aber als ehemaliger Bauernjunge solltest du wissen, dass es ein Stadium gibt indem jeder Versuch einen frischen Sprössling zu unterstützen fatale Folgen haben kann. Ich weiß du willst Murtagh nur helfen aber ich denke dass es der falsche Zeitpunkt wäre ihn jetzt auf dieses Thema anzusprechen." -
Die Anspielung auf die Aufzucht von Pflanzen vermittelte Eragon in der Tat einen genauen Eindruck davon was Saphira meinte und er konnte ihr nur zustimmen. Ganz gleich was Murtagh im Augenblick empfand der Teil seiner Seele in der dieses Gefühl heran wuchs war erst vor kurzem verwundet worden. Ein Versuch mit ihm über diesen Punkt zu reden hätte dazu führen können, dass Dorns Reiter sich vor diesem neuen Gefühl vollständig verschloss oder etwas umarmte, wofür er noch nicht bereit war.
- "Ich danke dir für deinen Rat Saphira. Ich denke ich werde Murtagh nur vor seiner Abreise noch mal daran erinnern, dass er in mir einen vertrauenswürdigen Gesprächspartner hat wenn er einen solchen sucht." -
Eine Welle von Zufriedenheit und Zustimmung flutete Eragon aus dem Geist der blauen Drachendame entgegen. Inzwischen hatten die wilden Drachen ihre Begrüßung beendet und der Donner der ankommenden Reiterdrachen näherte sich dem Eingang zu Ratshöhle.






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Selena hatte es nicht lange in dem Zimmer ausgehalten welches wir Onkel für Sie vorbereitet hatte. Zwar war es eine wunderbare Unterkunft aber ein einzelnes Zimmer konnte kaum so aufregend sein wie die Stadt ist der nie die sich unter dem Plateau ausbreitete. In Alagaesia erzählte man sich die fantastischen Geschichten über die Heimat der Drachenreiter und Selena hatte vor herauszufinden welcher Teil dieser Geschichten der Wahrheit entsprach.
Wenig später schlenderte die junge Frau über den Marktplatz der an diesem Tag gut besucht war. Besonderes Interesse erregte bei der junge Frau ein Stand, an dem wirklich einzigartige Schmuckstücke zum Kauf angeboten wurden. Ein elfischer Goldschmied hatte sich mit einem Zwerg zusammen getan, der ebenfalls auf die Herstellung von Schmuck spezialisiert war. Das kleinwüchsige Volk des Beorgebirges bevorzugte allerdings Schmuckstücke die aus dem für sie edelsten Material hergestellt waren nämlich Stein. Die beiden Handwerker hatten nun die Künste der Elfen und der Zwerge miteinander kombiniert und eine beeindruckende Mischung aus edlen Metallen und den verschiedensten Steinarten geschaffen. Selena musste lächeln als sie die Ausstellungsstücke bewunderte. Sie war zwar eine junge Gräfin doch hatte sie auf ihren Adelstitel nie besonders viel Wert gelegt. Dennoch hatte sie genug Einblick in das Fegefeuer der Eitelkeiten gefunden um sicher zu sein, das sobald die Erzeugnisse dieser beiden Handwerker ihren Weg nach Alagaesia gefunden hatten es schlichtweg zum guten Ton gehören würde derartige Schmuckstücke zu besitzen.
An einem anderen Stand des Marktes wurde mit den neuesten Errungenschaften aus Cosaria gehandelt. Selena gönnte sich zwei der länglichen gelben Früchte und zog sich mit ihrer Neuerwerbung an den Rand des Marktes zurück. Mit dem Rücken an einer Hauswand gelehnt genoss sie die süßen Früchte und blickte sich, nachdem sie ihr Mal, beendet hatte nach einer Möglichkeit um die ungenießbaren Schalen zu entsorgen. Als sie sich suchend umdrehte schrack sie etwas zusammen. Eine braun gelockte Frau stand direkt vor ihr und hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
"War ja nur eine Frage der Zeit." sagte die Unbekannte und musterte ihr gegenüber von der Sohle bis zum Scheitel. "Hast du mich also endlich aufgestöbert. Tja, dann ist es mit meiner Ruhe jetzt wohl vorbei."
"Äh...." war alles was Selena hervorbringen konnte. Die Direktheit dieser unbekannten setzte sie einfach macht. Erschwerend kam aber das Gefühl hinzu, dass sie, obwohl sie dieser Frau noch nie begegnet war, wissen müsste mit wem sie es da zu tun hatte.
"Ich hoffe das ist nicht dein Name." antwortete die braunhaarige Frau auf Selenas hilflose Äußerung.
"Nein, mein Name ist Selena Katrinatochter. Ich komm aus dem Palancartal."
Die unbekannte Frau schlug eine Hand vors Gesicht und schüttelte hilflos den Kopf.
"Also aus Rorans Wurf! Sag mal Mädchen, diese unheimliche Kreativität wenn es um Namensgebung geht liegt über euch in der Familie oder was? Eine blaue Drachendame nennt man Saphira, ein Tal dass im Osten liegt Ostmark und ein Schwert dass die mehr als Nerven aufreibende Fähigkeit besitzt in Flammen aufzugehen Brisingr. Und was die Kinder betrifft man nur in den seltensten Fällen neue Namen bei ihnen man wiederholt lieber die der Eltern Großeltern und vielleicht sogar noch der Urgroßeltern! Ich hoffe Du bist etwas einfallsreicher. Jetzt komm! Wir haben viel zu besprechen."

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt