Der ankommende Donner setzte in angemessener Entfernung zu den Palisaden auf. Die Drachen ließen ihre Reiter absteigen und platzierten sich dann würde voll hinter ihren jeweiligen Seelenpartnern. Irucan bildete die einzige Ausnahme. Der junge Drache hatte auf der grasbewachsenen Ebene eine Maus entdeckt, die die Erschütterung der Drachenlandung an die Oberfläche getrieben hatte. Sofort packte Jagdfieber den Jungdrachen und er verfolgte das kleine Nagetiere bis es wieder in seinem Loch verschwand.
Irucan schien jedoch fest entschlossen zu sein seine Beute nicht entkommen zu lassen und begann zu graben. Schon bald steckte der dunkelblaue Jungdrachen bis zu den Vorderbeinen in dem Erdloch und strebte mit schnauben denn Atemzügen weiter in die Tiefe.
Eine Weile beobachtete Marlena lächelnd die Höhlenforschung des jungen Sculblaka doch schließlich erregte das Geräusch eines schweren Tores das geöffnet wurde ihre Aufmerksamkeit. In der Palisade hatte sich ein Zugang geöffnet und drei Gestalten die dieselbe einfache Lederkleidung trugen wie Ajescha und ihr Sohn traten heraus. Alle waren mit den primitiven Speeren bewaffnet die auch Keanai bereits als Waffe gedient hatten.
Interessiert musterte Marlene die Neuankömmlinge. Es handelte sich um zwei Männer und eine Frau. Der Mittlere der drei war der größte der Gruppe. Er hatte schulterlange dunkle Haare einen Kinnbart und schien ein Mensch auf dem Höhepunkt seiner Vitalität und Kraft zu sein. Rechts von ihm ging ein etwas jüngerer ebenfalls schwarzhaarige Mann, dessen Kinn allerdings glatt rasiert war.
Den Abschluss der Gruppe bildete eine ältere Frau, die von den drei Fremden offensichtlich die meisten Sommer gesehen hatte. Feine Falten zogen sich über ihr Gesicht und ihr langes Haar war silbergrau und zu einem Zopf geflochten.
Berliner spürte Gesicht Keanai zu ihr herüberbeugte und ihr im Flüsterton die Neuankömmlinge vorstellte:
"Der mittlere Mann heißt Siskar. Er ist gegenwärtig der Vorsitzende des Rates unserer Dorfältesten. Er war ein guter Freund eines Vaters. Man könnte ihn quasi meinen Onkel nennen auch wenn wir nicht blutsverwandt sind. Der andere Mann heißt Tocram. Auch ein Mitglied unseres Rates. Die ältere Frau heißt Narna. Sie ist das älteste und angesehenste Mitglied des Rates. Außerdem ist sie die erfahrenste Heilerin in unserem Dorf. Man sieht es ihr heute nicht mehr an, weil es schon so lange her ist aber sie war mal die Schülerin meiner Mutter. Sie hat als einzige von uns außer meiner Mutter und mir eine Begabung für Magie. Was sie weiß hat sie von meiner Mutter gelernt. Sie gehört für mich praktisch auch zur Familie."
Marlene nickte dem anderen Drachenreiter dankbar zu und konzentrierte sich wieder auf die Neuankömmlinge. Besonders die alte Narna faszinierte sie. Was für eine merkwürdige Freundschaft musste sich zwischen ihr und Ajescha entwickelt haben. Sicherlich war die Drachenreiterin Zeuge gewesen als diese Frau, die nun reich an Jahren war, das Licht der Welt erblickt hatte. Sie musste ihre Kindheit verfolgt haben und schließlich aber Ajescha zu ihrer Lehrerin geworden als sich die magische Begabung von Narna offenbarte. Die Zeit war weiter fortgeschritten und die Magierin gealtert. Marlena kam nicht umhin sich zu Fragen wie sich die beiden Frauen nun gegenüberstanden. Sah Narna noch immer eine Mentorin in der Drachenreiterin oder hatte sich das Band ihrer Freundschaft so verschoben, dass Ajeschas nun Zunahme auf blickte wie beispielsweise zu einer Mutter?
- "Interessante Fragen." - murmelte Alonvy, die die Gedanken ihrer Seelengefährtin verfolgt hatte. - "Mir wird zum ersten Mal klar, wie schwierig es für Menschen oder andere sterbliche Wesen sein muss zum Drachenreiter erwählt zu werden." - antwortete die junge Halbling. - "Es muss wirklich ein fundamentaler Wandel mit einem Menschen vorgehen wenn ihn ein Drache auswählt. Er oder sie muss praktisch seine gesamte Sichtweise auf das Leben ändern." -
Abermals signalisierte Alonvy Zustimmung und fügte an: - "Ich entwickle einen neuen Respekt für Ajescha. Ihre Ausbildung mag noch einige Defizite aufweisen aber ganz ohne Zweifel hat sie gemeinsam mit Lenjara einige Herausforderungen gemeistert ohne dass ihr jemand mit Erfahrung zu Seite stand." -
Stumm stimmten Marlena ihrer Drachendame zu und gestand sich selbst gegenüber ein, dass sie die Sache so noch überhaupt nicht betrachtet hatte.
