Ankunft und Neue Gemeimnisse Teil 2

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Eragon und Arya hatten ihre Erklärungen zu den Eldunari beendet und beobachteten nun die Reaktion von Ajescha und ihrer Drachendame. Die fremde Reiterin des Nordens schwieg. Ihr Blick wanderte ins Leere und man konnte förmlich die trüben Gedanken in ihren Augen vorbeiziehen sehen.
Die kupferfarbenen Lenjara betrachtete eingehend die Stelle ihres Brustkorbes, wo sich ihr eigenes Herz der Herzen in ihrem Fleisch versteckte.
- "So würde ich nicht leben wollen." - murmelte die alte Drachendame schließlich. - "So völlig angewiesen sein auf jemand anderen?" -
Lenjara schüttelte ihren Kopf dass die Schuppen raschelten und ein Teil ihrer kupferfarbenen Panzerung stellte sich leicht auf wie bei einem Menschen der eine Gänsehaut bekam.
"Das verstehe ich." flüsterte Ajescha und Strich gedankenverloren über die Schuppen ihrer Drachendame die sich hinter ihn niedergelassen hatte.
Eragon, Murtagh, Arya und Ajescha saßen in der Sitzgruppe am Rande des Plateaus. Ihre Seelengefährten hatten sich nach einer angeregten Unterhaltung zu ihnen gesellt.
- "Das kann ich verstehen alter-Körper-junger-Geist-Lenjara." - äußerte sich Saphira. - "Ich würde mich so hilflos auch nicht wohl fühlen. Zum Glück hat mein Kleiner einen Zauber entwickelt, der unseren Brüdern und Schwestern zumindest ein gewisses Maß an Selbstständigkeit wiedergibt." -
Während Eragon noch darüber schmunzelte, das Saphira auch in dieser Situation seinen alten Kosenamen verwendete richtete sich Lenjaras neugieriger Blick auf den Anführer des neuen Ordens.
- "Was meint eure Drachendame damit Arget Un Eragon?" -
- "Nun Lenjara, ich bin zwar sehr geehrte durch das Vertrauen, dass mir die Seelenhort entgegenbringen aber ich achte das Volk der Drachen zu sehr als dass ich vergessen würde, dass jeder Sohn und jede Tochter des Himmels und des Feuers den Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit im Herzen trägt. Deshalb habe ich gewisse Zauber entwickelt die die Seelenhorten aus ihrer eigenen Kraft heraus speisen können. Sie können sich selbst einen Körper aus Licht erschaffen und Sinneseindrücke wahrnehmen. Außerdem können sie mit der Umwelt kommunizieren ohne jeden direkt Zugriff auf ihre Gedanken und Gefühle geben zu müssen." -
"Ihr habt offenbar im Überfluss was Galbatorix gänzlich vermissen ließ Arget Un Eragon." sagte Ajescha anerkennend. "Nämlich Respekt vor den Drachen. Wie kann Galbatorix behaupten dieses Volk zu lieben und sich um seine Zukunft zu sorgen und dann so etwas tun. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie die Drachen in seiner Gefangenschaft gelitten haben müssen."
"Durchaus richtig Ajescha- Nansana (geschlechtsneutrale Anrede für einen Elfen gleichen Alters, den man für seine Leistungen respektiert aber dennoch Gehorsam von ihm fordert)" betonte Arya. "Man muss sich nur die schrecklichen Veränderungen im verbotenen Wald außerhalb der Ostmark ansehen um zu begreifen wie groß das Lleid war, dass der Verräter verursacht hat. Ich hoffe ihr versteht vor diesem Hintergrund warum wir von jedem Reiter einen Schwur in der alten Sprache fordern der in dieses Geheimnis eingeweiht wird. Galbatorix hätte nie so viel Angst und Schrecken verbreiten können ohne seinen Missbrauch der Eldunari! So etwas darf sich auf keinen Fall wiederholen."
"Natürlich verstehen wir das Meisterin." versicherte Ajescha. "Aber habt ihr kein Vertrauen zu meinem Sohn? Warum hatte ihn nicht informiert."