Für weitere tief schürfende Überlegungen blieb allerdings keine Zeit. Die drei Dorfbewohner hatten die Gruppe erreicht und Ajescha trat einen Schritt auf sie zu. Alle drei blickten die Drachenreiterin mit großem Ernst an. Wiedersehensfreude stand zunächst einmal keinem ins Gesicht geschrieben.
Etwas beunruhigt beobachtete die junge Drachenreiterin das weitere Geschehen.
Siskar und Ajescha waren inzwischen aufeinander zu betreten und musterten sich einige Augenblicke schweigend.
"Die Sonne steht hoch am Himmel." sagte der bärtige Mann schließlich.
Ein Gefühl der Verwirrung überkam Marlena. Dieser Ausspruch des Dorfältesten kam ihr geradezu sinnlos vor. Noch bevor sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte antwortete Ajescha jedoch: "Und das Eis ist ziemlich glatt."
Ein weiterer, scheinbar sinnloser Ausspruch, der allerdings eine beeindruckende Wirkung zeigte. Von einem Augenblick zum anderen änderte sich das Verhalten der drei Dorfbewohner vollständig. Freudiges Lächeln breitete sich auf den drei Gesichtern aus, Wiedersehensfreude flammte so plötzlich auf, dass es fast erschreckend wirkte und Ajescha und die drei Dorfältesten versanken in einem Wirbel aus Umarmungen und Schulterklopfen.
"War das gerade so etwas wie eine geheime Parole?" wollte Marlena von Keanai wissen.
Dieser grinste nur und nickte.
"Mutter hat sie bevor wir aufgebrochen sind mit dem Ältestenrat vereinbart. So hätte sie mit einer anderen Antwort signalisieren können ob sie vielleicht gezwungen wurde Fremde hierher zu führen."
Marlena bestätigte mit einem nicken, da sie verstanden hatte und erneut machten sich zwiespältige Gefühle bei ihr breit. Zum einen war es natürlich beeindruckend wie sehr sich Ajescha um diese Kolonie sorgte. Es machte aber auch deutlich wie tief Vorsicht vor der übrigen Welt diesen Menschen ins Blut geschrieben war. Natürlich war es für die junge Drachenreiterin fraglich ob diese Maßnahme überhaupt einen Sinn gehabt hätte gegen Galbatorix und seine Wyrdfel. Mit Sicherheit hätte der dunkle König den Geist einer gefangenen Drachenreiterin durchsucht und wäre über diese Losung gestolpert aber glücklicherweise war die Gefahr der Verräter schon vor Jahren gebannt worden.
Ajescha kehrte nun zu ihren Reisebegleitern zurück und stellte Murtagh und Marlena vor. Überraschend viel Offenheit lag plötzlich in den Gesichtern der Dorfältesten. Fühlten sich auch die Bewohner des Dorffesin ihrer Isolation unwohl? Freuen Sie sich vielleicht sogar über die Möglichkeit sich nun wieder der Welt zu öffnen? Fragen auf die Marlena keine Antwort hatte. Sie hoffte durch weitere Gespräche und Beobachtungen mehr zu erfahren.
Siskar begrüßte zunächst Murtagh und verneigte sich auch respektvoll vor Dorn.
"Dorn, ein interessanter Name." steuerte Tocram zur Unterhaltung bei.
- "Nur in den Augen meiner Feinde und der Feinde meines Reiters." - übermittelte der rote Drache direkt auf der geistigen Ebene und zwinkerte dem jüngeren Mitglied der Gruppe wohlwollend zu.
Dieser verneigte sich daraufhin nochmal vor Dorn und bedankte sich für die direkte Ansprache.
Murtagh hatte indessen einige Worte mit Siskar gewechselt und der Vorsitzende des Rates hatte erklärt, dass die übrigen Dorfbewohner bereits auf einem Versammlungs Platz auf die Neuankömmlinge warteten. Dort sollten die Drachenreiter dann auch erklären welche Hilfen sie anzubieten hatten.
Nachdem dies geklärt war wanderte die Aufmerksamkeit des hoch gewachsenen Mannes zu Marlena. Deutlich spürte die junge Halbling die jedes Anzeichen ihres elfischen Erbes auf großes Interesse stieß.
"Willst Du das Mädchen weiter nur an gaffen oder vielleicht auch ein paar Worte zur Begrüßung sagen."
Die etwas schroffen Worte stammten von Narna und Marlena fühlte sich sofort an ihre Patentante die elfische Schmiedin Runön erinnert. Damit war es für die junge Halbling beschlossene Sache, dass sie dieses Mitglied des Ältestenrats schon einmal mochte.
Siskar errötete leicht und sagte dann:
"Natürlich begrüßen wir auch euch recht herzlich Drachenreiterin. Ihr müsst mir verzeihen, wenn wir euch so anstarren aber wir haben noch nie ein Mitglied aus dem Volk gesehen, dass man wohl Elfen nennt. Ajescha hat uns zwar von den anderen Völkern erzählt aber gesehen haben wir noch niemanden der nicht auch in unserem Dorf geboren worden ist. Ihr seid doch eine Elfe oder?"
"Zum Teil." räumte Marlena ein und bemühte sich offen und freundlich Auskunft zu geben. "Meine Mutter ist eine Elfe und mein Vater zumindest zum Teil. Geboren wurde er allerdings als Mensch."
"Du musst wissen Siskar, die junge Marlena hier ist die Tochter des neuen Oberhaupts der Drachenreiter. Ihr Vater ist auch der Mann, der Galbatorix besiegt hat." erklärte Ajescha und löste damit eine Reaktion bei Siskar und Tocram aus, die Marlena ein wenig peinlich war. Wiederum stand sie im Zentrum des Interesses der beiden Männer deren Augen nun Überraschung und Bewunderung geweitet waren.
"Na wunderbar Ajescha!" platzte Narna in die fast andächtige Stille. " Den beiden noch einen Grund gegeben das arme Mädchen anzustarren."
Eine Welle der erheiterung löste die angespannte Situation zu Marlenas Erleichterung etwas auf. Siskar trat etwas näher und ergriff mit beiden Händen Marlenas rechter Hand.
"Ich muss mich nochmal bei euch entschuldigen Marlena. Narna hat ganz recht wenn sie uns vorwirft, unhöflich zu sein. Ihr müsst nur verstehen, der den ihr Galbatorix nennt wir haben ihn zwar nie gesehen aber im Grunde lag sein Schatten immer über unserem Dorf. Die Überlebenden die sich hierher geflüchtet haben erzählten ihren Nachkommen von der Stunde als der schwarze Schatten über unser Dorf glitt und fast alles Leben auslöschte. Ich selbst habe diese Geschichte von meinem Vater immer wieder gehört, solange ich zurückdenken kann. Galbatorix ist für uns mehr als nur ein Mann oder ein tyrannischen Herrscher. Er ist für uns im Grunde so etwas wie ein Dämon, den wir von Kindesbeinen an gefürchtet haben. Als Ajescha uns eine Nachricht schickte, die besagte das dieser dunkle Schatten für immer von uns gewichen sei....."
Siskar suchte nach den richtigen Worten und Tocram kam ihm zu Hilfe.
"Wir konnten es kaum glauben. All die Angst, die Vorsicht sollte auf einmal nicht mehr notwendig sein für unser Überleben? Sicher, wir haben zu keinem Zeitpunkt bezweifelt das Ajescha und die Wahrheit sagt aber...."
Nun geriet der jüngere der beiden Männer ins Stocken und Siskar übernahm wieder für ihn:
"Um ein altes Sprichwort unserer Vorfahren zu bemühen: Die Worte hörten wir wohl allein uns fehlte der Glaube. Jetzt jemanden vor mir zu sehen, der direkt von dem Mann abstammt, der den Albtraum einer Kinderjahre besiegt hat ist...... Zum ersten Mal, begreife ich, das es wirklich die Wahrheit ist."
Marlena hatte den übermächtigen Wunsch den herzlichen Händedruck zu entkommen und sich am liebsten in dem Loch zu verkriechen, in den Irucan bereits bis zu den Hinterbeinen verschwunden war. In dem Bemühen etwas von der Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf ein anderes Ziel zu richten antwortete sie:
"Ihr müsst euch für nichts entschuldigen. Aber mein Onkel sollte auch euer Interesse finden. Er hat schließlich zusammen mit meinem Vater den Sieg über Galbatorix erst möglich gemacht."
Damit rückt du Murtagh in das Zentrum der Bewunderung und Marlena konnte ihren Oheim deutlich ansehen, dass es für den Reiter des Roten Drachen eine absolut neue Erfahrung war für seine Taten und die seiner Verwandten bewundert zu werden.
- "Naja, Morzans Erbe ist kein leichtes." - sagte Alonvy.
- "Aber er ist der einzige faule Apfel des Familienstammbaums und es ist nicht gerecht, dass man mein Onkel ständig nur nach seinem Vater beurteilt. Er hatte eine Mutter die sich leidenschaftlich für ihre Söhne eingesetzt hat, ein Bruder der ihn liebt, einen Sohn dem man schon heute mit der gleichen Liebe begegnet wie seiner Mutter und dann sind da noch die alten Verwandten aus dem Palancartal. Ich finde eher hat es viel mehr verdient von diesen Leuten bewundert zu werden als ich. Ich bin nun mal nur einfach Eragons Tochter." -
Alonvys stieß ihrer Reiterin liebevoll mit der Schnauze an: - "Und du beweist gerade, dass Du auch kein fauler Apfel bis." -
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
FanfictionEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...