"Wie bitte bereits gesagt haben Ajescha hat unser Schweigen gegenüber hinein nichts mit Misstrauen ihm gegenüber zu tun." beteuerte Eragon entschlossen. "Er und sein Drache sind unserer Meinung nach noch zu jung um dieses Geheimnis zu erfahren. Sicher mag deine Ausbildung Ajescha und die deiner Drachendame noch unvollständig sein aber ihr habt viele Sommer gesehen und Verantwortung getragen für die Gruppe von Überlebenden die ihr lange beschützt habt. Keanai würde vielleicht noch begreifen warum dies ein heiliges Geheimnis ist aber Irucan ist in seinem jugendlichen Übermut kaum zu bremsen. Er würde vielleicht auf den Gedanken kommen seinen Seelenhort auszuspeihen einfach nur um zu sehen ob er es kann. Das wäre in seinem Alter aber fatal! Es ist ein Vorgang denn nicht wieder rückgängig gemacht werden kann! Dazu kommt noch, dass sein Verstand noch in sehr kindlichen Bahnen verläuft. Das ist für einen Sculblaka seines Alters völlig normal nur entwickelt sich der Eldunari eines Drachen genau wie der Körper erst langsam weiter. Ein Eldunari, der nicht mehr im Fleisch eines Drachen verborgen ist kann sich nicht mehr weiter entwickeln. Irucans Körper würde vielleicht weiterwachsen aber sein Verstand würde einen Punkt erreichen wo er nicht mehr mithalten kann. Es ist sogar denkbar, dass er was Intelligenz und Reife betrifft regelrecht zurückbleiben würde, wenn er jetzt aus Übermut einen Fehler beginge."
"- Da hab die auf jeden Fall richtig gehandelt Arget Un Eragon." - bekräftigte Lenjara. - "Ich sorge mich um den Kleinen als wäre mein eigenes Küken unter Übermut kennt in der Tat keine Grenzen. Es ist wirklich besser wenn er erst später von diesen Dingen erfährt. Ich hätte aber noch eine Frage zu diesem Zauber den ihr für die Seelenhort entwickelt habt. Könnte man diesem Zauber auch auf einen Eldunari anwenden der noch im Fleisch eines Drachen steckt? Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich wüsste dass selbst wenn man mich zwingt meinen Seelenhort auszuspeihen, ich nicht sofort in eine Situation der Hilflosigkeit gerate."
Eragon nickte. Mit dieser Frage hatte er gerechnet. Lenjara war nicht der erste Drache die die Aussicht auf Hilflosigkeit in ihrem Seelenhort mit Unbehagen erfüllte. Bereits vor etlichen Sommern waren vor allem junge Wilde Drachen aus ganz Alagaesia zur Ostmark gekommen und hatten ihre Sorgen dem Anführer der Reiter vorgetragen.
Als vor Jahren, unmittelbar nach der Neugründung des Drachenreiterordens die erste Gruppe von wilden Drachen, mit Rahner dem Schwarzen an der Spitze, das Tal der Wiedergeburt des Drachenvolkes verließ hatte Rahner Saphira und Eragon versprochen, dass kein Drache geboren würde ohne den Namen des Reiters zu kennen der Galbatorix besiegt hatte und kein Küken schlüpfen würde, ohne zu wissen, dass Saphira Schimmerschuppe die Mutter der Wiedergeburt des Drachenvolkes war. Dieses Versprechen hatte der mächtige Drache eingehalten.
Eben aufgrund dieser Tatsache vertrauten gebeten Drachen Eragon und Saphira auf eine Weise, die einzigartig war.
Eragon hatte auf Bitten der wilden Drachen schließlich einen Zauber formuliert, den man um den Eldunari eines noch im Fleisch lebenden Drachens legen konnte und so gewährleisten konnte, das der betreffende Sculblaka wenn er seinen Eldunari ausschied ähnliche Fähigkeiten haben würde wie die Drachen das Ältestenrates.
"Diese Möglichkeit besteht durchaus. Aber es ist Tradition, das bei Drachen die sich ein Reiter gewählt haben eben dieser den Zauber wirkt. Mein Bruder hat mir eine recht gute Übersicht über eure Fähigkeiten gegeben Ajescha und im Augenblick würde euch dieser Zauber noch überfordern. Wir beherrscht zwar die meisten Begriffe die sich in der Umwelt finden. Zum Beispiel Worte für Wasser, Feuer, Holz oder Ähnliches. Was euch aber noch fehlt sind eben die Zauber des Schaffens und Bildens. Eine gewisse Kenntnis dieser Zauber ist aber notwendig um die Vorsichtsmaßnahme treffen zu können die du dir wünschst Lenjara. Ich denke, das wird damit bei einem Kernthema eures Hierseins angekommen sind. Wie es mit euch weitergehen soll und wie eure Ausbildung vonstatten gehen soll. Ich denke das dies ein Punkt in unserer Unterhaltung ist, wo wir uns auf den Weg zum Ältestenrat machen sollten."

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt